Die Tür quietscht etwas. Fahles Licht erhellt den Eingangsbereich. Es ist kühl und feucht. Gedämpfte Stimmen sind zu hören. Nach einem Balanceakt über ein schmales Holzbrett wird es hell. Scheinwerfer tauchen die Jahrhunderte alten Funde in der Burgschänke in ein gelblich anmutendes Licht.
Genau hier soll etwas Bedeutsames entstehen. Etwas, das weit über das hinausgeht, was 2020 mal beantragt und mit 1,5 Mio. Euro Fördergeldern durch das Land NRW als bewilligtes „Heimat-Zeugnis“ vorgesehen war. Die Burg soll aus dem Dornröschenschlaf geholt werden und touristische Strahlkraft entwickeln. In der Schlösser- und Burgenregion Münsterland.
Archäologen im Einsatz
Vorsichtig legt Grabungstechnikerin Maja Thede (LWL-Archäologie) mit einer Kollegin Stück für Stück die historischen Funde frei. Kelle und Pinsel sind die Werkzeuge. Mehrere Hundert Jahre alt sind die Burgmauer und das Turmfundament. Über Keramikfunde wird das exakte Alter bestimmt.

Drei Projekte in einem
Dass die Archäologen abermals und noch voraussichtlich bis Ende März im Einsatz sind, liegt an den Plänen des Trägervereins Landesburg. Denn: Die Burgschänke soll abgerissen, ein Neubau hochgezogen werden. Aus ursprünglich einem sind mittlerweile drei Projekte geworden:
Platz für Vereine schaffen, die historischen Funde im Kellerbereich „erlebbar machen“ und damit zugleich die Burg für den Tourismus öffnen. Die Grabungstechnikerinnen schauen derzeit, wo die Fundamente für den geplanten Neubau hinkönnen und wo eben nicht.

Ohnehin werden Abriss und Neubau kniffelig. Zum einen müssen die Funde geschützt und darf das angrenzende Torhaus nicht beschädigt werden. Zum anderen muss der Untergrund alles tragen. Stichwort Statik.
Der ehrgeizige Zeitplan: Abriss bis zum Sommer, bis Ende 2023 soll der Rohbau stehen. Für 2024 ist dann die Öffnung vorgesehen. Kommt alles so wie geplant, wird es etwas sein, das in der Region seinesgleichen sucht.

Das Obergeschoss ist für die Aktivitäten der örtlichen Vereine vorgesehen. Im Erdgeschoss soll es mobile Ausstellungen, eine Küche und einen großen Vortragsraum geben. Im Untergeschoss (Keller) ist eine multimediale und feste Ausstellung geplant.
Schaut man in das von einem Fachbüro entwickelte Konzept, wird klar: Die Burggeschichte soll innovativ erlebbar werden. Medientisch, Sound und Beamer inmitten der historischen Funde sollen dafür sorgen. Möglichst viel „Altes“ soll für die Authentizität erhalten werden.

Das Vermittlungskonzept „Burggeschichte“ ist modular aufgebaut, die Umsetzungskosten belaufen sich auf rund 400.000 Euro. Der Münsterland e.V. hat den Trägerverein in einen Großantrag im Rahmen des EFRE-Förderprogramms „Erlebnis.NRW 2021 – 2027 [...]“ aufgenommen.
Gesamtantragsvolumen: Drei Millionen Euro. Zehn Prozent sind für den Trägerverein vorgesehen. 80.000 Euro übernimmt die Gemeinde als Eigenanteil bei einer 70-30-Aufteilung mit dem Trägerverein. Im Mai 2023 wird mit einer Entscheidung des Gutachter-Ausschusses gerechnet.

Die Verantwortlichen des Trägervereins um Markus Jasper und Jürgen Lammers fiebern aber zunächst dem März entgegen. Rund 2,6 Millionen Euro sind für Abriss, Neubau und das Erlebbarmachen des Kellers aktuell veranschlagt.
Bis auf rund 500.000 Euro steht die Finanzierung. Die noch offene Lücke soll mit einer Förderung der NRW-Stiftung geschlossen werden. Ein entsprechender Antrag wurde gestellt. Die Entscheidung wird in Kürze erwartet. Ein positiver Bescheid wäre ein Meilenstein.

„Dann wüssten wir, dass wir baulich starten können“, so Jürgen Lammers. Der entsprechende Bauantrag wurde bereits beim Kreis gestellt. An ein negatives Votum der Stiftung mag keiner der Verantwortlichen denken. Der Blick geht nach vorne. Der Enthusiasmus trägt.
„Dieses Projekt würde die Burg endlich touristisch und kulturell erlebbar machen. Die Burg würde aus dem Dornröschenschlaf geweckt“, unterstreicht Markus Jasper die Bedeutung für Nienborg und das Münsterland.