Eltern, deren Kinder in der Kita St. Joseph in Sythen betreut werden, haben sich mit einer Brandmail an die Redaktion gewandt. Darin beklagen sie einen enormen Wasserschaden an dem 2013 eingeweihten Gebäude. Dieser bestehe bereits seit November vergangenen Jahres und beeinträchtige den Alltag in der Kita erheblich.
Schwere Vorwürfe machen die Eltern dem Vermieter der Einrichtung. Es handelt sich um die L. Stroetmann Unternehmensgruppe mit Sitz in Münster, die mit Lebensmitteln und Saaten handelt, Großmärkte betreibt und in der Immobilienwirtschaft tätig ist.
Diese sei nicht daran interessiert, die baulichen Mängel erfolgreich zu beheben, beschweren sich die Eltern. Selbst nachdem der Rechtsweg beschritten werde und eine Mietminderung im Raum steht, stelle sich die Geschäftsleitung von Stroetmann taub.
Zum Hintergrund: Als vor elf Jahren die „Neue Mitte Sythen“ entstand, errichtete die Stroetmann GmbH auf dem Dorfplatz und dem Standort des alten Kindergartens einen Edeka-Markt und baute als Ausgleich die neue Kita neben der Kirche. Dafür musste das Wohnhaus Thiäner weichen. Die Kirchengemeinde mietete die Räumlichkeiten an, die einmal über das Finanzierungsmodell Mietkauf in ihren Besitz übergehen sollen.
Von Anfang an Probleme
Von Anfang an habe es Probleme mit Undichtigkeiten bei Regen an der ersten und bisher einzigen Kita gegeben, die von Stroetmann realisiert worden sei, erklären die Eltern. Da der Edeka-Markt nunmehr stehe und erfolgreich betrieben werde, sei offensichtlich das Interesse von Stroetmann an der Kita erloschen. „Kleine Reparaturen werden schon oft in Eigenregie erledigt, da es dann einfach schneller geht“, berichten sie und schildern drastisch die Auswirkungen der aktuellen Mängel am Kita-Gebäude.
40 Kinder teilten sich nun seit einem knappen Jahr zwei Toiletten und einen Wickeltisch, da der Wasserschaden am ausgeprägtesten im Waschraum einer Gruppe der Kleinen ausgefallen sei. „Für Eltern, die bis zu 700 Euro monatlich für den Kindergarten zahlen, ebenso eine Zumutung wie für die Erzieherinnen und nicht zuletzt auch für die Kinder“, so die Betroffenen.

Das sieht die Leitung der Kirchengemeinde St. Sixtus als Mieter und Träger der Kita St. Joseph ebenfalls so. Man sei sehr verärgert über den aktuellen Zustand und habe absolut kein Verständnis für die andauernden Reparatur- und Instandsetzungsversäumnisse, erklärten Pfarrer Michael Ostholthoff und Kita-Verbundleiterin Cordula Borgsmüller in einer gemeinsamen Stellungnahme.
Wie sehr das Tischtuch zwischen den Parteien mittlerweile zerschnitten ist, zeigt die Tatsache, dass die Kirche das Unternehmen Stroetmann mehrfach durch eine Rechtsanwältin für Mietrecht aufgefordert hat, etwaige Schäden am Dach sowie alle damit verbundenen Folgearbeiten mit einer Fristsetzung zu regulieren.
Forderungen der Kirche
„Mit einem aktuellen Schreiben vom 22.8.2024 fordert unsere Rechtsanwältin Fa. Stroetmann nachdrücklich auf, dass die Kirchengemeinde kurzfristig die komplette Schadensregulierung erwartet mit einer Fristsetzung bis spätestens zum 12.9.2024, mit dem Hinweis einer Schadenersatzforderung sollten Eltern ihre Kinder nicht mehr in die Einrichtung schicken bzw. Kindergartenbeiträge einbehalten“, teilen Cordula Borgsmüller und Michael Ostholthoff mit.
Die Kirchengemeinde als Mieter könne proaktiv keine Arbeiten am Gebäude veranlassen. Im Rückblick zieht die Kirchenleitung eine negative Bilanz und erklärt: „Aus heutiger Sicht ist das eingegangene Mietmodell zwischen Fa. Stroetmann und der Kirchengemeinde St. Sixtus eine Fehlentscheidung, da sich Fa. Stroetmann nicht als verlässlicher und kompetenter Partner gezeigt hat.“
Das Unternehmen Stroetmann kann seinerseits keine Versäumnisse feststellen und teilte auf Anfrage unter anderem mit: „Nach Auftreten des Wasserschadens haben wir unverzüglich gehandelt und am Dach des Gebäudes mit der Leckageortung begonnen.“ Erste Reparaturen seien Ende letzten Jahres durchgeführt worden. Nach weiteren Maßnahmen zur Problemfindung habe man die Hauptursache bis heute nicht feststellen können.
Fall ist in der Abklärung
„Im Juli haben wir uns mit einer weiteren Dachdeckerfirma aus Haltern vor Ort getroffen, um eine weitere Expertenmeinung heranzuziehen. Mit dieser Dachdeckerfirma sind wir in Klärung, ob eine Teil- oder Komplettsanierung des Daches erfolgen soll. Nach Klärung wird die Sanierung umgehend von uns beauftragt, jedoch muss der Termin zur Ausführung der Sanierungsarbeiten noch mit der Firma abgestimmt werden“, erklärte die Unternehmenskommunikation Stroetmann.
Seit dem Auftreten des Schadens sei es das oberste Ziel, das Problem so schnell wie möglich zu beheben. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist das für die betroffenen Eltern in Sythen nur ein hohles Versprechen. „Es passiert leider nichts, außer dass die Elternschaft seit Monaten nur vertröstende Worte erhält“, haben sie an die Redaktion geschrieben.