Das kommt ohne Frage überraschend. In Sachen Sozialarbeit für die Integration von Flüchtlingen in der Gemeinde Heek gab es jüngst einen Personalwechsel. Und das, nachdem diese neu geschaffene Stelle erst vor wenigen Monaten besetzt worden war. Die Neubesetzung erfolgt mit deutlich weniger Stunden und ist möglicherweise auch mit einem Risikofaktor behaftet.
Die Stelle wurde auf politischen Druck geschaffen. Denn auch in Heek haben mittlerweile über 300 geflüchtete Menschen eine Bleibe gefunden. An 25 Standorte sind die Flüchtlinge untergebracht. Bald soll ein weiterer im Schäpersgraben hinzukommen. Ebenso jeweils ein Neubau pro Ortsteil.
Viele Aufgaben
Um die Geflüchteten schnell und gut in die örtliche Gesellschaft zu integrieren, wurde speziell dafür eine Stelle in der Gemeinde Heek geschaffen. Dafür wurde zum 11. Dezember 2023 der Asbecker Mario Popp eingestellt.
Regelmäßiger Besuch der Unterkünfte (aufsuchender Sozialpädagoge), Beratungsgespräche bei Problemen in den Unterkünften, die Integration in Arbeitsmarkt oder einfach Hilfe bei der Kita-Anmeldung: das Aufgabenspektrum dieser Stelle war und ist breit gefächert.
Dann die Überraschung Ende Mai. Praktisch aus dem Nichts teilte die Gemeinde mit, dass die Zusammenarbeit mit Mario Popp zum 31. Mai „beendet wurde“. Mit der Ahauserin Denise Oldenkotte (36) stand zudem bereits eine Nachfolgerin parat, die zum 1. Juli die Stelle antreten wird. Halbtags.
Doch wie passt das alles zusammen? Warum wurde die Stelle im Stundenumfang halbiert? Und ist eine Frau für diese Position als de facto Einzelkämpferin in der Gemeinde die passende Wahl?

Unerfahren ist Denise Oldenkotte beileibe nicht. Sie stellte sich jüngst im Schul- und Sozialausschuss vor. Zuvor arbeitete sie bereits in der ZUE in Schöppingen (400 Plätze). Sie sagte im Ausschuss: „Meine Leidenschaft ist einfach die Flüchtlingsarbeit. Mir geht es darum, dass die Menschen hier schnell Fuß fassen.“ Ihr Motto dabei: Hilfe zur Selbsthilfe.
Ihr Vorgänger, Mario Popp, erklärt auf Nachfrage, dass es „keinerlei Zerwürfnis oder dergleichen“ mit der Gemeinde Heek gegeben habe. Im Gegenteil. „Die Arbeit hat Spaß gemacht. Ich kann nichts Negatives sagen.“
Persönliche Gründen, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind, hätten dazu geführt, dass es zur Vertragskündigung gekommen sei. Dies bestätigt auch Bürgermeister Franz-Josef Weilinghoff auf Anfrage. Und er sagt: „Herr Popp hat hier wirklich gute Arbeit geleistet.“
Also eine einvernehmliche Trennung. Doch zurück zur Neubesetzung. Wenn die Stelle als so wichtig erachtet wird, warum dann jetzt nur noch eine Halbtagsstelle? Es sei der Wunsch von Denise Oldenkotte gewesen, erklärt der Bürgermeister. Sie hat beruflich noch ein zweites Standbein als Fotografin.
Und der Bürgermeister macht deutlich, dass die Stunden „aktuell“ auch wohl ausreichen dürften. Wenn die Flüchtlingsunterkunft im Schäpersgraben und die zwei Neubauten realisiert seien, werde man „die Situation neu bewerten“. Und: „Ich gehe davon aus, dass wir dann aufstocken müssen.“
Risikfaktor?
Zum möglichen Risikofaktor. Ohne Vorurteile zu bedienen, ist es jedoch nicht von der Hand zu weisen, dass Frauen in gewissen Kultur- und Religionskreisen Männern gegenüber nicht gleichgestellt sind. Könnte das also zu Problemen führen, wenn eine Frau die Sozialarbeit alleine macht?
Der Bürgermeister hält den Ball bewusst flach, sagt aber auch, dass man genau diesen Punkt im Vorstellungsgespräch thematisiert habe. Auch habe man genau darum jüngere und unerfahrenere Bewerberinnen abgelehnt.
„Frau Oldenkotte hat viel Erfahrung und wenn es droht, Ärger zu geben, muss sie ja auch nicht alleine in die Unterkünfte.“ Auch Mitarbeiter des Ordnungsamtes stünden parat, betont der Bürgermeister. Eine mögliche Nicht-Akzeptanz werde auf keinen Fall toleriert.