Innovation auf dem Land Coworking und Kultur im „Calle3“ auf Hof Holtkamp

Coworking und Kulturangebot im „Calle3“ auf Hof Holtkamp
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Lichtdurchflutet, viel altes Holz integriert in einen modernen Innenausbau mit einer stilvollen Ausstattung: Es braucht nur einen Schritt über die Schwelle der Tenne des Hofs Holtkamp in der Nienborger Bauerschaft Callenbeck, um in einen Ort einzutauchen, den man so auf dem Land wohl nicht erwartet hätte. Einen Ort, der für wirklich jeden da ist.

Dort, wo bis 2004 noch Rinder gehalten wurden, ist das „Calle3“ entstanden. Vorbei sind die Zeiten, in denen dort Muhen zu hören ist und Heu vom „Balken“ in den Stall geworfen wird. Das „Calle3“ ist ein Co-Working-Space und ein Ort, an dem Kultur aus der Region für die Region gelebt wird.

Tenne Hof Holtkamp
Die Tenne – in der auch die Kulturveranstaltungen stattfinden – wurde aufwendig und stilvoll saniert. Altes wurde mit Neuem verbunden. © Till Goerke

Der rustikale Charme wurde dabei erhalten. Nicht nur wegen der Holzträger und -Balken. Auch das alte Gemäuer des aus dem Jahr 1924 stammenden Gebäudes ist an einigen Stellen noch zu erkennen. Die alten Fenster des Stalles wurden erhalten und nach innen mit modernen Fenstern verstärkt. Mit der indirekten Beleuchtung wirkt es wie eine Art Schaufenster.

Elisabeth und Bernhard Holtkamp haben hier gemeinsam während der Corona-Pandemie – auch mithilfe der Familie – einen besonderen Ort geschaffen. Zunächst waren in der Tenne und auf dem Balken Wohnung geplant. Doch Ende 2021 reifte die Idee, einen Coworking-Space zu realisieren.

Darunter versteht man vereinfach gesagt einen Ort, an dem Menschen verschiedener Unternehmen oder aus ganz unterschiedlichen Gründen temporär gemeinsam in einem Büro arbeiten und sich die Büroeinrichtung, Internet, Kaffeeküche und alles Weitere vor Ort teilen.

Co-Working-Space in Nienborg
Auf dem ehemaligen Balken, dort wo einst das Heu gelagert wurde, sind Arbeitsplätze für das Coworking entstanden. Die Ausstattung ist modern und stilvoll. © Till Goerke

Die Nutzungsänderung hat der Kreis Borken genehmigt. Allerdings mussten die Holtkamps viele Auflagenhürden nehmen. Alleine wegen des Brandschutzes. Am 26. September 2022 fand dort - noch vor dem offiziellen Start im Dezember - eine erste Lesung statt.

Zu Gast war der Ex-Einbrecher Hermann Wenning, der sein Leben nach der „kriminellen Karriere“ komplett auf links gezogen hat und heute ein normales bürgerliches Leben führt und in der Prävention (Alkoholsucht) tätig ist.

Tenne Hof Holtkamp
Auch die alten Fenster in der Tenne wurde erhalten und wirken durch die Extrafensterscheibe wie eine Art Schaufenster. © Till Goerke

„Wir möchten einfach Leben auf das Land bringen“, macht Berndhard Holtkamp deutlich. Über das Coworking und Kulturveranstaltungen im Calle3. Dafür hat das Ehepaar viel Geld in die Umbauarbeiten gesteckt. Außer einer „kleinen Förderung“ über Leader für die Büroausstattung alles aus eigener Tasche. Ein finanzielles Risiko, dass die Holtkamps in Kauf nehmen.

Sie sind überzeugt von ihrer Vision. Das wird beim Besuch auf dem Hof deutlich. Die aktuell sieben Arbeitsplätze seien schon rege genutzt worden. Die bisherigen Google-Rezensionen sind durchweg positiv. „Mit der Idee und ihrer Umsetzung sind wir sehr zufrieden“, betont Bernhard Holtkamp.

Co-working Plätze Hof Holtkamp
Aktuell gibt es auf dem Hof Holtkamp sieben Co-working-Arbeitsplätze. Hier sind zwei aus dem Erdgeschoss zu sehen. Eine Teeküche und sanitäre Anlagen mit Dusche gehören auch dazu. © Till Goerke

Wie viel Idealismus und Überzeugung dahintersteckt, wird auch daran deutlich, dass es den Holtkamps nicht nur ums Geldverdienen geht. Das betonen sie. Während das Coworking – die Plätze sind flexibel stunden-, tage - oder monatsweise buchbar – natürlich Einnahmen generieren, ist die Sache mit den Kulturveranstaltungen im Calle 3 anders gelagert.

Kultur – erst recht auf dem Land und gemacht von Menschen aus der Region – liegt dem Betreiber-Ehepaar am Herzen. Längst nicht alle Veranstaltungen im Calle3 kosten die Besucher Geld. So ist etwa die Veranstaltung mit den Gründern des Münsteraner Start-ups „Liba“ (Kola und Limo) am 24. Oktober kostenlos.

„Uns geht es darum, den Kulturspirit und die Szene hier vor Ort bei uns auf dem Land zu stärken“, sagt Bernhard Holtkamp. Wie viele Stunden in die Ausarbeitung des diesjährigen Programms geflossen sind, hat der Callenbecker nicht gezählt. Und spiele auch keine Rolle.

Zum Hofangebot, auf dem auch noch ein paar Tiere für die zusätzliche ländliche Atmosphäre gehalten werden, gehören auch noch buchbare Wohnmobilstellplätze, E-Ladestationen für Pkw und E-Bikes sowie Meetingräume.

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Das „Calle3“

Diesen Artikel haben wir am 20. August 2024 veröffentlicht.