Schon seit 2005 gehört der Sythener Brook zwischen Bahnlinie und Linnert zum EU-Vogelschutzgebiet. Doch ein Selbstläufer war diese Unterschutzstellung nicht. Das zeigt die Entwicklung der Kiebitz-Sichtung, die in Nordrhein-Westfalen als Brutvögel und häufiger noch als Durchzügler vorkommen.
„Früher haben wir im Brook bis zu 30 Paare gezählt. Zuletzt waren es nur noch zwei bis drei“, sagt Rolf Behlert. Das hat ehrenamtliche Naturschützer in Haltern nicht nur besorgt, sondern auch aktiv werden lassen. Neben Rolf Behlert wollen Hermann Bergjürgen, Reinhard Thies und Dr. Georg Tuschewitzki den Rahmen, der durch die Vogelschutzrichtlinien gesetzt wird, mit Leben füllen. Dabei ist auch der Halterner Hegering mit seinem Vorsitzenden Reinhold Bergjürgen im Boot.
Eine erste Aktion, die sich die Kiebitz-Rettung zum Ziel gemacht hat, hat vielleicht bei Spaziergängern und Radfahrern im Brook schon für Verwunderung gesorgt. Zu sehen waren einige Naturschützer, die sich vor einem großen Trecker bewegten, der Gülle auf einem Stück Land verteilte. Eigentümer der Fläche ist Thomas Döpper vom Prickingshof.

Nach Gesprächen mit der Naturschutzgruppe, in denen diese von der bedrohten Kiebitz-Population berichteten, entschied er sich, einen Hektar seiner insgesamt knapp vier Hektar großen landwirtschaftlichen Fläche im Brook für den Artenschutz zur Verfügung zu stellen. Zunächst war geplant, dass die Naturfreunde die Gelege der Kiebitze mit Pfählen markieren. Aber wie sollte es gelingen, die großen Landmaschinen drumherum zu rangieren?
So war Thomas Döpper bald für eine größere Lösung zu haben. Deshalb bildete der Mensch die Vorhut für die landwirtschaftliche Technik und drängte die jungen Kiebitze, die noch flugunfähig waren, in das geschützte Gebiet im Brook. Hier werden weder Pestizide noch Dünger ausgefahren. Landwirt Thomas Döpper kann dafür eine Ausgleichszahlung beantragen, damit er den Ausfall von Mais ausgleichen und Futter für seine Tiere zukaufen kann.

Allerdings ist dafür einiger „Papierkram“ zu erledigen. Deshalb sind die Kiebitz-Retter froh, einen Unterstützer gefunden zu haben. Das Beispiel zeige auch, wie Naturschutz und Landwirtschaft zusammenarbeiten können, sind Rolf Behlert und Georg Tuschewitzki überzeugt.
Langfristig will ihre Gruppe den Brook genauer untersuchen und beobachten. Positive Rückmeldungen seien bereits von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Recklinghausen und von der Biologischen Station eingetroffen.
Einen ersten Erfolg können die Ehrenamtlichen vermelden. Auf der geschützten Fläche im Brook seien elf junge Kiebitze gesichtet worden. Noch ist nicht klar, wie nachhaltig der Bruterfolg sein wird. Neben Kiebitzen profitieren übrigens auch andere Vogelarten von der Rettungsaktion. Darunter sind beispielsweise die ebenfalls bedrohte Schafstelze, die Feldlerche oder der Flussregenpfeifer.
Natürliche Feinde
Sie alle müssen sich allerdings auch gegen natürliche Feinde wie Krähen in der Luft oder Fuchs und Dachs am Boden behaupten. Der Hegering kann hier mit einer Bejagung für ein Gleichgewicht sorgen. Bei der Bezirksregierung ist das Engagement der ehrenamtlichen Naturschützer in Haltern auf so große Resonanz gestoßen, dass erwogen wird, die Verordnung zum Schutz der Feldvogelarten auszuweiten.
Bisher sei das Programm im Regierungsbezirk Münster mit Mitteln in Höhe von 100.000 Euro ausgestattet. Ein Ausgleich für Flächen bis zu zwei Hektar könne beantragt werden, so Rolf Behlert. Thomas Döpper habe signalisiert, dass er die gesamten knapp vier Hektar im Brook für den aktiven Vogelschutz zur Verfügung stellen könnte. Aus Sicht der Naturschützer wäre das nicht nur für Kiebitz und Co. ein Gewinn.
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