Wohnungssuche in Haltern Wie komme ich an eine günstige Wohnung?

Die Odyssee einer Wohnungssuche: Wer in Haltern sucht, der findet?
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So wie Fischers Fritz versucht, frischen Fisch zu fangen, versuche ich in der Seestadt Haltern ein paar Quadratmeter Wohnraum zu ergattern. Ich bin mir bewusst, bei der Suche nach einer passenden Wohnung nicht allein auf dem verschärften Wohnungsmarkt unterwegs zu sein.

Die gestiegenen Mietpreise und das knappe Angebot machen es Interessenten nicht leicht. Ich suche „nur“ 45 Quadratmeter, die praktisch geschnitten sind.

Erste Suchergebnisse bei Ebay führen zu Anzeigen mit Wohnungen von einer Größe zwischen 50 und 90 Quadratmetern. Zwischen 600 bis 1000 Euro Warmmiete müsste ich bezahlen. Kleinere und vor allem preiswertere Wohnungen sind offenbar rar, deshalb musste ich als Redakteur der Halterner Zeitung mit Oer-Erkenschwick als vorläufigem Wohnort vorlieb nehmen.

Für ein möbliertes Appartement mit 25 Quadratmetern und einer Miniküche ohne Spülmaschine und Backofen zahle ich 660 Euro warm. Ich halte es aus, es ist ja nur für den Übergang, denke ich.

Sie haben richtig gelesen, Oer-Erkenschwick. Ein völliger Kontrast zu Haltern und den Orten und Städten der Umgebung, in denen ich bereits gelebt habe. Haltern ist ein Teil meiner Heimat. In Dorsten-Wulfen aufgewachsen, zog es mich nach einem zweijährigen Volontariat im Emsland nun zurück in die Heimat.

Was sind die Gründe für die Preisentwicklung und was hat dazu geführt? Renate Vinke-Müller (Vinke Immobilien aus Haltern) sieht die Verantwortung bei der Politik: „Es müssen mehr Flächen freigegeben und mehr Grundstücke für den sozialen Wohnungsbau geschaffen werden.“

In Haltern fehle es zudem an großen Wohnungsbaufirmen, sagt die Expertin. „Wohnraum schaffen Privatleute, die ihre Eigentumswohnungen dann vermieten.“ Mieter, die es sich leisten konnten, seien dazu übergegangen, für günstige Zinsen selbst zu bauen, um zu verkaufen.

Was der Quadratmeter kostet

Der Wohnungsmarkt in Haltern habe sich in den letzten zehn Jahren nicht dramatisch verändert. Bei Bestandsimmobilien liegt der Preis bei 7,50 Euro bis 9 Euro pro Quadratmeter. Bei Häusern aktuell bei 9 bis 13 Euro. Zudem müssen Mieter weitere 3 Euro pro Quadratmeter an Energiekosten einrechnen.

Die Tendenz ist steigend. Dem Mietspiegel nach lag eine 60 Quadratmeter große Wohnung im Jahr 2011 bei 5,84 Euro pro Quadratmeter. Im Jahr 2022 bereits bei 8,06 Euro. Sind die Preise berechtigt?

Renate Vinke-Müller sitzt am Tisch und lächelt mir entgegen.
Immobilienmaklerin Renate Vinke-Müller liebt ihren Beruf und steht gerne in Kontakt mit Menschen. © Stefan Hippler

„Deswegen kann Haltern ein Schnapsglas mehr vertragen“, sagt Renate Vinke-Müller lachend. Dabei setzt sich Höhe der Miete aus dem Kaufpreis, den Kaufpreisnebenkosten, den Rücklagen, die für das Haus gebildet werden müssen, den Verwaltungskosten und dem Mietausfallwagnis zusammen. Hinzu kommen die Betriebskosten, die auf die Miete umgelegt werden.

Bauherren kämpfen mit Vorgaben

Renate Vinke-Müller hat wiederum Verständnis: „Die Bauherren haben hohe Vorgaben vom Staat. Zugleich wird mehr Energieeffizienz gefordert.“

Muss der Staat die Standards im Hausbau herabsetzen? Holland habe für Familien nicht die komfortabelsten Häuser gebaut, deshalb seien sie bezahlbarer.

Renate Vinke-Müller versteht die Eigentümergeneration, die schließlich noch etwas „Cashflow“ übrig haben möchte für ihre Altersvorsorge. Zugleich spricht sie an: „Vielleicht sollte der Staat auch attraktivere Angebote für einen Umzug in eine kleinere Wohnung machen, um Platz für junge Familien zu schaffen. Eine Art Umzugsbeihilfe.“

Zugegeben frage ich mich, wie die „attraktive Umzugsbeihilfe“ bei einem älteren Ehepaar aussehen soll. Gerne möchte ich die Argumente sehen, die einem älteren Paar entgegengebracht werden sollen, das sein ganzes Leben für seinen Wohlstand gearbeitet haben, sein gemütliches Nest aufzugeben, um in einer kleineren Wohnung den Lebensabend zu verbringen.

Meine Chancen

Renate Vinke-Müller sieht durchaus Chancen für mich, eine Wohnung zu finden. Bei der Suche sollte ich allerdings angesichts meines schmalen Geldbeutels auch jenseits der Stadtgrenzen in Richtung Marl suchen. „Das ist ja das Schöne am Ruhrgebiet. Hier laufen die Städte ja schon fast ineinander über“, sagt sie.

Also schaue ich, was der Wohnungsmarkt hergibt. Bei Immobilienscout gebe ich als Ort „Haltern am See“ ein, zwei Zimmer, die Fläche ist mir vorerst egal. Dazu soll die Wohnung möglichst in der Nähe sein. Dabei stoße ich immerhin auf ganze 13 Treffer im Umkreis von 5 km. Die Begeisterung hält sich aber schnell in Grenzen.

Die günstigste Wohnung liegt bei einer geschätzten Warmmiete von 680 Euro mit einer Größe von 73 qm. Die zusätzliche Miete für die Garage und Stellplatz runden das charmante Angebot mit 50 Euro zusätzlich ab. Ein richtiger Schnapper für einen Redakteur, der in Haltern berichten möchte.

Zugleich denke ich an die Berufsanfänger, Auszubildende und Studierende. Ohne die Eltern im Nacken wird der Traum der eigenen vier Wände noch in weiter Ferne liegen.

Der Halterner Ortsteil Hullern sei gut zum Wohnen, jedoch bedürfe es eben eines Autos, sagt Renate Vinke-Müller. Sythen sei aufgrund seiner besseren Infrastruktur sehr begehrt. Pferdeliebhaber und Ruhe Suchende kämen im ländlich geprägten Lavesum auf ihre Kosten.

Maklerkosten werden übernommen

Wer suchet, der findet. Wer finden lassen möchte, kann Makler beauftragen. Die Maklerkosten sind für Mieter frei und müssen von den Vermietern übernommen werden. Beim Verkauf muss die Maklercourtage geteilt werden. Sowohl Käufer als auch Verkäufer müssen den gleichen Kostensatz tragen.

Trotz Wohnungsmangels und steigender Preisen versuche ich optimistisch zu bleiben, schließlich soll ich über Halterns Entwicklungen berichten und das geht eben am besten vor Ort.

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