Betonmauer sorgt für Verärgerung „Formell illegal errichtet“

Betonmauer sorgt für Verärgerung: „Formell illegal errichtet“
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Sie zieht sich entlang des Grundstücks Karl-Hüls-Straße 5, ist grau und steht mit etwa einem Meter Versatz zur Fahrbahn: eine schnörkellose Betonmauer. Formell (noch) illegal gebaut, sorgt diese in Heek für dicke Luft.

Weder Lokalpolitik noch Verwaltung sind erfreut über „die Zaunanlage aus Stahlbeton“. Von „das geht so nicht“, über „tun wir uns schwer mit“, bis hin zu „so hatten wir das nicht erwartet“, reichten im jüngsten Bauausschuss die Statements.

„Exponiert am Pranger“

Die Mauer gehört zum Firmengelände von Gausling Konzeptbau. Firmenchef Daniel Gausling sagt hörbar gefrustet im Gespräch mit der Redaktion: „Damit stehen wir jetzt natürlich exponiert am Pranger.“ Und schiebt direkt nach: „Eine Lösung ist in Arbeit. Wir wollen doch auch keinen Ärger.“

Um zu verstehen, warum das Bauwerk für dicke Luft sorgt, muss man die Hintergründe beleuchten.

Eines vorweg: Die Mauer ist in dieser Ausführung im Gewerbegebiet Stroot genehmigungsfähig. Eine Lücke im Bebauungsplan öffnete die Tür. Um niemanden zur Nachahmung zu animieren, wird auf Details verzichtet.

Fakt ist, dass die Verwaltung diese Lücke offen einräumt und zugleich umgehend stopfen will. „Der B-Plan wird jetzt entsprechend ergänzt“, so Bürgermeister Franz-Josef Weilinghoff auf Anfrage.

Sichtschutz ist wichtig

Dass es ein blickdichter Sichtschutz wurde, ist darin begründet, dass bei einem Bauunternehmen natürlich Baumaterialien lagern. Optisch ist das wenig ansprechend. Da das Gewerbegebiet Stroot so etwas wie das neue Aushängeschild der Gemeinde ist, soll aber alles möglichst tipptopp aussehen.

Dessen war und ist sich auch Daniel Gausling bewusst. Darum fiel seine Wahl regelkonform auf die Betonmauer. Allerdings wurde diese, das bestätigt der Kreis Borken auf Anfrage, „rein formell illegal errichtet“.

Bauunternehmer Daniel Gausling hat zugesichert, die Betonwand zu begrünen. Seine Idee, die Wand mit Graffiti-Kunstwerk der "Lackaffen" aus Münster verschönern zu lassen, lehnte die Verwaltung ab.
Bauunternehmer Daniel Gausling hat zugesichert, die Betonwand zu begrünen. Seine Idee, die Wand mit Graffiti-Kunstwerk der „Lackaffen“ aus Münster verschönern zu lassen, lehnte die Verwaltung ab. © Till Goerke

Heißt: Der Bauantrag ist vom Kreis noch nicht abgesegnet. Auch, weil das Einvernehmen der Gemeinde bis zuletzt fehlte. Daniel Gausling erklärt, dass er den Bauantrag bereits im März 2022 gestellt habe.

Der Kreis habe in der Folge durchblicken lassen, dass die Mauer genehmigungsfähig sei und man auch entsprechend loslegen könne – sprich vor Erteilung der Baugenehmigung.

Bevor der Aufschrei groß ist: Nach Informationen der Redaktion soll das im Kreis kein Einzelfall sein. Beispielsweise wurde auch an der Kreuzschulen-Turnhalle gewerkelt, ehe der Bauantrag durch war. Immer unter der Prämisse, dass die grundsätzliche Genehmigungsfähigkeit gegeben ist.

Keine Graffiti-Verzierung

Da der Baufortschritt der Halle zügig voranschritt, die Baugenehmigung aber auf sich warten ließ und lässt, entschied sich Daniel Gausling am Ende dafür, die Mauer zu bauen. Dass er damit so eine Empörung auslösen würde, hatte der Firmenchef nicht erwartet.

Auch, weil die Mauer nicht karg bleiben soll. Gerne hätte Daniel Gausling das Ganze schon längst von den bekannten Graffiti-Künstlern „Lackaffen“ aus Münster verzieren lassen. Doch dem habe die Verwaltung einen Riegel vorgeschoben.

Zwischen Mauer und Straße ist genug Fläche vorhanden, um die Weißdornhecke pflanzen zu können. Das soll noch im November geschehen.
Zwischen Mauer und Straße ist genug Fläche vorhanden, um die Weißdornhecke pflanzen zu können. Das soll noch im November geschehen. © Till Goerke

Dass dem so war, bestätigt der Bürgermeister. Die Angst: Das Ganze könnte andere, Nicht-Profi-Sprayer, vor Ort animieren, „mitzumachen“. Genau das soll vermieden werden.

Eine Entscheidung, die Daniel Gausling natürlich akzeptiert, aber: „Es ist schade, wir hätten das gerne gemacht.“ Auch, wenn ihn das Ganze eine Stange Geld gekostet hätte. Doch das Thema ist durch.

Verwaltung und Lokalpolitik machen sich für Begrünung stark. „Man sollte das Gespräch suchen, um das Ganze optisch aufzuwerten, anstatt Fronten aufzubauen“, betonte Stefan Amshoff (SPD) im Bauausschuss.

Im guten Austausch

Genau das hat die Verwaltung beherzigt. „Wir sind in einem guten Austausch“, betont der Bürgermeister. Das bestätigt auch Daniel Gausling: „Theater hilt doch niemanden weiter.“

Als Naturliebhaber, wie er sich selbst bezeichnet, habe er bereits einen Gärtner zu Hand, der noch im November auf der Freifläche zwischen Mauer und Straße zur Tat schreiten werde. Gepflanzt werden soll eine Weißdornhecke.

Natürlich ist damit die Mauer nicht in einem Jahr vollständig verdeckt, aber Weißdorn wächst schnell. 40 Zentimeter pro Jahr sind keine Seltenheit. Und so wird die graue Betonwand Stück für Stück hinter dem Grün verschwinden. Ganz im Sinne aller Beteiligten.

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