A31-Brückenstreit in Heek Autobahn GmbH verkündet faustdicke Überraschung

Autobahn GmbH überrascht im Brückenstreit mit Kehrtwende
Lesezeit

Auf den ersten Blick scheint alles wie immer. Der Verkehr rauscht über die Autobahn 31. Darüber auf der Brücke Ahauser Damm ist deutlich weniger los. Mal ein Pkw, mal ein Fahrradfahrer. Auch im Begegnungsverkehr. Viel Platz ist dafür nicht da, aber es passt. Auch, wenn alles „normal“ wirkt: Im Hintergrund brodelt es seit Monaten. Jetzt gibt es eine große Überraschung.

Ende Oktober 2022 gelangte an die Öffentlichkeit, dass die Autobahn GmbH auf dieser und weiteren Brücken über die A31 im Heeker Gemeindegebiet (Wirtschaftswege) das Belastungsgewicht für die Brücken herunterfahren will. In der Folge entwickelte sich ein Schlagabtausch zwischen Autobahn GmbH, Verwaltung und Lokalpolitik. Eine Chronologie der Ereignisse.

Brückenklassen im Fokus

Im Zentrum steht seit Beginn des Ärgers die Brückenklasse der Bauwerke. Sieben Stück sind dabei in Heek in den Fokus gerückt. Laut Autobahn GmbH befinden sich im Bereich der A31 insgesamt 33 Brücken dieses Bautyps. Sie alle wurden in den 80er-Jahren gebaut.

Da vor allem die landwirtschaftlichen Maschinen und Lkw heute deutlich größer und schwerer als noch vor 30 Jahren sind, ging die Autobahn GmbH im Oktober 2022 in die Offensive. Es seien Gewichtsbeschränkungen auf diesen Brücken notwendig, die auf eine 40-Tonnen-Belastung ausgelegt sind.

Laut Autobahn GmbH seien bei keiner dieser Brücken Mängel bei den regelmäßigen Überprüfungen festgestellt worden, aber die Ablastung sei dennoch notwendig, um potenziellen Schäden in der Zukunft vorzubeugen. Sie seien einfach nicht für den heutigen Schwerlastverkehr ausgelegt.

Eine Autobahnbrücke in Heek
Der Wirtschaftsweg Ahauser Damm samt Brücke über die A31: Wie gut zu erkennen ist, kann hier kein Begegnungsverkehr von zwei großen Schleppern oder dergleichen stattfinden. © Till Goerke

Dabei überging die Autobahn GmbH zunächst die Gemeinde Heek und informierte nur den Kreis Borken, der als Straßenverkehrsbehörde auch für die Anordnung einer Beschilderung oder Fahrbahnverengung auf den Brücken zuständig gewesen wäre, um das Belastungsgewicht zu reduzieren.

Aber: Die Gemeinde Heek ist Straßenbaulastträger der Brücken, da es sich um Wirtschaftswege handelt. Sie hätte also direkt mit informiert werden müssen. Ein Versäumnis, für das sich die Autobahn GmbH im Nachgang entschuldigte. Die Fronten waren ab diesem Zeitpunkt dennoch verhärtet.

Gemeinde zeigt klare Kante

Und die Gemeinde machte deutlich, dass sie eine Ablastung nicht hinnehmen werde. Die Brücken hätten für den Wirtschaftsstandort Heek eine essenzielle Bedeutung. Offen wurde seitens der Verwaltung ausgesprochen, dass man auch den Klageweg in Betracht ziehe.

Dann sicherte die Autobahn GmbH nach einigem Hin und Her eine statische Überprüfung der Brücken zu. Um zu klären, ob es noch „Reserven“ in der Traglast der Bauwerke gibt. Ein Zugeständnis an Gemeinde und Lokalpolitik, die mächtig verbalen Druck machten.

Anfang 2023 wurde auf Nachfrage dieser Redaktion klar, dass sich die Autobahn GmbH für die exemplarische, statische Überprüfung der Heeker Brücken (da alle des gleichen Bautyps sind) die „Sümmermannsbrücke“ ausgesucht hatte. Also jene nördlich des Klärwerkes in der Bauerschaft Wichum.

Dann tat sich offiziell weit über ein Jahr gar nichts. Der Konflikt schwelte vor sich hin. Doch jetzt kam in den vergangenen Tagen richtig Schwung in die Sache. Erneut auf Nachhaken dieser Redaktion. Das Auf und Ab, das dabei entstand, wirft Fragen auf. Und zeigt, wie entschlossen die Gemeinde ist.

