Das Team des Tierschutzvereins Marl/Haltern ist Schicksalsschläge gewohnt. Neben schönen Erlebnissen wie der Vermittlung von ehemaligen Streuern in ein neues Zuhause, gibt es leider auch immer wieder traurige Tage, wenn schwer kranke Tiere von ihren Leiden erlöst werden müssen. Was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aber jetzt erfahren durften, bewegte alle zutiefst. „Es gab hier niemanden, der an dem Tag keine Tränen in den Augen hatte“, blickt die 1. Kassiererin Marion Koers zurück. Tatsächlich erleben es die Tierschützer nicht sehr oft, dass ihnen eine Spende in dieser Höhe zukommt.
Tausende Euros in der Post
„Unser Leiter Phillip Weffers nahm morgens die Post entgegen“, sagt Marion Koers. Darunter befand sich auch ein größerer Umschlag. Der Inhalt machte alle Beteiligten sprachlos: Ein Schreiben einer Spenderin sowie sage und schreibe 15.000 Euro in bar. Die Freude über das Geld wurde allerdings getrübt von den Worten, mit denen sich die Spenderin an das Tierheim wandte: „Hallo liebes Tierheim-Team, ich bin den letzten Weg gegangen und liege wohl bald an meinem Wunschort“, beginnt der dramatische Text.

Weiter schreibt die Frau, dass sie in ihren 45 Jahren Arbeitszeit „so manches gespart“ und ein schönes Leben gehabt hätte. „Daher brauchte ich nicht so viel.“ Ihr Geld sollte eigentlich „für später“ sein, aber da seien die Wünsche nur noch klein „und zum Teil auch weg“ gewesen. Darum soll das Geld den Tieren zukommen, denen die Helfer ein Zuhause geben. Ob der Betrag für Futter, Spielzeug, Arztrechnungen oder Renovierungen verwendet wird, legt die Frau in die Hände des Teams. Abschließend weist die Spenderin darauf hin, dass ihr Tiere - und speziell Hunde - eher am Herzen liegen, als so mancher Mensch. Sie bedankt sich bei „jedem einzelnen Mitarbeiter oder Helfer für die tolle Arbeit“ und schließt mit „Machen Sie es gut“. Die Dame hieß mit Vornamen Dagmar, den Nachnamen gibt das Tierheim aus Datenschutzgründen nicht bekannt.
Freude und Trauer zugleich
Die schöne und zugleich traurige Post traf übrigens schon im Mai ein. „Unsere Mitarbeiter im Heim riefen mich gleich an und sagten, dass das Geld nicht im Büro liegen bleiben kann“, so Marion Koers. Darum brachte sie die Bündel gleich zur Einzahlung zur Bank. Anhand der Banderolen erkannte Marion Koers, dass das Geld schon vor einigen Jahren ausgezahlt wurde. Die genauen Hintergründe sind jedenfalls unbekannt. „Ob die Frau noch lebt oder bereits verstorben ist, wissen wir leider nicht“, sagt die Kassiererin.

Ein Antwortschreiben hat sie trotzdem verfasst, das war ihr ein großes Bedürfnis. „Wir hatten ja eine Adresse, an die wir uns wenden konnten.“ Ob die Frau darunter aber noch zu erreichen war, ist ungewiss. Eine Antwort blieb aus. Der Tierschutzverein Marl/Haltern bzw. das Tierheim in Marl waren übrigens nicht die einzigen Institutionen, die von der Frau mit Geld bedacht wurden. Bisher sind zwei weitere Heime bekannt, die mehrere Tausend Euro erhielten.

Bei aller Freude über den unerwarteten Geldsegen überwiegen die Probleme beim Tierheim weiterhin. Hauptproblem sind die immer dramatischer steigenden Kosten für Tierärzte. Lagen die Summen dafür 2021 noch bei 50.000 Euro, stiegen die Ausgaben 2022 auf 70.000 Euro. Im vergangenen Jahr explodierten die Kosten dann sogar auf unfassbare 160.000 Euro. „In diesem Jahr liegen wir bereits bei 60.000 Euro“, sagt Annegret Gellenbeck. Die Vorsitzende des Tierschutzvereins Marl/Haltern nennt als ein weiteres Beispiel den aktuellen Discounter-Preis für eine 400g-Dose Katzenfutter. „Der lag früher bei 49 Cent, mittlerweile sind es 85 Cent.“ Eine Steigerung um 74 Prozent. Spenden in welcher Höhe auch immer sind also auch in Zukunft dringend nötig.