Von außen macht die alte Burgschänke optisch nicht (mehr) viel her. Das Gebäude ist merklich in die Jahre gekommen. Läuft alles nach Plan, sind die Tage ohnehin gezählt. Für 2023 steht der Abriss an. Der Auftakt für Neues.
800 Jahre Nienborger Geschichte befinden sich durch die Reste der Burgmauer und des Turmfundamentes unter der Burgschänke, die Anfang des 20. Jahrhunderts einfach darüber gebaut wurde.
Abriss und Neubau geplant
Dass Abriss und Neubau geplant sind, liegt an jenen archäologischen Funden, die zufällig entdeckt wurden. Eigentlich sollten „nur“ die Kellerräume der Burgschänke, die schon jahrelang leer stehen, erschlossen werden und alles auf Vordermann gebracht werden. Ebenso das Burgtor.
Die für Nienborg bedeutsamen Funde stellten die Planung auf den Kopf. Aus einem wurden zwei Projekte. Es soll Raum für Vereine geschaffen und der Keller als Zeugnis heimatlicher Geschichte aufgewertet werden.
Der gegründete Trägerverein „Landesburg Nienborg“ plant seit Monaten mit viel Akribie. Jetzt wurde ein erster für die Öffentlichkeit wahrnehmbarer Meilenstein erreicht. Am Mittwoch (21.12.) haben Bürgermeister Franz-Josef Weilinghoff und Architekt Markus Lampe den Bauantrag unterzeichnet.
Dieser befindet sich jetzt bereits auf dem Weg ins Kreishaus nach Borken. „Das ist schon mal ein ganz wichtiger Schritt“, sagt Markus Jasper, Vorsitzender des Trägervereins, im Gespräch mit der Redaktion.

Doch das „Bangen“ geht weiter. Denn noch ist die Finanzierung nicht gesichert. Ursprünglich geplante Kosten für die Umgestaltung: 2,15 Millionen Euro – mit 1,45 Millionen Euro Fördergeldern des Landes.
Zuvor hatte der Rat Anfang 2020 beschlossen, dass die Gemeinde die Burgschänke und das Burgtor für 40 Jahre von der Besitzerfamilie pachtet. Mit Verlängerungsoptionen. Doch die Kosten stiegen ungeplant weiter.
Komplexes Vorhaben
Es ist eben ein komplexes Vorhaben. Mehrfach wurde die Planung überarbeitet. Viele Behörden und Ämter müssen eingebunden werden. Kosten für Baustoffe sind gestiegen. Über die exakte Größe des Fehlbetrages spricht der Trägerverein nicht. Klar ist: Eine mittlere sechsstellige Summe fehlt noch.
Wie könnte das Loch gestopft werden? „Wir haben mehrere Förderanträge gestellt“, erklärt Jürgen Lammers vom Trägerverein. Mit dem Nachsatz: „Wir sind optimistisch, dass es so funktionieren wird.“ Anfang 2023 werden die Entscheidungen fallen, sprich Bewilligung(en) oder Absagen kommen.

Und was, wenn es nicht klappt? Unklar. Einen echten Plan B gibt es noch nicht. „Dann müssten wir uns Alternativen überlegen“, so Jürgen Lammers. Das Projekt als solches aufzugeben, sei aber absolut keine Option.
Wie dem auch sei: Bevor die Abrissarbeiten und die des geplanten Neubaus in Auftrag gegeben werden können, muss die Finanzierungslücke gestopft sein. In ein paar Wochen wird sich zeigen, wohin die Reise konkret geht.
Archäologische Begutachtung
Zurück zur Gegenwart. Ab Mitte Januar 2023 stehen weitere archäologische Begutachtungen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe an. Entsprechend ist der Bauhof der Gemeinde derzeit damit beschäftigt, die Untersuchungen vorzubereiten, sprich entsprechende Stellen „freizumachen“.
Die Bauhof-Mitarbeiter entfernen den Klinker, damit die Archäologen das dahinterliegende Mauerwerk des alten Burgturms sichten können. Für den Trägerverein natürlich ein Glücksfall, dass die Gemeinde hier abermals als Unterstützer auftritt.

Wer sich fragt, warum jetzt nochmal die Archäologen aufschlagen, dem sei gesagt: Die aktuellen Planungen des Neubaus weichen etwas von der Erstplanung ab. Dies ist unter anderem im Denkmalschutz begründet. Darum ist vor der Realisierung erneut eine archäologische Begutachtung nötig.
Der Abriss soll übrigens rein überirdisch erfolgen. Der Keller mit den historischen Funden soll erhalten bleiben und zugleich „erlebbar“ gemacht werden. Ein entsprechendes pädagogisches Konzept wird derzeit entwickelt.
Viele Ideen
Die grobe Idee: Neues mit Altem verbinden durch den Einsatz von Beamern und spezieller Lichttechnik. Der Trägerverein hat viele Ideen. Das wird in den Gesprächen mit den Verantwortlichen deutlich.
Und auch die Politik steht hinter dem Großprojekt. Beim Heimatpreis auf Kreisebene wurde der Trägerverein mit Platz zwei (3000 Euro) und beim Heimatpreis der Gemeinde Heek mit Platz eins (5000 Euro) bedacht.

Dabei ist es weniger das Geld, das dem Trägerverein den Rücken stärkt. Dies ist letztlich ein Tropfen auf den heißen Stein. Entscheidend sei die darüber erfahrene Wertschätzung, betont Markus Jasper: „Es ist ein riesiger Vertrauensbeweis für uns und das Projekt.“
Ein Projekt, das so facettenreich wie innovativ ist. Im Entwurf. Viele Hürden gilt es noch zu nehmen. Und doch behalten die Verantwortlichen das Jahr 2024 fest im Blick. In diesem soll der Neubau in die Höhe wachsen. So zumindest der grobe Zeitplan.
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