
© Till Goerke
Ende einer Ära: Landfleischerei Wolbeck schlachtet nicht mehr
Wirtschaft in Heek
1966 eröffnete die Fleischerei Wolbeck in der Dinkelgemeinde. Herbert Wolbeck führte das Geschäft. Und schlachtete noch selbst. Ende Mai war Schluss.
Fleischermeister Herbert Wolbeck und die Landfleischerei Wolbeck sind Institutionen in der Dinkelgemeinde. Seit 1966 öffnet die Fleischerei ihre Türen. Alleinstellungsmerkmal: Herbert Wolbeck schlachtet noch vor Ort selbst. Doch das ist jetzt Geschichte.
„Ich kann das einfach körperlich nicht mehr. Es wurde zu viel“, begründet Herbert Wolbeck seine gefasste Entscheidung im Gespräch mit der Redaktion. Man hört seiner Stimme an, dass ihm die Entscheidung nicht leichtfiel.
Der Betrieb läuft weiter
„Natürlich fällt mir das schwer. Ich bin ja auch schon stolz darauf, was ich mache.“ Oder besser gesagt: Was Herbert Wolbeck noch macht. In wenigen Wochen ist Schluss. Ende Mai 2022 war Feierabend. Säge, Beil und Bolzenschussgerät werden in der Fleischerei dann der Vergangenheit angehören.
Aber: Der Betrieb an sich läuft ganz normal weiter. Nach wie vor werden der Fleischermeister und sein Team selbst wursten. Schinken, Mettwurst, Dauerwurst, Kassler, Sülze oder Blutwurst werden nach bewährtem Rezept weiter hergestellt. Und die Qualität so gesichert, wie Herbert Wolbeck betont.

Die Leidenschaft an seiner Arbeit hat Herbert Wolbeck nicht verloren, aber gesundheitliche Probleme "zwingen" ihn dazu, das Schlachten aufzugeben. © Till Goerke
Das Fleisch der Schweine und Rinder, so erklärt der Fleischermeister, beziehe er weiterhin aus regionalen Betrieben, die sehr auf das Tierwohl achten würden. Dabei gehe es natürlich auch um die Qualitätssicherung.
Auch der Partyservice wird weiterlaufen. Ebenso das neue Standbein des Fleischmeisters: Grillseminare. Das stecke zwar noch in den Kinderschuhen, aber sei bereits ganz gut angelaufen. Gerade jetzt, wo es kaum noch Corona-Einschränkungen gibt, nehme es Schwung auf.
Auf die Warnsignale hören
Ohnehin, das machte Herbert Wolbeck bereits im November 2021 deutlich, als ihn die Redaktion im Betrieb bei einer Rinderschlachtung besuchte, könne man vom Schlachten und dem Verkauf alleine nicht leben. Mehrere Standbeine seien nötig.
Dass jetzt das Standbein „Schlachten“ wegbricht, sei schmerzhaft, aber der einzige Weg, die eigene Gesundheit zu schützen. Nach einem Krankenhausaufenthalt vor dem Weihnachtsfest 2021 reifte der Entschluss heran.

Der Betrieb in der Landfleischerei Wolbeck wird ganz normal weiterlaufen. Fleischermeister Herbert Wolbeck wird auch weiterhin selbst wursten. © Till Goerke
„Dieses Tag und Nacht arbeiten, praktisch ohne Pause, das macht den Rücken kaputt“, so Wolbeck. Irgendwann müsse man einfach auf die Warnsignale des eigenen Körpers hören. Auch, wenn es nicht leichtfalle.
Davon ab: Finanziell hat sich die Sache mit dem Schlachten ohnehin nicht gelohnt, wie der Fleischermeister schon 2021 berichtete. Die Tiere extern schlachten und zerlegen zu lassen, sei kostengünstiger als das selbst zu machen. Zudem würde es Zeit und Papierarbeit sparen.
Schlachten aus Idealismus
Lange trieb der Idealismus und die innere Überzeugung, alles selbst in der Hand zu haben, den Mittfünfziger an. Jetzt muss er jedoch der harten Arbeit Tribut zollen. Und wer eine Schlachtung mal gesehen hat (siehe Video), der weiß: Die Arbeit geht auf die Knochen. Und den Rücken.

Herbert Wolbeck bietet als neues Standbein Grillseminare an. © Herbert Wolbeck
Eines ist Herbert Wolbeck sehr wichtig: „Ich habe Bestandsschutz, dürfte weiterschlachten. Es gab nie Probleme mit der Hygiene oder irgendwelchen Auflagen.“ Den Eindruck hat auch die Redaktion beim Schlachtbesuch gewonnen. Ein Rad griff ins andere.
Was mit dem Schlachtraum in der Fleischerei Wolbeck mal passiert, ist beim Besuch im Mai noch unklar. Das werde sich schon noch zeigen. Davon ab ist sich Herbert Wolbeck leider sicher, das betont er, dass das Handwerk, so wie er es viele Jahre ausgeübt hat, aussterben wird. „Das will doch heute keiner mehr machen.“

Im Innenhof - hinter der dem Geschäft - hat Herbert Wolbeck eine „Grill-Longue" eingerichtet. Hier finden die gebuchten Grillseminare statt. © Herbert Wolbeck
Liebt als gebürtiger Münsterländer die Menschen und Geschichten vor Ort. Gerne auch mit einem Blick hinter die Kulissen. Arbeitsmotto: Für eine spannende Story ist kein Weg zu weit.
