Haltern ist Schlusslicht bei sozialem Wohnungsbau Bundesbauministerin schaltet sich ein

Bundesministerin beschäftigt sich mit sozialem Wohnungsbau in Haltern
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Die steigenden Wohnungskosten sind und werden für viele „Normal- und Geringverdiener“ zum Problem, denn bezahlbarer Wohnraum ist knapp. „Im Ländervergleich weist NRW die schlechteste Jahresbilanz im sozialen Wohnungsbau auf, da die Kommunen die Gelder für den öffentlich-geförderten Wohnungsbau nicht abrufen“, schreibt der SPD-Abgeordnete Brian Nickholz in seiner Einladung zu einem Online-Gespräch mit der Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD). Schlusslicht sei seit Jahren Haltern am See.

Am Mittwoch, 25. Januar, haben sich der SPD-Bundestagsabgeordnete und die Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen für das Anliegen der Halterner und Halterinnen Zeit genommen. Denn „in Haltern gibt es aktuell 18.000 Wohnungen, 300 davon werden sozial gefördert und für insgesamt 100 Wohnungen wird die Sozialbindung entfallen“, sagt Wilhelm Neurohr, der als Halterner Experte an der Runde teilgenommen hat.

Unterm Strich blieben dann 200 Wohnungen, die sozial gefördert seien. „Das sind lediglich 1,5 Prozent des Bestandes. Der Durchschnitt liegt landesweit bei zehn Prozent“, so Neurohr. Über die Hälfte, nahezu 70 Prozent, seien in Haltern Ein- oder Zwei-Personen-Haushalte und „insgesamt zählen 45 Prozent der Halternerinnen und Halterner zu den Senioren“, so Neurohr weiter.

Engagement, aber keine Flächen

Die steigenden Wohnkosten sind unter anderem ein Grund, weshalb viele die Seestadt verlassen müssen. „Damit die unterschiedlichen Bedürfnisse gedeckt werden können, braucht es kurzfristig 2.000 sozial geförderte Wohnungen - langfristig insgesamt 3.000“, fordert Wilhelm Neurohr.

In der Konferenz wurden zwei Konzepte vorgestellt, die die akute Wohnungsnot entschärfen könnten. Den Anfang machte Hiltrud von der Gathen von der Initiative „Buntes Haltern“. Sie stellte die Idee des Mehrgenerationenhauses vor. Mittlerweile konnte ein Investor für das Konzept „Mehrgenerationenhaus“ gefunden werden, aber kein bezahlbares Grundstück.

„Ich würde mir wünschen, dass die Stadt Haltern auf die Suche nach bezahlbaren Grundstücken geht oder alte Gebäude reaktiviert werden“, fordert die Halternerin im Gespräch mit der Bundesbauministerin Geywitz. Eine Durchmischung von sozial und frei geförderten Wohnungen wäre eine Lösung.

Appell an die Stadt

Für die katholische Kirchengemeinde St. Sixtus haben unter anderem Pfarrer Michael Ostholthoff und David Schütz, Unterstützer der Pfarrei, gesprochen. In der Adventszeit hat sich die Gemeinde diakonisch-caritativen Themen angenommen und sich auf die Suche nach bezahlbarem Wohnraum begeben. „Wir haben insgesamt 20 Hinweise aus der Gemeinde bekommen, die aktuell geprüft werden“, erzählt David Schütz.

Die Kirche trete in dem wichtigen Integrationsprozess „quasi als Bürge auf und regelt bei Bedarf Probleme und kommt für Kosten auf“, so Schütz. Genaue Details seien aber derzeit noch nicht geklärt. Wichtig sei, dass der Prozess nicht parteipolitisch aufgeladen werde. Es gehe darum, Vertrauen herzustellen und neue Möglichkeiten zu schaffen.

Bedarfs- und Potenzialanalyse

Dass das Engagement in der Seestadt vorhanden ist, stehe außer Frage, sagt Bundesbauministerin Klara Geywitz. „Es gibt Förderungen für Genossenschaften, Sozialwohnungen, Eigentumsbildung und für Einkommensschwache sowie für den Bau von Einfamilienhäusern mit Mitteln des sozialen Wohnungsbaus, durch die Unterstützung des Landes“, so die Ministerin.

Eigentlich seien die Rahmenbedingungen nicht schlecht. „Aber es fehlt Bauland. Deshalb kann ich nur empfehlen, dass eine Potenzialanalyse durchgeführt wird, aber auch eine Bedarfsanalyse“, sagt Klara Geywitz. In der Konferenz wurde in diesem Zusammenhang darüber diskutiert, ob Haltern am Bedarf vorbei plane.

Die Befürchtung sei in diesem Kontext häufig, dass man Angst habe, dass Fremde in die Stadt kommen, die das Zusammenleben stören, so Klara Geywitz. Es dürfe nicht dazu kommen, dass Menschen, die seit Jahrzehnten in Haltern leben, woanders hinziehen müssen, weil sie vor Ort keinen geeigneten Wohnraum finden. Das müsse dem gewählten Stadtrat klargemacht werden und dieser müsse die Planung für die eigene Bevölkerung übernehmen.

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