
© Silvia Wiethoff
Trotz Impfreaktion: Halterner Grundschulpersonal glücklich über Impfung
Coronavirus
Am Freitag wurde das Grundschulpersonal in Haltern geimpft. Viele zeigten anschließend Impfreaktionen. Die Ärzte haben das erwartet, der Impfstopp am Montag hat sie überrascht.
Die Impfaktion an der Katharina-von-Bora-Grundschule am vergangenen Freitag löste einige Reaktionen bei den Geimpften aus – durchweg positive, aber auch gesundheitliche. „Wir sind froh, dass wir vor dem Wochenende geimpft wurden“, sagte Veronika Beher, Sprecherin der Halterner Grundschulen und Schulleiterin der Silverbergschule. Am Tag nach der Impfung mit dem Astrazeneca-Impfstoff wäre an Unterricht nicht zu denken gewesen.
Rund 250 Halterner Grundschulmitarbeiter haben sich am Freitag (12. März) in der Katharina-von-Bora-Schule impfen lassen. Viele Lehrkräfte und Mitarbeiter der OGS hatten am Wochenende laut Veronika Beher mit einer Impfreaktion zu kämpfen. Das bestätigt auch Dr. Annette Rudolph, die die Impfaktion zusammen mit Dr. Christiane Trogemann und Dr. Christina Holz koordinierte.
„Viele hatten erhöhte Temperatur, Schmerzen an der Einstichstelle, Gliederschmerzen oder Schüttelfrost“, so Rudolph. Etwas Schlimmes sei so eine Impfreaktion aber nicht. „Das muss man einplanen“, sagte Christina Holz.
Die Impfreaktionen seien am Wochenende außerdem schnell abgeflaut, berichtete Annette Rudolph. Christiane Trogemann erklärte auf Nachfrage, dass sie nur vereinzelt Lehrkräfte am Montag noch krankschreiben musste.
Vom vorsorglichen Impfstopp des Astrazeneca-Impfstoffes auch in Deutschland wurden die Ärzte überrascht. Dass sich die Geimpften Sorgen machen müssen, „würde ich nicht sagen“, erklärte Christiane Trogemann.
„Fast ein bisschen euphorisch“
Reaktionen habe es aber nicht nur auf gesundheitlicher Basis gegeben: Die Grundschulmitarbeiter seien glücklich über die Impfung, sagte Veronika Beher. Sie erhoffen sich nun einen Schulalltag, der nicht mehr nur vom Coronavirus geprägt ist. „Alle waren total happy, fast ein bisschen euphorisch“, beschreibt Annette Rudolph die Gefühle der Geimpften, die sie vernahm.
„Besonders bei uns in den Grundschulen ist es so, dass man den Abstand nicht immer einhalten kann“, erklärte Veronika Beher. Als Beispiel nennt sie, dass man ein trauriges Kind nicht einfach auf Abstand dastehen lassen könne. „Kinder in dem Alter brauchen Nähe.“ Mit der Impfung könne man ihnen diese wieder mehr schenken.
Zufrieden waren Ärzte und Lehrkräfte auch mit der Organisation des kleinen Impfzentrums in der Katharina-von-Bora-Schule. „Im Vergleich zum Impfzentrum in Recklinghausen war das eine improvisierte Sache. Das war ein riesiger logistischer Aufwand“, sagte Annette Rudolph. Dafür sei es super abgelaufen. Ein Extra-Lob erhielt das Team der Katharina-von-Bora-Schule um Schulleiterin Vivi Klapheck. „Sie haben es super organisiert.“
Impfungen danach noch nicht beendet
Feierabend hatten die Ärztinnen nach der Impfung der Grundschulmitarbeiter aber noch nicht. Rund 95 medizinische Fachangestellte aus verschiedenen therapeutischen Praxen, Arzt- und Zahnarztpraxen in Haltern wurden ebenfalls geimpft.
Erst nach 21 Uhr war der Arbeitstag für sie beendet, nachdem sie am Morgen in ihrer jeweiligen Arztpraxis ihrem Alltag nachgegangen waren. Der zusätzliche Stress sei aber kein Problem gewesen. „Wir machen das gerne“, sagte Annette Rudolph.
Die Zweitimpfung für die am vergangenen Freitag Geimpften ist nach drei Monaten geplant. Ob sie dann wieder zentral in Haltern stattfindet, im Impfzentrum in Recklinghausen oder bei den Hausärzten, könne man noch nicht sagen, so Rudolph. Welche Auswirkungen der aktuelle Impfstopp mit Astrazeneca auf die Planungen hat, ist nicht bekannt.
Statement des Paul-Ehrlich-Instituts zum Astrazeneca-Impfstopp
- Das Paul-Ehrlich-Institut teilte mit, dass inzwischen weitere Fälle „von sehr seltenen Hirnvenen-thrombosen (Sinusvenenthrombosen) in Verbindung mit einem Mangel an Blutplättchen (Thrombozytopenie) und Blutungen in zeitlicher Nähe zu Impfungen mit dem COVID-19-Impfstoff Astrazeneca gemeldet wurden“. Es sei eine auffällige Häufung zu beobachten, weshalb die Impfung mit dem Astrazeneca-Impfstoff ausgesetzt wurde. Die Entscheidung betreffe sowohl Erst- als auch Zweitimpfungen.
- Die Europäische Arzneimittelagentur (European Medicines Agency, EMA) schrieb in einem Statement am 11. März, dass keine auffällige Häufung zu beobachten sei. Sie werde die Daten weiter analysieren und bewerten. „Bis zum Abschluss der Bewertung durch die EMA werden die Impfungen mit dem COVID-19-Impfstoff von Astrazeneca in Deutschland ausgesetzt“, so das Paul-Ehrlich-Institut.
- Mit dem Astrazeneca-Impfstoff Geimpfte, die mehr als vier Tage nach der Impfung Unwohlsein beklagen - beispielsweise mit starken Kopfschmerzen oder punktförmigen Hautblutungen - sollen sich in ärztliche Behandlung begeben.
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