Wut über Mini-Endausbau in Park Zwei Anlieger sollen fast 40.000 Euro blechen

Wut über Endausbau: Zwei Anlieger sollen fast 40.000 Euro zahlen
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Sie stehen mitten in der Baustelle – direkt vor ihrer Haustür – und können das, was hier gerade passiert, nicht fassen. Martin Depenbrock und Ludger Hölker wohnen am kleinen Zuweg in den Stiegenpark vom „Schwatten Berg“ aus. Weit über 30 Jahre pflegten sie den „Freizeitweg“. Doch jetzt werden sie kräftig zur Kasse gebeten. Der ungewollte Endausbau läuft.

Seit vier Wochen haben sich rund 50 Meter des Weges in den Park in eine große Baustelle verwandelt. Steine, Sand und ein Frontlader, der auf und ab fährt, um neues Baumaterial zu holen, prägen das Bild. Martin Depenbrock und Ludger Hölker stehen mittendrin und schütteln mit dem Kopf.

Teilstück-Ausbau

Denn der Weg in den Park hinein, bis man zum See gelangt, ist mehr als doppelt so lang. Doch endausgebaut wird nur bis kurz hinter der Grundstücksgrenze der beiden Anlieger. „Für zwei Anlieger, die das nicht wollen, wird hier so was gemacht. Was soll das?“, fragt Ludger Hölker fassungslos.

Laut Ausschreibung stehen rund 75.000 Euro für den Endausbau im Raum. Also für gut 50 Meter gepflasterte Straße inklusive Regenabläufen und Gullis. Da es ein Endausbau ist und somit nach dem Baugesetzbuch abgerechnet wird, müssen die Anlieger 90 Prozent der Kosten tragen.

Eine Baustelle
Die Einfahrt wurde zunächst ohne das Wissen der Anlieger – wie sie sagen – verkleinert. Nach einer Beschwerde kam die Gemeinde den Betroffenen entgegen und besserte nach. © Privat

De facto ist es weniger, wenngleich immer noch eine happige Summe. Vor allem für Martin Depenbrock, der gleich zwei Grundstücke an dem 50-Meter-Stück liegen hat. Die Redaktion kann die Ablöseverträge, die die Gemeinde den Anliegern zugeschickt hat, einsehen.

30.000 Euro soll demnach Martin Depenbrock zahlen, Ludger Hölker 7500 Euro für sein Eckgrundstück. Für beide ein „Unding“. Vor allem vor dem Hintergrund, dass nur bis exakt dort endausgebaut wird, bis wo die Anlieger über ihre Grundstücke dafür belangt werden können.

Ein Luftbild eines Parkzuweges
Dieses rot markierte Stück in den Park wird nicht endausgebaut. In diesem Bereich hätte die Gemeinde die zwei Anlieger nicht mehr zur Kasse bitten können. De facto werden also nur 50 der rund 100 Meter endausgebaut. © Gemeinde

Beide Anlieger haben die Frist zur Unterzeichnung der Ablöseverträge verstreichen lassen, wie sie sagen. „Das, was hier passiert, ist reine Willkür“, wettert Martin Depenbrock. Und Ludger Hölker ergänzt: „Wir sind auch keine Querulanten, sondern kämpfen nur für unser Recht.“

Mit den Straßenbauarbeitern kommen die Anlieger gut klar. Das wird beim Rundgang über die Baustelle schnell deutlich. Auch Kaffee gebe es regelmäßig, wie Martin Depenbrock erzählt. „Die Jungs können ja nichts dafür, was hier in der Gemeinde passiert. Sie machen ja nur ihren Job.“

Politisch beschlossen

Beschlossen wurde der Endausbau – für die übrigen Zuwege zur Stiege ist ein solcher übrigens aktuell nicht geplant – politisch. Und das einstimmig. Bürgermeister Franz-Josef Weilinghoff hatte dies auf Nachfrage bereits als „nicht ideal“ bezeichnet. Wegen der Kostendimension für die Anlieger.

Worte, die diesen nicht helfen. Für sie, das machen sie deutlich, sei vor allem der Umgang „eine Sauerei“. Auf ihr Einspruchschreiben gegen den Endausbau etwa habe es bis heute keine Antwort der Gemeinde gegeben.

Ein Frontlader bringt Steine zur Baustelle
Seit rund vier Wochen läuft der Endausbau, der auch noch ein Weilchen dauern wird. Nach Endabnahme durch die Gemeinde werden die zwei Anlieger Rechnungen bekommen, da sie die Ablöseverträge nicht unterzeichnet haben. Es wird wohl ein juristisches Nachspiel geben. © Till Goerke

Auch die Einfahrten zu ihren Grundstücken seien zunächst eigenmächtig über die Planung verkleinert worden. Das belegen Fotos, die die Anlieger gemacht haben. Nach einer Beschwerde bei der Gemeinde wurde nachgebessert. Auf wessen Kosten, das wird sich zeigen müssen.

Dazu stellt die Verwaltung auf Anfrage klar, dass die jetzt „optimierte Lösung“ der Einfahrten ein Entgegenkommen an die Anlieger gewesen sei. Man sei, weil es auch aufgrund der Wurzeln der Linden vor Ort möglich war, vom eigentlichen „Standard“ zugunsten der Anlieger abgewichen.

Zwei Männer stehen in einer Baustelle
Martin Depenbrock und Ludger Hölker inspizieren den Plan des Endausbaus, den die Bauarbeiter vor Ort liegen haben. Das, was vor ihrer Haustür passiert, können die Anlieger nicht fassen. © Till Goerke

Beruhigen kann das diese nicht wirklich. Vor allem vor dem Hintergrund, wie der Endausbau begründet ist. Laut Verwaltung – das geht auch aus Sitzungsprotokollen hervor – gab es in den vergangenen Jahren Beschwerden, dass das Wasser auf dem besagten Weg stehe, sich große Pfützen bilden.

„Was bringt da jetzt der 50 Meter Weg, der endausgebaut wird, wenn man danach doch wieder im Matsch steht?“, hadert Martin Depenbrock. Zumal es in dem Bereich, der nicht ausgebaut wird, ohnehin am schlimmsten sei.

Für Martin Depenbrock und Ludger Hölker steht fest, dass hier „etwas mächtig schief zu unseren Ungunsten“ läuft. In einer Dimension, die „nicht zumutbar“ sei. Und ihr Entschluss steht fest: Kommt die Abschlussrechnung der Gemeinde, wollen sie klagen. Guter Rechtsbeistand stehe bereits parat.