Von Hamburg nach Nienborg Christian Schubert prägte eine Ära im Angelverein

Christian Schubert prägte eine Ära im Nienborger Angelverein
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Es ist eine besondere Geschichte. Eine, die so nicht unbedingt in einem kleinen Dorf zu erwarten war. Einen waschechten Hamburger, mit großer Leidenschaft für das Angeln, verschlägt es Mitte der 90er-Jahre über persönliche Beziehungen von der Weltstadt in das kleine Nienborg. Was dann folgte, ist eine Entwicklung, von der der örtliche Angelverein noch heute profitiert.

Christian Schubert (57) sitzt entspannt in seiner Küche. Über seinen Laptopbildschirm flimmern viele Bilder. Bilder seiner Angelabenteuer in Norwegen, Island oder Dänemark. Und Bilder aus Nienborg, etwa von der Dinkel.

Freiwilliger Rücktritt

16 Jahre lang – seit 2009 – führte der 57-Jährige den Nienborger Angelverein als Vorsitzender mit seinem Vorstandsteam dahin, wo der Verein heute steht. Gut aufgestellt, mit einer großen Jugendabteilung und knapp über 300 Mitgliedern. Verglichen mit den 2000er-Jahren ein Quantensprung.

Jetzt aber ist es an der Zeit, zurückzublicken. Auf das, was war. Auf die Anfänge, auf Hürden und auf Erfolge, die es in seiner Zeit als Vorsitzender im Verein gab. Denn im Februar 2025 trat Christian Schubert aus freien Stücken und nach reiflicher Überlegung in die zweite Reihe zurück.

Eigentlich sollte dieser Schritt schon früher erfolgen, doch es fehlte der passende Nachfolger, der jetzt aber mit Sebastian Büning gefunden wurde. „Irgendwann ist es vorbei. Da braucht es einfach neue Impulse“, begründet Christian Schubert seinen Schritt.

Man hört ihm an, dass es bei dieser Entscheidung nicht um ihn selbst, sondern um den Verein gegangen ist. In enger Zusammenarbeit mit Klaus Holtkamp hat der Wahl-Nienborger diesen in die Zukunft geführt. Doch jetzt sei eben die Zeit für den Nachwuchs gekommen. „Ein Wechsel ist Anstoß für Neues“, betont Christian Schubert voller Überzeugung in der Stimme.

Neue Wahlheimat

Rückblick. Aufgewachsen ist der heute 57-Jährige in Hamburg nahe der Elbe. Im Urlaub ging es zusammen mit seinen Eltern viel nach Dänemark. Immer dabei: die Angelausrüstung. „Mein Vater hat mich zum Angeln gebracht“, blickt Christian Schubert zurück und muss lächeln.

Eine Leidenschaft, die bis heute Bestand hat und die auch mit seinem Umzug nach Nienborg 1994 nicht in seiner neuen Wahlheimat unterging. Nach dem Einleben im Dorf trat Schubert dem Angelverein bei und bestand seine Angelprüfung. Eine solche brauchte es zuvor an der Küste nicht.

Sein Engagement im Verein wurde registriert und honoriert. 2009 wurde er für den Posten des Vorsitzenden nominiert und gewann die Wahl. „Das war schon eine große Ehre“, blickt der Wahl-Nienborger zurück. Aber es war nicht so, als sei dann alles direkt glattgelaufen.

Es gab Skepsis. Gegen seine Person. Klingt komisch, war aber so. Ein Zugezogener führte jetzt den Angelverein. Das war schon etwas Neues im Dorf. Doch die anfänglichen Zweifel im Verein wichen schnell. 16 Jahre im Amt sind ein eindeutiger Beleg. „Irgendwas muss ich ja richtig gemacht haben“, sagt Christian Schubert mit einem Augenzwinkern.

Zwei Männer schütteln die Hände
Unter großem Applaus wurde Christian Schubert (r.) auf der Generalversammlung des Vereins im Februar 2025 für sein langjähriges Engagement als erster Vorsitzender gedankt. © AV Nienborg

Ein Highlight und eine ganz besondere Anekdote haben sich dabei fest in sein Gedächtnis eingebrannt. 2015 feierte der Nienborger Angelverein sein 50-jähriges Bestehen. Ein großer Tag, der festlich zelebriert wurde. Rund 300 geladene Gäste im Festzelt gaben dem Ganzen einen würdigen Rahmen.

„Da auf die Bühne zu gehen und eine Rede halten zu dürfen, war schon außergewöhnlich“, blickt der Ex-Vorsitzende zurück. Ein echter „Gänsehautmoment“. Und bei dieser großen Gästezahl konnte der gebürtige Hamburger natürlich nicht alle Namen wissen. Also hatte er ein „Vöglein“ bei sich.

Diese Vertrauensperson flüsterte ihm bei der Begrüßung der Gäste jeden Namen unauffällig ins Ohr. „So konnte ich wirklich jeden persönlich mit Namen und Handschlag begrüßen“, erinnert sich Christian Schubert gerne an diese speziellen Momente zurück. Momente, die Eindruck bei den Gästen hinterlassen hätten. Denn das „Vöglein“ blieb letztlich unentdeckt.

Natürlich bringt das Vereinsleben auch Herausforderungen mit sich. Erst recht, wenn man in führender Position aktiv ist. „Unser Ansporn war es immer, dass wir als Verein in der Gemeinde positiv wahrgenommen werden.“ Denn Angeln sei viel mehr, als nur Fische aus dem Wasser zu holen.

Bonbon zum Abschluss

Gewässerpflege, Natur- und Umweltschutz würden den deutlich größeren Teil des Hobbys einnehmen. Und zu Letzterem gab es zugleich das passende Bonbon für Christian Schubert und seinen Rücktritt.

Der Angelverein erhielt für sein innovatives Projekt der Strömungslenker in der Dinkel den Klimaschutzpreis 2024 der Gemeinde Heek. „Das war und ist für den Verein eine Auszeichnung, die uns alle unheimlich stolz macht“, betont der 57-Jährige. Vereinsleben sei eben immer Teamwork.

Kirchturmdenken abgeschafft

Ebenso stolz macht ihn das Abschaffen des Kirchturmdenkens der Angelvereine entlang der Dinkel. Jahrelang machte sich der Ex-Vorsitzende dafür stark. Blieb stets hartnäckig. Und hatte am Ende Erfolg.

Die sogenannte Dinkelgemeinschaft, bestehend aus dem ASV Legden, dem ASV Dinkeltreue Heek, dem AV Nienborg Dinkel und der Fischereigemeinschaft Gronau ermöglicht es den Mitgliedern jetzt, jeden Dinkelabschnitt bis zur Landesgrenze nach Holland in Gronau zu befischen.

Doch jetzt ist Loslassen für Christian Schubert angesagt. Zumindest in der ersten Reihe des Vereins. Im Hintergrund wird der 57-Jährige seinem Nachfolger und dem Verein weiterhin helfen. Denn die Leidenschaft für das Vereinsleben und die Angelei werden wohl nie erlöschen. Christian Schubert liebt und lebt beides. Egal ob in Hamburg, dem Ausland oder in Nienborg.