Einbruchserie in Heek und Gronau Täter überführt – jahrelange Haftstrafe

Einbruchserie in Heek und Gronau: Jahrelange Haftstrafe für Täter
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Eine Einbruchserie sorgte in Heek, Gronau und Metelen von März bis Anfang Mai 2023 für Angst und Schrecken. Viele der Geschädigten leiden noch heute unter den Taten. Dank akribischer Arbeit der Ermittler samt Hilfe des Landeskriminalamtes (LKA) wurde der Täter überführt. Auf ihn wartet jetzt eine jahrelange Haftstrafe.

Es war der Verlust des Jobs und die exzessive Drogensucht, die den heute 36-Jährigen aus Epe dazu brachten, mit Einbrüchen seine Sucht zu finanzieren. Insgesamt neun Einbrüche konnten die Ermittler dem Mann – der bei einigen Taten einen Komplizen dabei hatte – nachweisen. In Heek-Nienborg, Gronau-Epe oder auch Metelen.

Erdrückende Beweislast

Gut möglich, dass noch mehr Einbrüche auf das Konto des Mannes gehen. Zumindest wollte dieser das vor dem Schöffengericht am Amtsgericht Ahaus nicht gänzlich ausschließen. Wenngleich er große Erinnerungslücken offenbarte.

Einige der neun Taten räumte der 36-Jährige ein, andere konnte er nicht leugnen. Abgestritten hat er keine. Davon ab war die Beweislast gegen ihn erdrückend. Die Ermittler haben ihre Arbeit sehr gründlich gemacht. Inklusive des LKA.

In U-Haft gewesen

Für zwei der neun nachgewiesenen Taten wurde der Eperaner bereits im September 2023 zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Seinerzeit hatte das Amtsgericht Ahaus noch keine Kenntnis über die sieben weiteren Einbrüche, die dem 36-Jährigen nachgewiesen werden konnten.

Folge: Durch die Bewährungsstrafe wurde der Eperaner nach drei Monaten Untersuchungshaft – verhaftet wurde er vor seiner Wohnung in Epe am 14. Juni 2023 – wieder auf freien Fuß gesetzt. Sehr zum Unmut der Ermittler.

Die Staatsanwaltschaft hatte ihrer Meinung nach zu früh und damit nur zwei der neun Taten angeklagt, wie die Redaktion aus Ermittlerkreisen erfahren hat. Da der 36-Jährige gegen seine Bewährungsauflagen verstieß, wurde er aber zügig wieder einkassiert. Zur jetzigen Verhandlung kam er direkt aus der Haft.

Ein Einbrecher
Der Eperaner nutze bei allen Einbrüchen stets einen Stein als „Einstiegswerkzeug". Oft, aber nicht immer, hatte er auch eine Taschenlampe dabei. © DPA

Alle nachfolgenden Schilderungen beruhen auf der Einlassung des Eperaners, den Ermittlungsakten, Schilderungen der Ermittler sowie Zeugenaussagen.

Die sieben verhandelten Einbrüche ereigneten sich zwischen dem 8. März 2023 (Nienborg) bis zum 5. Mai 2023 (Metelen). In sechs Fällen stieg der 36-Jährige – in drei Fällen zusammen mit einem Komplizen, den er während der Verhandlung an die Justiz verpfiff – in Wohnhäuser ein. Einmal in eine Hotel-Pension (Epe).

Ziellos und unter Drogeneinfluss war der 36-Jährige in den drei Kommunen unterwegs. Immer zu nächtlicher Stunde. Immer stets weit nach Mitternacht. Zahlreiche Häuser spähte er aus. Das belegen zahlreiche Aufnahmen aus Überwachungskameras. Auch der Redaktion liegen Aufnahmen vor.

Die Kleidung (Jacke und Schuhe) waren stets identisch. Immer gehen die Blicke durch Fenster oder Haustüren. Da, wo auf den ersten Blick Wertsachen erspäht werden, erfolgt ein Einbruch. Stets nach dem gleichen Vorgehen. Eines, das dem Eperaner am Ende auch zum Verhängnis wurde.

Stein als „Einstiegswerkzeug“

Immer suchte sich der Mann einen (Back-) Stein, den er in Tatortnähe fand. Scheibe oder Türfenster einschlagen, Schlüssel oder Fensterhebel umlegen, rein, Beute packen und blitzschnell wieder raus – so lief jeder Einbruch ab.

Der Ermittlungsleiter spricht dabei von einem „äußerst seltenen“ Vorgehen. Auch, weil dieses Lärm verursache. Nicht nur einmal sind die Opfer davon auch wach geworden. Glücklicherweise kam es nie zu einer Konfrontation mit dem Täter.

Die Ermittler sicherten DNA-Material, Fußabdrücke und stellten nach der Festnahme des Eperaners mit dessen Tatkleidung an den jeweiligen Tatorten sogar die Einbrüche nach, um zu belegen, dass es der 36-Jährige war, der auf den Videoaufnahmen zu sehen ist.

Auch eine animierte Gesichtsrekonstruktion des LKA trug dazu bei, dass der 36-Jährige, der nur ganz selten Teile seines Gesichtes bei den Einbrüchen den Kameras offenbarte, überführt werden konnte. Die monatelange und intensive Arbeit der Ermittler zahlte sich am Ende aus.

Das Amtsgericht AHAUS von außen
Das Schöffengericht am Amtsgericht Ahaus griff hart durch und verurteilte den Eperaner wegen der Einbrüche zu einer Haftstrafe über 3 Jahre und 6 Monate. © Till Goerke

Und jetzt ist auch klar, wieso die Polizei – die stets auf Nachfrage betonte, dem Täter dicht auf den Fersen zu sein – diesen unmittelbar nach Einbrüchen in Nienborg und Epe am 14. Juni 2023 vor dessen Wohnung verhaften konnte.

Den Ermittlern fiel auf, dass es bereits vor einigen Jahren Einbrüche in der Region gab, bei denen immer ein Stein als „Einstiegswerkzeug“ diente. Da es dazu eine rechtskräftige Verurteilung eines Mannes gab, hatten die Ermittler Namen und Anschrift und brauchten nur noch den passenden Zeitpunkt abzuwarten.

Hohe Haftstrafe

Übrigens leiden fast alle Einbruchsopfer noch heute unter den Taten. Der eine mehr, der andere weniger. Schlafstörungen, Angstzustände im Dunklen, Schreckhaftigkeit bei Geräuschen in der Nacht oder ein angeknackstes Sicherheitsgefühl gehören dazu.

Knapp 4000 Euro Bargeld erbeutete der Eperaner bei den jüngst sieben verhandelten Einbrüchen. Der Sachschaden reicht an die 10.000 Euro heran. Dafür verurteilte ihn das Schöffengericht zu einer Haftstrafe über 3 Jahre und 6 Monate.

Bedenkt man, dass das Schöffengericht maximal vier Jahren verhängen kann, wird klar, wie hart das Gericht durchgriff. In Handschellen ging es für den Angeklagten nach Verhandlungsende schnurstracks wieder in die JVA Bielefeld.