Halterns Kulturszene ist vielfältig. In der Rubrik „Kulturecke“ geben wir lokalen Künstlern, Bands und Musikvereinen eine Plattform. Heute: Martin Gehrigk.

von Stephan Sandkühler

Haltern

, 17.11.2020, 07:30 Uhr

Wer in die Augen des 65-jährigen Martin Gehrigk blickt, erkennt sofort eine lausbubenhafte Neugier und nimmersatte Gier auf Abenteuer. Martin Gehrigk kann man nicht kategorisieren und man tut ihm unrecht, wenn man es versuchen würde.

„Ja, was bin ich?“, sinniert Gehrigk. „Sänger? Songwriter? Autor? Fotograf?“ Er macht eine kleine Pause. „Trotzkopfdumm, das beschreibt es wohl am ehesten.“ Trotzkopfdumm, so nennt er auch seine Homepage, die eine Menge, aber noch lange nicht alles, über ihn verrät.

Deutsch- und Musiklehrer an der Willy-Brandt Gesamtschule Marl

Im Alter von 7 Jahren begann Martin Gehrigk mit klassischem Klavierunterricht, über das Orgelspielen kam er bereits mit 16 Jahren zum Job des Kantors in einer kleinen Kirchengemeinde. Nach dem Abitur studierte er Deutsch und Musikwissenschaften. „Als Musiklehrer konnte ich mein Hobby, ja meine Leidenschaft, ein Stück weit zum Beruf machen.“

Von 1982 bis 2018 unterrichte Martin Gehrigk, der in Haltern wohnt, mit riesigem Idealismus als Deutsch- und Musiklehrer an der Willy-Brandt Gesamtschule Marl. „Ich war gerne Lehrer. Ich habe diesen Job mit derselben ausufernden Hingabe gemacht, wie alle anderen Projekte in meinem Leben“, sagt er.

Als Leiter des Schulchores, Organisator unterschiedlicher Musik-Projekte, Mitautor eines Schulbuches oder als Fortbildungsmoderator hat er in seinem Berufsleben Spuren hinterlassen. Abseits von Musikklassenkonzepten und pädagogischen Aufsätzen erfand sich Martin Gehrigk aber immer wieder neu.

Anfang der 1980er Jahre zog er als Liedermacher mit Thomas Hölscher von Auftritt zu Auftritt. „Mein damaliger Höhepunkt“, so Gehrigk, „waren sicherlich meine kleinen Konzerte in Berlin, zur Zeit der Maueröffnung.“ Martin Gehrigk ist vielfältig, vielschichtig, immer fragend und hinterfragend. Schubladen gibt es für ihn nur, um aus der einen heraus und in die andere hinein zu springen.

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So begann er in den 1990er Jahren damit, klassische Gedichte von Shakespeare, Goethe, Rilke, Benn oder Kästner zu vertonen. 1996 erschien seine erste CD „Gehrigk rockt Goethe“. Das Jazz Podium lobte seine Lyrik-Vertonungen und die dazu erschienene CD „Lyrik lebt“ (2008). Dann wollte er wieder etwas Neues und er schloss sich als Bariton dem Vocal-Jazz-Quartett „Four and More“ an. Bis 2014 begeisterten die zwei Männer und zwei Frauen zahlreiche Zuhörer.

2013 startete er seinen eigenen Blog „Trotzkopfdumm“. Auf dem findet man im Jahr 2014 folgendes Zitat: „Ich sollte mir jetzt doch endlich mal einen schwarzen Anzug kaufen. Ich werde immer öfter einen brauchen. Hoffentlich!“ Ob Gehrigk inzwischen einen schwarzen Anzug besitzt, verschweigt er lächelnd und nippt an seiner Teetasse.

Gekauft hat er sich, zumindest vorübergehend, eine Schwimmweste. Nachdem er 2018 in den wohlverdienten Ruhestand ging, nahm er seine Ehefrau Ulrike an die Hand und gemeinsam segelten sie drei Monate durch das Mittelmeer.

Aktuelles Programm ist Mix aus Musik, Fotos und Literatur

„Drei Monate an der Küste Italiens rauf und runter. Jeder Tag war ein Abenteuer. Jeder Tag war etwas Besonderes. Wer je die Möglichkeit im Leben hat, sich so eine Auszeit zu gönnen, der sollte das tun.“ Seine gewonnene Energie steckte Martin Gehrigk sofort wieder in eine neue Idee. Sein aktuelles Programm ist etwas komplett Neues.

Gehrigk präsentiert eigene Songs, literarische Texte aus seinem Blog und eigene Fotos. In der Musik spiegelt sich sein ganzes musikalisches Erfahrungsspektrum wider. Sie ist unverwechselbar, anspruchsvoll und zugleich leichtfüßig, genau wie seine Texte. Seine Fotos illustrieren, irritieren oder öffnen auf andere Art und Weise Türen der Vorstellung.

Nach der Premiere im Februar 2020 im Lea-Drüppel-Theater folgte der erste Lockdown und somit das Ende jeglicher Kleinkunstveranstaltungen. „Das ist natürlich schade und tut meinem Künstlerherz auch irgendwie weh. Aber es ist und war notwendig.“

Seiner Kreativität hat der Lockdown keinen Abbruch getan. Viel mehr startet er nun mit einer neuen Idee. „Heimspiel“, sagt Martin Gehrigk grinsend. „Ich komme zu Ihnen. Zwei Lieder, zwei Texte, einige Fotos. Kleinkunstambiente in ihrem Wohnzimmer und immer unter Einhaltung der Hygieneschutzmaßnahmen.“ Da ist sie wieder, diese anspruchsvolle Vielfältigkeit und diese nimmersatte Gier auf Abenteuer, die sich Gehrigk auch durch das Coronavirus nicht nehmen lassen will.

Weitere Infos unter: www.trotzkopfdumm.de

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