
© Anna-Lena Haget
Der Strönfeldsee: Menschengemachtes Naturparadies mit Tücken
Zu Hause in Heek
Der Strönfeldsee ist unter Ausflüglern längst kein Geheimtipp mehr. Gerade im Sommer suchen viele hier Spaß und Erholung. Doch das Baden ist auf dem Privatgelände aus gutem Grund verboten.
Weißer Sand, karibikblaues Wasser und lauschige Buchten liegen viel näher, als mancher denken mag. Der Heeker Strönfeldsee auf halbem Weg zwischen Heek und Metelen in der Bauerschaft Averbeck hat – bis auf Kokospalmen – alles zu bieten, was sich ein Erholungssuchender nur wünschen kann. Unter der Oberfläche birgt das idyllisch anmutende Gewässer allerdings tödliche Gefahren.
Eigentlich dürfte ich an diesem sonnigen Samstagnachmittag auch gar nicht hier sein. Ein Blick auf das Schild an der Einfahrt zum Gelände verstärkt nur mein schlechtes Gewissen. Denn hier wird aufgezählt, was alles verboten ist: Schwimmen, Bootfahren, freilaufende Hunde, offenes Feuer, Grillen, Angeln und Camping generell.
„Weißes Gold“ von Averbeck
Mehrere Angelvereine teilen sich die Aufsicht über das menschengemachte Gewässer, an dem noch immer Sand abgebaut wird. Und das Schild macht unmissverständlich klar: Der Strönfeldsee ist Privatgelände.
Gleich auf der anderen Straßenseite liegt eine weitere, eingezäunte Wasserfläche auf dem Betriebsgelände, wo das „weiße Gold“ von Averbeck abgegraben wird.

Der Strönfeldsee birgt trotz seiner Schönheit unter der Oberfläche Gefahren. © Anna-Lena Haget
Der See liegt zwischen Metelener Landstraße und Strönfeldstraße auf einem Gebiet von mehreren Quadratkilometern. Von den acht Ecken des Sees ist die, an der ich angehalten habe, wohl die malerischste. Hier ragt eine kleine Landzunge ins Wasser und ich möchte am liebsten meine Schuhe ausziehen und mit den Füßen ins Wasser gehen. Das ist aber überhaupt keine gute Idee.
Allein der Ausblick fasziniert mich. Das Licht bricht sich auf dem Wasser, über das immer wieder kleine, gekräuselte Wellen laufen und weit draußen paddeln einige Graugänse im Sonnenschein. Die Singvögel in den Bäumen scheinen nur für mich ihr Konzert zu geben.

Neugierig kommt ein Wasservogel am Ufer des Strönfeldsees näher. © Anna-Lena Haget
Von schräg hinten schleicht sich ein junges Bläßhuhn mit seinen riesigen Füßen an mich heran. Völlig ohne Angst kommt es arglos immer näher und betrachtet mich mit seinen dunklen Knopfaugen neugierig.
Beobachtet von der Natur
Eigentlich war ich hierher gekommen, um die Natur zu beobachten. Stattdessen beobachtet die Natur jetzt mich – so schnell kann’s gehen! Libellen schwirren am Ufer und bunte Schmetterlinge suchen in den Blüten violetter Disteln und gelber Königskerzen nach Nektar.
Die schiere Vielfalt der Natur, die sich diesen See zurückerobert hat, macht mich sprachlos. Am gegenüberliegenden Ufer scheint es, als habe jemand viele schwarze Spazierstöcke ins hohe Gras gesteckt. Das will ich mir näher ansehen.
Leider finden sich auch in einem Naturparadies wie diesem Spuren der Zivilisation. Hier liegen Kronkorken, Glasscherben und sogar eine weggeworfene Gaskartusche im Sand. Offenbar scheint sich kaum ein Mensch um die Verbotsschilder zu scheren, die aus gutem Grund hier stehen.

Schilder weisen auf die zahlreichen Verbote hin. © Anna-Lena Haget
Ich komme langsam näher und die Spazierstöcke fangen an, aufgeregt zu schnattern. Sie hatten mich längst bemerkt, die knapp 40 Kanadagänse und ihre grauen Verwandten, die ihre langen Hälse in die Luft recken, um mich, den Eindringling mit der Kamera, zu observieren. Einige treten die Flucht aufs offene Wasser an.
Den großen Vögeln macht das Schwimmen hier nichts aus. Für den Menschen kann das so ruhig wirkende Seepanorama jedoch lebensgefährlich werden. Unter der Wasseroberfläche lauern nämlich oft unterschätzte Gefahren.
Unterwasserströmungen, große Temperaturunterschiede und plötzlich auftauchende Untiefen sind allein in den letzten Jahren zwei Schwimmern zum Verhängnis geworden. So paradiesisch schön der Strönfeldsee auch ist: Es lohnt sich nicht, dafür zu sterben.