Am 28. Juni kommt Wincent Weiss nach Haltern. Der Singer-Songwriter spielt im Rahmen des Sunset-Beach-Festivals ein Live-Konzert auf der Bühne am See. Im Gespräch mit Vivien Nogaj spricht er darüber, warum er sich in Haltern bestimmt wie zu Hause fühlen wird, was er an Open-Air-Konzerten besonders schätzt und wie er zuletzt auch dunkle Zeiten überwunden hat.
Haltern am See bildet den Auftakt deiner Sommertournee – und steht neben großen Städten wie Erfurt, Nürnberg oder Bochum auf dem Tourplan. Kanntest du die Seestadt vorher?
Tatsächlich kannte ich Haltern am See vorher nicht, aber ich bin mir sicher, dass ich mich dort sofort wie zu Hause fühlen werde: Ich komme ja von der Ostsee, genauer gesagt von der Seenplatte in der Holsteinischen Schweiz. In Haltern gibt es auch Wasser und Strand, wie ich gehört habe. Wenn ich meine Füße in den Sand stecken kann und das Wetter auch noch mitspielt, ist es für mich wie ein Heimspiel.
Aktuell bist du neben deinem Hauptjob auf der Bühne auch für TV-Shows wie zum Beispiel „The Voice Kids“ unterwegs. Bleibt dir da noch Zeit, die Füße in den Sand zu stecken?
Das war in den letzten Jahren leider selten der Fall. Aber jetzt bin ich wieder nach Schleswig-Holstein gezogen und wohne auf einem kleinen Dorf in der Nähe der Ostsee. Zwischen den Konzerten bin ich unter der Woche oft zu Hause. Da könnte ich es durchaus versuchen, wieder öfters Zeit am Strand zu verbringen. Früher war ich natürlich jeden Sommer dort, das ist heute aber nicht mehr so einfach möglich.
Apropos Sommer: Nach deiner Sommertour steht nächstes Jahr deine Hallen-Tournee an. Was schätzt du besonders an Shows unter freiem Himmel im Vergleich zu Konzerten in der Arena?
Das sind für mich zwei verschiedene Paar Schuhe. In der Arena hat man ganz andere Möglichkeiten, was die Lightshow angeht, und man hört das Publikum lauter mitsingen, weil der Schall in der Halle bleibt. Bei den Sommershows ist der Vibe aber ein ganz anderer. Ich mag den typischen Festival-Charakter: Die Besucher sitzen unter freiem Himmel auf den Wiesen, haben Essen und Trinken dabei und verbringen eine gute Zeit mit Freunden bei Livemusik. Das klingt für mich nach einem perfekten Abend.
Wie lange ist dein letzter perfekter Konzert-Abend her?
Vor zwei Wochen war ich bei den „Giant Rooks“, nächste Woche bin ich bei „Provinz“. Generell gehe ich sehr viel auf Konzerte. Darüber hinaus war ich früher mit meinen Jungs aus der Heimat immer beim Hip-Hop-Festival „Splash“ – campen inklusive. Mein letzter Moshpit war bei „Materia“. Heute stehe ich lieber inkognito mit Cap und Kapuze in der letzten Reihe, dann kann ich das Konzert auch genießen.
Was gibt dir darüber hinaus die Möglichkeit, richtig aufzutanken?
Freunde, Familie und Sport sind mir wichtig. Die Osterzeit habe ich jetzt bei meinen Großeltern verbracht. Das sollte man öfter machen, solange man sie noch hat, wird mir immer mehr bewusst. Es tut einfach gut, Zeit mit der Familie zu verbringen – das erdet mich. Generell habe ich gelernt, mein Privatleben nicht zu kurz kommen zu lassen.

In Vergangenheit kam dein Privatleben durchaus mal zu kurz – bis du an Depressionen erkrankt bist und eine Therapie gemacht hast. Beschäftigt dich das Thema „mentale Gesundheit“ noch?
Es wäre natürlich wünschenswert, einen Haken hinter das Thema setzen zu können, sobald man in Therapie war. Es ist aber nicht irgendwann „einfach weg“ wie ein Schnupfen. Ich glaube, das Thema „mentale Gesundheit“ begleitet mich immer noch ein bisschen. Mittlerweile finde ich aber eine gute Balance zwischen Privatleben und der Arbeit.
Inwiefern?
Ich wollte dieses Jahr eigentlich gar keine Konzerte spielen, weil mir alles ein bisschen zu viel war. Vergangenes Jahr hat es dann doch so gut funktioniert, dass ich die Zeit auf der Bühne diesen Sommer nicht missen wollte. Also habe ich mich doch für eine Tour entschieden. Schließlich gibt es mir auch Kraft, auf der Bühne zu stehen: Nicht nur ich gebe dem Publikum etwas, sondern das Publikum gibt mir auch viel zurück. Somit sind die Konzerte für mich auch Bestandteil eines gesunden Lebens.
Findest du so – durch Themen, die dich bewegen – Inspiration für neue Songs?
Ja, bei mir ist es so, dass ich im Alltag ganz viel Inspiration sammle. Ich schreibe meine Handynotizen voll mit Dingen, die ich im Alltag erlebe oder die mich beschäftigen. Manchmal sind es auch Sätze, über die ich gesprochen habe oder Gedanken, die ich niederschreibe. Den Kreativprozess kann man ohnehin nicht erzwingen, deshalb passiert das bei mir immer nebenbei. Dann gehe ich mit meinen Ideen ins Studio und arbeite sie aus.
Deine Songs handeln viel von deinem Innenleben. Fällt es dir leicht, über Gefühle zu sprechen?
Mir fiel es immer leichter, über Gefühle zu schreiben und zu singen, also Musik darüber zu machen. Mittlerweile habe ich aber gelernt – auch durch die Therapie – dass es wichtig und hilfreich ist, darüber zu sprechen. Für mich ist es ein Zeichen von Stärke und von Offenheit, wenn Menschen ehrlich über ihre Gefühle sprechen können. Ich bin mir sicher, dass es einen weiterkommen lässt.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 8. April 2024.