Eine Autobahnbrücke in Heek
Diese Brücke über die A31 (Ammelner Straße) stand nicht im Fokus. Es ging in Heek ausschließlich um die Brückenbauwerke der Wirtschaftswege, für die die Gemeinde Straßenbaulastträger ist. © Markus Gehring

Bereits vor einigen Wochen informierte die Autobahn GmbH nach eigenen Angaben die Gemeinde Heek, dass auf den Brücken das Gewicht tatsächlich reduziert werden müsse. Das hätte die statische Nachberechnung ergeben. Das bestätigt auf Nachfrage auch Heeks Bauamtsleiter Herbert Gausling. Danach soll es keinerlei Kontakt mehr zwischen den Parteien gegeben haben.

Aber in diesem Gespräch, das betont der Bauamtsleiter, habe die Verwaltung deutlich gemacht, dass sie gegen diese Entscheidung klagen werde, sie habe zugleich die Unterlagen der statischen Überprüfung angefordert. Um diese unabhängig überprüfen zu lassen. Bekommen hat die Gemeinde diese Dokumente eigenen Angaben nach bisher nicht.

180-Grad-Wende

Auch dieser Redaktion hat die Autobahn GmbH in einem Telefongespräch am Montag (19. August) mitgeteilt, dass die sieben betroffenen Heeker Brücken abgelastet werden müssen und weitere Detailinfos in schriftlicher Form für die nachfolgenden Tage zugesichert.

Und binnen dieser wenigen Tage legte die Autobahn GmbH eine 180-Grad-Wende hin. Zum Prüfergebnis der Brücke „Sümmermannsweg“ heißt es plötzlich schriftlich: „Das Ergebnis ist, dass das Bauwerk weiterhin mit einem Gesamtgewicht von 40 Tonnen befahren werden kann.“

Diese Aussage steht im Gegensatz zu dem, was die Autobahn GmbH noch vor acht Wochen der Gemeinde Heek mitteilte und auch zunächst der Redaktion berichtete. Was Anlass für diese Kehrtwende ist, bleibt im Detail unklar. Die Sorge vor einem Rechtsstreit? Möglich, aber nicht bewiesen.

Eine Autobahnbrücke in Heek
Auch zukünftig soll das maximale Belastungsgewicht der Wirtschaftswegebrücken über die A31 bei 40 Tonnen liegen, wie die Autobahn GmbH mitteilt. © Till Goerke

Die Autobahn GmbH teilt weiter schriftlich mit, dass eine Ablastung der Heeker Brücken nicht notwendig sei, „da hier aufgrund der geringen Fahrbahnbreite kein Begegnungsverkehr stattfinden kann. Eine weitreichendere Einschränkung des Verkehrs ist daher nicht erforderlich“.

Und weiter: „Auch die übrigen Brücken über die Autobahn auf dem Gebiet der Gemeinde Heek können zukünftig mit bis zu 40 Tonnen befahren werden, da hier ebenfalls die Fahrbahnbreiten nicht für Begegnungsverkehr ausgelegt sind.“

Mit diesen Informationen hat die Redaktion erneut das Gespräch mit der Heeker Verwaltung gesucht. Auch dort sorgt diese Kehrtwende der Autobahn GmbH für ungläubiges Staunen. Aber natürlich auch für Erleichterung. „Wenn nichts verengt wird und es bei 40 Tonnen bleibt, sind wir zufrieden“, stellt der Bauamtsleiter klar.

Der Schwerlastverkehr – etwa beim Transport von Teilen für Windkraftanlagen – bleibt aber ein Sonderfall. Dazu erklärt die Autobahn GmbH auf Nachfrage, dass das jeweilige Unternehmen einen Antrag stellen müsse, der dann von der Autobahn GmbH „individuell geprüft“ werde.

Noch eine Überraschung

Etwas, das laut Gemeinde aber ohnehin „Usus“ im Vorfeld derartiger Transporte sei. Für Sorgenfalten sorgt das in Heek also (noch) nicht. Dafür aber sorgt noch eine weitere Aussage der Autobahn GmbH für Verwunderung.

Bisher hieß es, dass die exemplarische, statische Überprüfung Rückschlüsse auf alle Brücken des gleichen Bautyps zulasse. Darum gab es ja auch nur diese eine Überprüfung. Jetzt heißt es aber von der Autobahn GmbH, dass eine Übertragung dieses Ergebnisses „nicht ohne Weiteres“ möglich sei.

Warum, bleibt unklar. Aber: Überall dort, wo eine Gewichtsreduktion notwendig sei, seien entsprechende Bescheide der Autobahn GmbH herausgegangen. Im Heeker Rathaus werden solche nach aktuellen Stand nicht landen. Der fast zweijährige Konflikt scheint endgültig beigelegt zu sein.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 26. August 2024.