Allyne Keith Andrino und Rackel Hebreo haben ihre Koffer während der Reise nach Dorsten verloren. Ein schlechtes Omen soll das für die zwei Frauen von den Philippinen aber nicht sein. Ihre neuen Kolleginnen und Kollegen zählen auf sie.
Denn die beiden Frauen arbeiten nun für das St. Elisabeth-Krankenhaus in Dorsten, das zusammen mit dem St. Sixtus-Hospital Haltern, dem Marien-Hospital Marl sowie dem Gertrudis-Hospital Westerholt die Katholische Klinikum Ruhrgebiet Nord GmbH (KKRN) bildet. Auf den Philippinen haben sie ihre Ausbildung gemacht, überlegten aber laut eigener Aussage schon seit zwei Jahren, zum Arbeiten nach Deutschland zu kommen.
„Ich möchte etwas Neues versuchen und erlernen“, sagt Rackel Hebreo. Und Allyne Keith Andrino hebt das bessere Gesundheitswesen in Deutschland hervor, das für sie – neben dem besseren Gehalt – den Ausschlag gab.
Was den beiden Frauen bei der Eingewöhnung in Deutschland helfen wird: Sie werden nicht die einzigen beiden Pflegefachkräfte von den Philippinen im KKRN-Verbund bleiben. Geplant ist, dass insgesamt 20 philippinische Fachkräfte den Krankenhaus-Verbund unterstützen, fünf je Krankenhaus. „Anfang Mai sollen drei weitere Kollegen nach Dorsten kommen“, erklärt Hachmöller. Dann kommen auch die Fachkräfte für die Standorte in Haltern, Marl und Westerholt.
Dass mit Andrino und Hebreo nun zwei Fachkräfte aus dem Ausland im Dorstener Krankenhaus arbeiten, kommt nicht aus dem Nichts. Schon seit geraumer Zeit beschäftigt das Krankenhaus der Fachkräfte-Mangel. „Der Markt in Deutschland gestaltet sich schwierig“, erklärt Hiltrud Hachmöller, Pflegedirektorin des St. Elisabeth-Krankenhauses in Dorsten.
„Pflegebedarf wird steigen“
Die Gründe dafür seien vielfältig. Zum einen, sagt sie, werde sich „die Pflegeintensität weiter verschärfen“. Hintergrund ist die alternde Bevölkerung in Deutschland. „Der Pflegebedarf und deswegen auch der Bedarf an Pflegefachkräften wird steigen.“
Zum anderen verabschieden sich die geburtsstarken Jahrgänge, aus denen viele in der Pflege gearbeitet haben, mittlerweile in die wohlverdiente Rente. „Es gibt nicht mehr so viele Menschen, die in die Pflege kommen“, so Hachmöller. Und Anja Uphues, Stationsleiterin der Station A2 im St. Elisabeth-Krankenhaus in Dorsten, ergänzt: „Das Personal zu halten, ist zudem schwieriger geworden.“ Die Zeiten, in denen Menschen ihr Leben dem einen Beruf gewidmet haben, sind vorbei.
Und aus diesen Gründen hat sich das Krankenhaus entschieden, nach Fachkräften aus dem Ausland Ausschau zu halten. Der Blick zu den Philippinen sei dabei auch nicht aus dem Nichts gekommen, so Hachmöller.

Auch aus anderen Ländern können Fachkräfte angeworben werden. „Wir haben uns aber bewusst für die Philippinen entschieden. Die Menschen dort passen zu unseren Wertevorstellungen.“ Sie nennt: Medizin mit Menschlichkeit, die Freundlichkeit der Menschen sowie familiäre Werte, die die Menschen auf den Philippinen leben.
Andrino und Hebreo können das nur unterstreichen. Seit Mittwoch sind sie in Dorsten. Deutsch können sie bereits. Während sie in Dorsten arbeiten, sollen sie sich fachlich und sprachlich weiterentwickeln. Sie wohnen im ehemaligen Schwesternwohnheim neben dem St. Elisabeth-Krankenhaus.
Ihre ersten Eindrücke von der Stadt und dem Land sind positiv – mit Ausnahme des Wetters. „Es ist hier kalt.“ Am Freitag haben sie die Innenstadt erkundet, auch auf dem Wochenmarkt am Samstag war Hebreo schon. „Die Menschen hier sind freundlich. Wir bekommen viel Hilfe“, sagt sie. Auch die große Agatha-Kirche in der Innenstadt sei ihr aufgefallen.