
© Elisabeth Schrief
ZDF-Korrespondent Dr. Stefan Leifert: „Nur nicht langweilig werden“
Glaubenswoche
„Wenn Kirche überall so wäre wie in St. Sixtus, dann ginge es der Kirche insgesamt besser!“, ZDF-Korrespondent Dr. Stefan Leifert war von seinem Abend im Zelt vor allem eins: überwältigt.
Firas (11), geboren im Irak, sitzt in der ersten Reihe. „Ist der Mann berühmt?“, schaut er sich die Hauptperson des Abends an. Ja, für eine Reihe von Menschen schon. Dr. Stefan Leifert ist „unser Mann in Brüssel und stetig und ständig Gast in unseren Wohnzimmern“, stellt Pfarrer Michael Ostholthoff seinen Gesprächspartner vor.
Drei Stunden Fahrzeit trennen Leifert von seiner Heimatstadt Haltern. Der ZDF-Korrespondent ist mit dem Motorrad gekommen aus einer Metropole, in der sich am Dienstag ziemlich viel ereignet. Ursula von der Leyen, die neue EU-Kommissionschefin („ihre Wahl war die erstaunlichste Personalie des Jahres“), stellt ihr Team vor. „Eigentlich sollte ich um 6 Uhr im Morgenmagazin den ersten Beitrag liefern“, erzählt der Fernsehjournalist. Die Einladung zur Glaubenswoche in Haltern war seine Entschuldigung, die aber auch nur bis 10 Uhr am Dienstag zählte.
Über Politikgrößen
Was Stefan Leifert über seine Arbeit, über Gott und die Welt (wie die Reihe heißt) im Dialog mit Pfarrer Michael Ostholthoff zu sagen hatte, interessierte fast 400 Gäste. Das Zelt auf dem Alten Markt war schon voll, als die Gottesdienstbesucher dazu kamen. Ihnen konnte Michael Ostholthoff nur noch den zweiten Rang anbieten.

Noch ehe der Abendgottesdienst zu Ende war, hatte sich das Zelt auf dem Alten Markt schon mit Zuhörern gefüllt. Alle Sitzplätze waren besetzt. © :Elisabeth Schrief
Stefan Leifert lebt und arbeitet seit fünf Jahren in Brüssel, er kennt und liebt diese Stadt und er glaubt an die Ideen von Europa. Anders als der britsche Premier Boris Johnson, der die Europäische Union verlassen will: „Der Premier war noch nicht ein einziges Mal in Brüssel.“ Stefan Leifert hat sie alle gesprochen - die Größen der EU-Politik. Wer nötige ihm den größten Respekt ab?, will Michael Ostholthoff wissen.
„Alle, aber einige holen oder holten wir Journalisten besonders gern vor die Kamera“, berichtet Stefan Leifert aus seinem Arbeitsalltag. Angela Merkel: Sie sei professionell und verspreche sich nie. Die frühere Präsidentin von Litauen: „Die haute immer einen raus.“ Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn: „Er nimmt kein Blatt vor den Mund“. „Und Sie glauben nicht, wie groß unser Abschiedsschmerz war, als Martin Schulz ging.“ Er habe nie ein Interview abgesagt und Gespräche immer mit Pointen und knackigen Aussagen gewürzt.
Neue Aufgabe von Medien
Gut für die Journalisten. „Denn wir dürfen nie langweilen und müssen möglichst originell Texte mit Bildern in Verbindung bringen“, sagt Stefan Leifert. Unvorhergesehenes sei ein Geschenk und in gewisser Weise der amerikanische Präsident Donald Trump auch. „Er hat Unterhaltungwert.“

Der Interkulturelle Chor und die Gruppe „Fidele Tants“ gestalteten das musikalische Rahmenprogramm. © Elisabeth Schrief
Dass Menschen aber heute mit Nachrichten anders umgehen als früher, als das Einschalten der Tagesschau um 20 Uhr zum Familienalltag gehörte, sei Teil eines radikalen Umbruchs. Jeder suche sich auf unterschiedlichen Kanälen seine Nachrichten, „wir Fernsehjournalisten sind nicht mehr die Verkünder und Entscheider“. Die Aufgabe von Journalisten sieht Stefan Leifert heute darin, Ereignisse glaubwürdig, objektiv und reflektierend zu erklären und einzuordnen.
Das geschieht nicht mehr nur allein an den TV-Bildschirmen, sondern auch über Social Media. „Vor 20 Jahren war die Arbeit entspannter. Heute geht es darum, möglichst als erster einen Tweet über neueste Entwicklungen abzusetzen.“
Ein sanfter Hinweis
Ein Traumberuf sei für ihn der Journalismus. Dass er soweit gekommen ist, verdanke er auch seiner verstorbenen Mutter. Sie legte dem Theologie- und Philosophie-Studenten als zarten Hinweis eine Anzeige aus der Kirchenzeitung, aufgegeben vom Institut zur Förderung publizistischen Nachwuchses in München, hin: „Sind Sie katholisch und wollen Journalist werden...?“„Du studierst doch so was Brotloses – wäre das nichts für dich?“. Diese Frage hat sich heute hinlänglich beantwortet. Schon während der freien Mitarbeit bei der Halterner Zeitung habe er gemerkt, dass er Spaß daran habe, Geschichten aufzuschreiben.

Zuhörer waren eingeladen, Fragen an Dr. Stefan Leifert auf Bierdeckel zu schreiben. Pfarrer Michael Ostholthoff übermittelte sie. © Elisabeth Schrief
Zwei Jahre gilt der Vertrag für Brüssel noch, was dann kommt, weiß Stefan Leifert nicht. Vielleicht eine Verlängerung, vielleicht Washington, Berlin oder Tel Aviv? Das ZDF entscheidet. „Wenn gar nichts mehr geht, engagiere ich mich wieder in der Sixtus-Gemeinde!“ Ganz sicher ist jedoch, dass ihm der Abend in Haltern und das unterhaltsame, intensive und kluge Gespräch sehr gefallen hat. Und, dass er viel von seiner Heimatgemeinde St. Sixtus hält: „Wenn Kirche überall so wäre wie hier, ginge es der Kirche insgesamt besser.“ Was man über den Abend posten könne, will ein Gast wissen. „Es war nicht langweilig“, schmunzelt Stefan Leifert.
Haltern am See ist für mich Heimat. Hier lebe ich gern und hier arbeite ich gern: Als Redakteurin interessieren mich die Menschen mit ihren spannenden Lebensgeschichten sowie ebenso das gesellschaftliche und politische Geschehen, das nicht nur um Haltern kreist, sondern vielfach auch weltwärts gerichtet ist.
