Massiver Ausbau Anzahl der Windkraftanlagen in Heek soll sich fast verdoppeln

Anzahl der Windkraftanlagen in Heek soll sich fast verdoppeln
Lesezeit

Dass die Erneuerbaren Energien ausgebaut werden müssen, steht außer Frage. Weg von fossilen Energieträgern hin zu einer grünen Stromversorgung. Alleine über das Wind-an-Land-Gesetz, das Bund und Bundesrat im Juli 2022 verabschieden haben, gibt es viele neue Möglichkeiten für Windkraftanlagen (WKA). Das wird auch im Münsterland und Heek deutlich.

Über dieses Gesetz, das am 1. Februar 2023 in Kraft getreten ist, will die Bundesregierung die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien bis 2030 verdoppeln. Dafür sollen Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigt und die notwendigen Flächen bereitgestellt werden.

„Konzentrationszonen“

Für das Ausweisen der sogenannten „Konzentrationszonen“, in denen sich die WKA-Rotoren drehen dürfen, ist die jeweilige Kommune verantwortlich. Heißt also, dass die Gemeinde Heek diese Flächen jeweils ausweist.

Für die Genehmigung der Anlagen ist wiederum der Kreis Borken zuständig. Dabei brauchen Windkraftanlagen mit mehr als 50 Meter Gesamthöhe eine Genehmigung nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz. Für kleinere Anlagen hingegen ist laut Kreis eine Baugenehmigung ausreichend.

Schaut man sich an, wie viele dieser „Konzentrationszonen“ inklusive der dazugehörigen Windkraftanlagen es in Heek schon gibt und wo die Reise noch hingehen soll, wird deutlich, dass die forcierte Energiewende der Bundesregierung primär auf dem Land Realität wird.

1993 ging die erste WKA in Heek am Klärwerk in der Bauerschaft Wichum in Betrieb. Weitere Anlagen wurden erst Jahre später – ab 2002 – in der Bauerschaft Ahle gebaut, wie die Verwaltung auf Anfrage mitteilt.

Aktuell 24 Anlagen

In den folgenden Jahrzehnten wurde es immer mehr und mehr. Aktuell gibt es in der Dinkelgemeinde fünf „Konzentrationszonen“ – Ahle, Ahle-Süd, Donsel, Wichum und Wext.

24 Windkraftanlagen sind aktuell in der Gemeinde in Betrieb, wie die Verwaltung auf Nachfrage bekanntgibt. Spitzenreiter ist Ahle mit 14 Stück.

Damit liegt Heek kreisweit im oberen Drittel. Spitzenreiter ist die Nachbarkommune Schöppingen mit über 40 WKA. Aber auch Heek hat sich seit jeher der Windkraft verschrieben. Nicht von ungefähr lehnte darum jüngst die Lokalpolitik auch den RWE-Plan eines Solarparks in der Gemeinde ab.

Schon jetzt wird jede Menge grüner Windstrom in Heek erzeugt. Nicht von ungefähr hatte laut Landesbetrieb IT.NRW die Windkraft mit 13.051 Gigawattstunden (GWh) 2023 einen Anteil von 13,8 Prozent an der Gesamteinspeisung in das nordrhein-westfälische Stromnetz.

Und laut des Landesbetriebes nehme der Ausbau von Windkraftanlagen in NRW kontinuierlich zu. Laut IT.NRW gibt es schon jetzt die meisten WKA-Anlagen je 1000 Einwohnern im Münsterland (Stand Juni 2024).

Eine Karte mit eingezeichneten Windrädern
Dieser Ausschnitt aus dem Geodatenatlas des Kreises Borken belegt beispielhaft, wie viele Windräder in Heek und Umgebung bereit vorhanden oder geplant sind. © Geodatenatlas Kreis Borken

Und es liegt nahe, dass das Münsterland diese Spitzenposition weiter festigen wird. Alleine die Pläne für Heek in den kommenden Monaten und Jahren lassen aufhorchen. Denn es braucht mehr Flächen für WKA, um die ehrgeizigen Ziele der Bundesregierung auch Realität werden zu lassen.

