So bunt wie am Samstag (19.8.) war der Halterner Marktplatz selten. Anlass für die farbenfrohe Versammlung war der Christopher Street Day, kurz CSD, der erstmals in der Seestadt stattgefunden hat.
Schon um 11 Uhr, dem Beginn der Veranstaltung, war der Stadtkern gut gefüllt. Anders als in Köln, Berlin oder Hamburg haben sich die Veranstalter des CSD gegen einen bunten Umzug durch die Stadt entschieden, sondern ein vielfältiges Programm zentral auf dem Marktplatz gebündelt.
„Uns war klar, dass wir erstmal den Boden bereiten müssen, damit Pride (auf Deutsch ‚Stolz’, Anm. d. Red.) demnächst möglich ist. Damit die Leute aus der queeren Community wissen: Hier können wir pride sein“, sagt David Schütz von der Caritas. Er ist Teil des Organisationsteams, das aus vielen verschiedenen Gruppen und Institutionen in Haltern besteht.
Buntes Bühnenprogramm
Im Vorfeld haben die Veranstalter sehr positive Rückmeldungen aus den Institutionen bekommen. „Es gab auch ein paar kritische Stimmen“, sagt David Schütz. Aber das habe sich noch in Grenzen gehalten. Deswegen ist dem Orga-Team schon jetzt klar: Im nächsten Jahr soll es wieder einen Christopher Street Day in Haltern geben.
Bis zum Nachmittag wurde den Halternern ein buntes Programm geboten. Die zwei Dragqueens Sandra Bullcock und Jade Déjà.Vu haben auf der Bühne vor der Sixtus Kirche performt. Danach hat die Sängerin Nadu übernommen und mehrere Lieder gesungen.
Später am Nachmittag haben zwei Lesungen in der Buchhandlung Kortenkamp stattgefunden. Den Abschluss der Veranstaltung bildete ein alternativer Gottesdienst auf dem Platz vor der Kirche.
Vorurteile zum Einstürzen bringen
Rund um die Bühne herum waren verschiedene Stände aufgebaut. Jey und Lilly waren am Stand der Evangelischen Jugend in Haltern. Vor ihrem Zelt haben sie einen riesigen Turm aus Holzklötzen aufgebaut. „Wir bringen Vorurteile zum Umstürzen“, erklärt Jey aus Dülmen.

„Wegen euch wird mein Kind homosexuell“ oder „es gibt nur zwei Geschlechter“ steht auf den Steinen geschrieben - Vorurteile, mit denen sich Mitglieder der Queeren Community im Alltag oft stellen müssen.
„Mir gefällt es super hier“, sagt Jey. „Ich bin überrascht, dass so viele Leute hier sind.“ Auch Lilly hat es gefallen am CSD in Haltern. „Ich mag die Stimmung hier“, sagt sie. „Es ist sehr schön bunt.“
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