„Es ist wichtig, groß zu denken“ Stadt Haltern und Firmen gründen Wasserstoffinitiative „H2amSee“

Stadt und Unternehmen gründen Wasserstoffinitiative “H2amSee“
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Grüner Wasserstoff gilt als wichtiger klimaneutraler Energielieferant der Zukunft. In Haltern haben sich jetzt sechs ortsansässige Unternehmen, Stadt und Kreis zu einer zukunftsweisenden Initiative zusammengeschlossen: Im Rathaus wurde die Wasserstoffinitiative „H2amSee“ aus der Taufe gehoben.

Vertreter der Cirkel GmbH, der Quarzwerke, der Stadtwerke Haltern, der Vestischen Hartsteinwerke, der Xella International GmbH und der WiN Emscher-Lippe GmbH unterzeichneten dazu gemeinsam mit der Stadt Haltern und dem Kreis Recklinghausen einen Kooperationsvertrag. Ziel der Initiative ist es, eine gemeinsame Wasserstoffversorgung aus lokalem Solar- und Windstrom umzusetzen.

„In Haltern sind mehrere energieintensive Unternehmen ansässig, die derzeit vor allem konventionelle Energiequellen nutzen und einen signifikanten CO2-Ausstoß verursachen“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der Initiatoren. „Um ihren CO2-Ausstoß drastisch zu reduzieren und damit einen bedeutenden Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz zu leisten, planen diese Unternehmen, künftig grünen Wasserstoff als saubere Energiequelle einzusetzen.“

Elektrolyseverfahren

Das Elektrolyseverfahren zur Erzeugung von Wasserstoff benötigt Energie. Solange diese aus konventionellen Quellen stammt, lässt sich Wasserstoff nicht klimaneutral erzeugen. Das ändert sich, wenn die Energie aus Wind- oder Solarstrom gewonnen wird.

Und hier sehen sich die Halterner Unternehmen an einer Schnittstelle. Sie haben gemeinsam einen jährlichen Wasserstoffbedarf von etwa 200.000 Megawattstunden (MWh). Dieser könnte mit einem aus Wind- und Solarstrom gespeisten Elektrolyseur im zweistelligen Megawattbereich gedeckt werden. Dies entspricht rund der Hälfte des gesamten Erdgasverbrauchs der Stadt Haltern am See.

Der Vorteil der Seestadt: Sie verfügt über hervorragende Voraussetzungen für die Umsetzung der Wasserstoffinitiative. Als einer der wenigen Standorte des Ruhrgebiets ist Haltern in der Lage, die Wasserstoffelektrolyse unabhängig aus den verfügbaren erneuerbaren Energien zu betreiben. „Die Kombination aus Windkraft und der schwimmenden Photovoltaikanlage (am Silbersee III) ist ideal für den Betrieb eines Elektrolyseurs, da Sonne und Wind sich oft gegenseitig ergänzen“, so die Initiatoren der Kooperation.

Wasserstoff-Pipeline

Zusätzlich könnte Haltern auch über eine Wasserstoff-Pipeline mit dem nahegelegenen Chemiepark Marl verbunden werden. „Die Pipeline GETH2 wird ab 2024 grünen Wasserstoff transportieren und kann die Versorgungssicherheit der Unternehmen verbessern sowie den grünen Wasserstoff aus Haltern am See an weitere potenzielle Abnehmer liefern“, erläutert Nils Westerveld, Wasserstoffkoordinator bei der WiN Emscher Lippe. „Die Pipeline wird im Bereich Lippramsdorf auch Halterner Gebiet berühren.“

Die Kooperationspartner stehen vor dem Halterner Rathaus.
Sie kooperieren bei der Wasserstoffinitiative, (v.l.): Julian Mainzer, Kreis Recklinghausen, Joachim Beyer, Geschäftsführer WiN Emscher-Lippe GmbH, Dr. Bernhard Klocke, Geschäftsführer Stadtwerke Haltern, Julian Cirkel, Geschäftsführer Cirkel GmbH, Bürgermeister Andreas Stegemann, Daniel Duric, Werkleiter Quarzwerke GmbH, Wolfgang Giek, Geschäftsführer Vestische Hartsteinwerke GmbH & Co KG, Jannick Armenat, Vestische Hartsteinwerke. © Nils Westerveld WiN Emscher Lipp

Die Herstellungsverfahren der beteiligten Unternehmen sind zum Teil energieintensiv. „Sie haben sich teilweise selbst Ziele gesteckt, die Klimaneutralität ihrer Produktion zu erreichen. Unsere Initiative unterstützt und bündelt jetzt diese Vorhaben“, sagt Nils Westerveld. „Die Halterner Stadtwerke unterstützen diese Vorhaben mit ihrem Know-How. Ziel ist die Decarbonisierung (Verzicht auf Kohlenstoffe) der Produktion.“

Über mögliche Standorte des geplanten Elektrolyseurs möchte sich die WiN Emscher Lippe noch nicht äußern. „Es ist noch zu früh, darüber nachzudenken“, sagt Nils Westerveld. „Es gibt mehrere Alternativen. Zweckmäßig ist Nähe zu den Stromquellen.“ Auch der Umfang einer solchen Anlage sei noch nicht publizierbar. "Es gibt sehr unterschiedliche technische Verfahren, von denen noch nicht alle völlig ausgereift sind“, so der Koordinator.

Noch ein langer Weg

Der Weg, diese Absichtserklärung der Initiative „H2amSee“ in die Realität umzusetzen, ist noch lang. Eine Arbeitsgruppe wird jetzt zunächst die ersten Sondierungen vornehmen. „Im Anschluss geht es darum, über den Finanzierungsrahmen nachzudenken und mögliche Fördertöpfe ausfindig zu machen, aus denen das Vorhaben unterstützt werden kann“, so Westerveld.

Ein Eletrolyseur zur Erzeugung von Wasserstoff.
Eletrolyseur zur Erzeugung von Wasserstoff (Symbolbild). © picture alliance/dpa

Danach könnten die Planungen konkretisiert und mit der Umsetzung des Konzepts begonnen werden. „Dies wird sicherlich noch einige Jahre in Anspruch nehmen“, so Westerveld.

„Aber wir machen uns in Haltern am See gemeinsam auf den Weg zur Klimaneutralität“, sieht Julian Cirkel, Geschäftsführer der Cirkel GmbH optimistisch in die Zukunft. „Es ist wichtig, groß zu denken, um Fördermittel zu akquirieren und Wirtschaftlichkeit zu erreichen“, ergänzt Stadtwerke-Geschäftsführer Dr. Bernhard Klocke.

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