Der Landesentwicklungsplans (LEP NRW) sowie der Regionalplan gewähren dafür jetzt auch die rechtliche Grundlage. Heißt für Heek: Vier weitere „Konzentrationszonen“ sind bereits ausgewiesen. Dazu gehören Anthornshook, Ammert, Ammert-Nord, Strönfeld und die Plaggenbahn.

20 neue Windkraftanlagen sollen in diesen Bereichen in den Himmel wachsen. Hinzu kommt eine weitere Anlage in Wichum. Wie schnell das Ganze abläuft, ist derzeit noch nicht abschätzbar. Das Genehmigungsverfahren ist aufwändig, wie auf der Internetseite des Kreises zu lesen ist.

Die sechs geplanten WKA im Anthornshook sind laut Gemeinde aber bereits beim Kreis Borken beantragt. Die zwei Anlagen auf der Ammert und jene aus Wichum seien ebenfalls im Beantragungsverfahren. Die übrigen zwölf Anlagen befänden sich aktuell noch in der Planung.

„Dünne Besiedlung“

Werden diese 21 Windkraftanlagen in der Gemeinde Heek tatsächlich am Ende Realität, würde sich der Bestand dieser Anlagen auf dem Gemeindegebiet knapp verdoppeln – auf dann 45 Windräder.

Doch warum gibt es – neben dem wirtschaftlichen Interesse der Betreiber – überhaupt so viele Windkraftanlagen in Heek? Wer denkt, es liege am Wind, der irrt. Es liegt laut Verwaltung an der „dünnen Besiedlung“.

Auf 69,43 km² Katasterfläche kommen rund 8800 Einwohner. Das entspricht einer Bevölkerungsdichte von rund 125 Einwohnern je km². Wobei davon der Großteil in den Ortsteilen Heek und Nienborg wohnt. In den Bauerschaften gibt es entsprechend viel Platz für Windkraftanlagen.

Doch hat auch die Gemeinde was von den vielen Windkraftanlagen? Und wenn ja, was? Zum einen fließe Gewerbesteuer, wie die Verwaltung mitteilt. In nicht näher definierter Höhe. Zudem gebe es einen „mittleren vierstelligen Betrag“ pro Jahr über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG).

Wobei das noch nicht so läuft, wie es sich die Verwaltung wünscht. „Viele Betreiber von Bestandsanlagen“ in Heek hätten „bisher keine entsprechende Vereinbarung“ mit der Gemeinde abgeschlossen.

Ein Solarpark und Windräder auf einem Acker
Eine Kombination, die lokalpolitisch – zumindest aktuell – in Heek nicht erwünscht ist: Windräder und Solarparks. Die Gemeinde hat sich seit jeher der Windkraft verschrieben. © picture alliance/dpa

Dabei sieht Paragraf 6 des EEG genau das vor. Dort heißt es: „Anlagenbetreiber sollen Gemeinden, die von der Errichtung ihrer Anlage betroffen sind, finanziell beteiligen.“ 0,2 Cent pro eingespeiste Kilowattstunde wären so für die Gemeinde bei Anlagen mit einer Leistung über 1000 Kilowatt drin.

Heeks Bürgermeister Franz-Josef Weilinghoff sagte dazu bereits vor einiger Zeit im Gespräch mit der Redaktion, dass er diesbezüglich deutlich mehr Entgegenkommen seitens der WKA-Betreiber erwarte.

Die Zurückhaltung der Bestandsbetreiber in Heek bekommen in Zukunft all diejenigen zu spüren, die eine neue Anlage errichten wollen. Denn die Verwaltung teilt mit, dass bei Neuanlagen die Verträge fortan so abgeschlossen würden, dass die EEG-Beteiligung der Gemeinde gesichert sei.