Die Neubaupläne der Stadt für Verwaltungseinheiten, die noch bis 2029 in angemieteten Räumen in der Muttergottesstiege untergebracht sind, wandern wieder in die Schublade. Alle Fraktionen im Haupt- und Finanzausschuss lehnten den von der Verwaltung vorgelegten Beschlussentwurf ab, der Investitionen von mehr als 30 Millionen Euro ausgelöst hätte.
Auch Bürgermeister Andreas Stegemann stimmte dagegen und teilte mit: „Auch wir als Verwaltung haben das Wohl und das Portemonnaie der Bürger im Auge.“ Zurzeit gebe es einfach keinen finanziellen Spielraum, um ein solches Großprojekt in Angriff zu nehmen. Zwar habe der Rat 2014 dafür gestimmt, den Mietvertrag über die Räume in der Muttergottesstiege mit dem Eigentümer, dem Versorgungswerk der Apothekerkammer, nicht über das Jahr 2029 zu verlängern und nach einer Alternative zu suchen, aber nun hätten sich die Rahmenbedingungen geändert. Die Ablehnung der Parteien sei deshalb nicht überraschend.
Kosten waren nicht abzusehen
Die Fraktionen begründeten ihre Ablehnung unter anderem mit Hinweisen auf die weltpolitischen Krisen, die gestiegenen Bau- und Materialkosten sowie die Zinsentwicklung. Es bestehe die Gefahr, dass das Projekt noch teurer würde als heute veranschlagt. Auch sei es nicht zu vermitteln, statt der Mietaufwendungen von knapp 300.000 Euro jährlich künftig rund eine Million Euro für Zinsen und Abschreibungen aufzubringen. Die Neubaupläne der Verwaltung sind damit erst einmal begraben. Um den Umzug 2029 zu ermöglichen, hätte der Grundsatzbeschluss aktuell gefasst werden müssen.

Da die Stadt ohne einen Neubau auch keine Stellplätze für ihre Mitarbeitenden nachweisen muss, besteht nun auch kein Bedarf für das Parkdeck auf dem Parkplatz der Musikschule mehr. Die Verwaltung teilte auf Anfrage mit: „Die Pläne werden daher nicht weiter verfolgt.“
Die Grünen und die WGH regten an, dass die Verwaltung vor einem neuen Vertragsabschluss mit dem Versorgungswerk der Apothekerkammer nach weiteren Alternativen Ausschau halten soll. Die FDP sieht durch die neue Entwicklung immerhin einen möglichen Leerstand in der Muttergottesstiege abgewendet. Ein Nachmieter für die von der Verwaltung genutzten Räume sehe sie nicht.
Eine Reduzierung des Mietpreises von aktuell 6,21 Euro je Quadratmeter (bei 4333 Quadratmeter sind das rund 26.900 Euro monatlich) sei nicht zu erwarten, teilte die Verwaltung nach ersten Gesprächen mit dem Versorgungswerk der Zahnärztekammer mit. Bis zum Sommer solle der Stadt ein konkretes Angebot vorgelegt werden.
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