„Leuchtturm“-Projekte für grünen Wasserstoff aus Haltern Klimaneutrale Energie im Fokus

„Leuchtturm“-Projekte für grünen Wasserstoff kommen aus Haltern
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Pioniere beim Einsatz von grünem Wasserstoff wollen die Halterner Stadtwerke zusammen mit produzierenden Unternehmen der Stadt, dem Kreis Recklinghausen und der regionalen Wirtschaftsförderungsgesellschaft WiN Emscher-Lippe werden. Im Oktober 2023 war hierzu die Halterner Wasserstoffinitiative „H₂ am See“ gegründet worden. In der jetzt von Kreis und WiN vorgelegten neuen sogenannten Wasserstoffroadmap stellt die Seestadt-Initiative erste beeindruckende Projektpläne vor.

Um den CO₂-Ausstoß deutlich zu reduzieren und somit einen bedeutenden Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz zu leisten, soll „künftig“ grüner Wasserstoff als saubere Energiequelle eingesetzt werden.

Bis es so weit ist, gehen sicher noch etliche Jahre ins Land. Die Pläne der Initiative H₂ am See sind dennoch ambitioniert.

„Einer der ersten Standorte“

„Wir wollen in Haltern am See einer der ersten Standorte Europas werden, an dem mittelständische Unternehmen gemeinsam grünen Wasserstoff erzeugen und für ihre Produktion nutzen. Unser Ziel ist eine nachhaltige und zukunftssichere Wirtschaft“, hatte Bürgermeister Andreas Stegemann bei der Gründung der Initiative erklärt.

Die Quarzwerke Haltern beispielsweise wollen Wasserstoff mithilfe schwimmender Photovoltaik- und Windkraft-Anlagen selbst herstellen und dann vor Ort im Werk und in Fahrzeugen nutzen. „Der bei der Produktion von Wasserstoff entstehende Sauerstoff und auch die Abwärme des Elektrolyseurs finden vor Ort Verwendung“, heißt es in der Roadmap.

Das ehemalige Wasag-Gelände aus der Luft
Das ehemalige Wasag-Gelände soll sich als CO₂-neutrales Gewerbegebiet mit bezahlbarer Energie- und Wärmeversorgung als überregionaler Leuchtturm positionieren. © www.blossey.eu

Elektrolyseure sind für die Erzeugung von Wasserstoff erforderlich. Die Hightech-Vorrichtungen zerlegen einen Stoff mithilfe von Strom in seine Bestandteile. Bei der Gewinnung von Wasserstoff ist der Ausgangsstoff Wasser. Durch die Elektrolyse werden Wasserstoff und Sauerstoff voneinander getrennt. Wurde der dabei eingesetzte Strom klimaneutral erzeugt, kann man von grünem Wasserstoff sprechen.

CO₂-neutrales Gewerbegebiet

Das ehemalige Wasag-Gelände soll sich als CO₂-neutrales Gewerbegebiet mit bezahlbarer Energie- und Wärmeversorgung als überregionaler Leuchtturm positionieren. Hierzu wird neben einer schwimmenden Solaranlage, Windkraft und Geothermie auch der Bau eines Elektrolyseurs und die Anbindung des künftigen „Energie- und Umweltcampus Haltern am See“ an das Wasserstoffkernnetz geprüft.

Der Kreis Recklinghausen, Eigentümer der Flächen, hat eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Geklärt werden soll, inwieweit eine klimaneutrale Energie- und Wärmeversorgung dieses Gewerbegebiets realisierbar ist und ob ortsansässige Industriebetriebe durch eine neu zu bauende Leitung mit Wasserstoff beliefert werden könnten.

Anschluss-Interessen

Denn die Cirkel GmbH & Co. KG, die KSPE Kalksandstein-Planelemente GmbH & Co. KG und die Xella Baustoffe GmbH als Teil der Halterner H₂-Initiative wollen künftig ebenfalls grünen Wasserstoff als saubere Energiequelle nutzen.

Wasserstoff soll aber nicht nur selbst erzeugt, sondern auch bezogen werden. Haltern profitiert hier vom Bau eines bundesweiten Wasserstoff-Kernnetzes. Teil davon ist die Open Grid Europe (OGE) GmbH, die die DoMa-Leitung von Dorsten nach Marl baut. Diese soll den Evonik-Industriepark mit Wasserstoff versorgen. Am Abzweig Marl könnte der Fernleitungsnetzbetreiber eine Anschlussstelle für die Stadtwerke Haltern einrichten. Von dort aus wäre eine Wasserstoffleitung nach Lippramsdorf denkbar, die ehemalige Erdgas-Kunden mit Wasserstoff versorgen könnte.

Die DoMa gehört zum 130 Kilometer langen Wasserstoffkernnetz „Get H₂ Nukleus“, das den Erzeugungs­standort bzw. den Import­punkt aus den Nieder­landen mit indus­triellen Abnehmern in NRW verbindet. Der Großteil dieses Netzes besteht aus vorhandenen Leitungen des Erdgasnetzes, die umgestellt werden.