
© Foto: Holger Steffe
Zwei Besuche der Bundeskanzlerin in Haltern bleiben unvergessen
Ende der Merkel-Ära
Nach 16 Jahren Kanzlerschaft tritt Angela Merkel ab. Eine gewohnt strategisch handelnde und kühl kalkulierende Kanzlerin zeigte bei zwei Besuchen in Haltern viel Herz und großes Mitgefühl.
Als Kanzlerin wurde sie als mächtigste Frau der Welt ausgerufen. Nun, nach 16 Jahren, tritt Angela Merkel ab. Zweimal war sie in Haltern. 2015 nach dem tragischen Flugzeugabsturz und 2017 als Wahlkampfhelferin für die Landes-CDU. Beide Male überraschte sie die Bürgerinnen und Bürger mit einer Herzlichkeit, wie man sie an Bildschirmen seltener sah.
Am 17. April 2015, bei der zentralen Trauerfeier im Kölner Dom für die Opfer des Flugzeugabsturzes in den französischen Alpen, bat Bundeskanzlerin Angela Merkel ausdrücklich um ein Treffen mit den Eltern der 16 ums Leben gekommenen Halterner Gymnasiasten sowie den Angehörigen der beiden Lehrerinnen. An diesem Tag gab sie das Versprechen, nach Haltern zu kommen. Dieses Versprechen löste sie am 20. Oktober 2015 auch wirklich ein.
„Ich möchte deutlich machen, dass ich an Sie denke“
Schulleiter Ulrich Wessel, Schülersprecherin Johanna König, NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann und Bürgermeister Bodo Klimpel nahmen die Bundeskanzlerin um 11.30 Uhr an diesem kalten, grauen Dienstag in Empfang. Zaghafter Applaus von am Straßenrand stehenden Bürgern begleitete die Kanzlerin auf ihrem Weg zur Gedenkstätte. Diese war geschmückt mit Hortensien und Christrosen, Sylvia Löhrmann und Angela Merkel legten weiße Calla dazu. Eine Blume, die Unsterblichkeit symbolisiert.

Vor dem Haupteingang des Joseph-König-Gymnasiums hielt Merkel ihre Ansprache. © Daniel Winkelkotte
„Ihre Schule hat etwas so Furchtbares erlebt. Ich möchte den Eltern, Lehrern und Schülern heute deutlich machen, dass ich an sie denke, dass die Bundesregierung an sie denkt und auch viele Menschen in der Bundesrepublik an sie denken“, sagte sie am Ende eines 90-minütigen Gesprächs im Gymnasium unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Ins Kondolenzbuch schrieb sie: „Unsere Erinnerung bleibt bei den Opfern und den Angehörigen, die ihre Liebsten verloren haben.“
„Angela Merkel ist uns sehr nahe gekommen“
Angela Merkel, so sagte später Bürgermeister Bodo Klimpel, sei sehr gut informiert gewesen über all das, was nach dem 24. März in Haltern geschehen sei. „Die Bundeskanzlerin ist den Angehörigen und der Schulgemeinde durch ihre einfühlsame Art sehr nahe gekommen“, gab Klimpel seinen Eindruck von den Begegnungen im Schulgebäude wieder.

Kanzlerin Angela Merkel fand bewegende Worte, als sie 2015 die Schulgemeinde des Joseph-König-Gymnasiums besuchte. © Holger Steffe
Draußen warteten 1300 Schülerinnen und Schüler, rund 100 Bürger und viele Medienvertreter auf die abschließende Rede. „Ich möchte mich bedanken bei den Schülern, mit denen ich sprechen konnte, bei den Lehrern und Angehörigen. Als ich hierher kam, die Bäume sah, die Stahlplatte mit den Namen und das Licht der Kerze, da ist mir noch einmal deutlich geworden, welche Trauer Sie hier haben und mit wie viel Liebe und Mitgefühl diese Schule mit diesem schrecklichen Ereignis umgeht.“
Bundeskanzlerin Merkel stattete der Schule bewusst erst sieben Monate nach dem Flugzeugabsturz einen Besuch ab. Sie wollte den Angehörigen signalisieren, dass ihre Kinder auch nach dieser Zeit nicht vergessen sind und für immer unvergessen bleiben. Schüler standen Spalier, als die Kanzlerin zu ihrem Dienstwagen schritt. „Tschüss“ riefen sie ihr nach und die anderen spendeten lautstarken Applaus.

2017: Kanzlerin Angela Merkel trägt sich im Beisein von Bürgermeister Bodo Klimpel ins Goldene Buch der Stadt ein. © Holger Steffe
In ganz anderer Stimmung verlief der zweite Besuch. Am 10. Mai 2017 kam Angela Merkel zum Alten Markt, um Wahlkampfhilfe für die CDU Nordrhein-Westfalens zu leisten.
Gefeierter Wahlkampfauftritt auf dem Alten Markt
Angela Merkels straffer Zeitplan hielt sie – zur Überraschung aller Beteiligten – nicht davon ab, auf dem Weg von der Merschstraße in die Innenstadt vier Halterner Geschäften einen kurzen Besuch abzustatten. Leicht und sympathisch kam sie daher und plauderte drauf los. Was sie nicht sagte: Vor dem Wahlkampftermin hatte sie die Gedenkstätte für die 18 Opfer der Germanwings-Katastrophe am Joseph-König-Gymnasium besucht.

Der Marktplatz war prall gefüllt, als Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Wahlkampfauftritt nach Haltern reiste. © Kevin Kindel
Dieser Termin fand abseits des offiziellen Protokolls ohne Medienvertreter und auf persönlichen Wunsch der viel beschäftigten CDU-Kanzlerin statt.
Haltern am See ist für mich Heimat. Hier lebe ich gern und hier arbeite ich gern: Als Redakteurin interessieren mich die Menschen mit ihren spannenden Lebensgeschichten sowie ebenso das gesellschaftliche und politische Geschehen, das nicht nur um Haltern kreist, sondern vielfach auch weltwärts gerichtet ist.
