Weihnachten fernab von Partner und Heimat Ukrainerin: „Eine Mischung aus Wehmut und Hoffnung“

Weihnachten fernab von Partner und Heimat
Lesezeit

Weihnachten ist das Fest der Liebe. Für Anastiasiia Mykhailova ist es das Fest der Hoffnung und der Wehmut. Seit zweieinhalb Jahren lebt die Ukrainerin mit ihrer Mutter und ihrer kleinen Schwester in Haltern. Fünf Monate nach Kriegsbeginn ist sie aus ihrer Heimatstadt Mykolajiw geflüchtet. Hier fühlt sie sich wohl. Und doch ist da die Sehnsucht. Nach ihrer alten Heimat, ihrem Beruf als Journalistin. Und vor allem nach ihrem Partner Yevhenii.

Mykhailova erzählt, dass sie und ihr Partner, ein ukrainischer Offizier, sich zwar schon einige Jahre kennen, aber erst kurz vor Kriegsbeginn zusammengekommen sind. „Viel gemeinsame Zeit hatten wir also nicht.“ Und doch hielt die frische Beziehung der Distanz stand, aller Schwierigkeiten und Sorgen zum Trotz.
Dreimal war ihr Partner seit Kriegsbeginn verwundet. Dreimal hat Mykhailova ihn besucht. „Wir haben schon so viel gemeinsam durchgestanden, das erleben andere Paare in vielen Jahren Beziehung nicht“, erzählt sie.

Hoffen auf bessere Zeiten

Zwar sei der Abschied jedes Mal aufs Neue schwierig, dennoch bestehe ihr Partner darauf, dass Mykhailova weiterhin in Deutschland bleibt: „Er sagt, er kann nur dann konzentriert kämpfen, wenn er weiß, dass ich in Sicherheit bin“, erzählt sie.

Jetzt, zu Weihnachten, träumt die 26-Jährige von besseren Zeiten: Davon, dass sie mit ihrem Partner reisen kann. Dass sie gemeinsam eine Familie gründen. Und dass die Ukraine den Krieg gegen Russland gewinnt. „Wir wollen mit diesem Land nichts mehr zu tun haben“, erklärt sie.

Ablehnung gegenüber Russland

Die Ablehnung gegen Russland spiegelt sich auch in den veränderten Weihnachtsritualen wider. Haben die Ukrainer das Fest bis Kriegsbeginn wie Russland nach dem julianischen Kalender am 7. Januar gefeiert, feiern die meisten Ukrainer Weihnachten nun wie Europäer ab dem 24. Dezember.

Wenn Mykhalilova dann mit ihrer Familie zusammensitzt – bei traditionellen Speisen wie Wareniki, Borschtsch und der süßen Getreidespeise Kutja – denkt sie umso mehr an die Soldaten, die Weihnachten getrennt von ihren Liebsten mit gespendetem Weihnachtsessen und Tannenbäumen in den Schützengräben verbringen. Leicht sei das alles nicht: „Wir können nicht unbeschwert feiern, solange in der Ukraine Krieg herrscht“, sagt sie.

Die ukrainische Weihnachtssüßspeise Kutja
Die ukrainische Süßspeise Kutja gehört traditionell zum Weihnachtsfest dazu. © picture alliance / dpa

Erleichtert sei Mykhalilova immer dann, wenn sie per Videotelefonie mit ihrem Yevhenii spricht. „Wir machen einander Mut“, sagt sie. Und auch, wenn die Sehnsucht meistens überwiegt, sei zumindest an Weihnachten die Hoffnung deutlich spürbar.