Der Hund bringt soviel Freude ins Haus, sagen die Bewohner des Alloheims. Auch Erika Biber ist begeistert.

© Ingrid Wielens

Therapeut auf vier Pfoten im Alloheim in Sythen: „Balu macht so viel Freude“

rnMit Video

Im Sythener Alloheim ist Balu ein gern gesehener Gast. Der spanische Wasserhund therapiert die Bewohner auf einfache und äußerst angenehme Weise. Es wird gespielt und gekuschelt.

Sythen

, 20.12.2021, 12:00 Uhr

Balu ist heute in Sythen im Einsatz. Balu ist ein vier Jahre alter spanischer Wasserhund. Und er ist ein ausgebildeter Therapiehund. Im Alloheim besucht er zusammen mit Besitzerin Astrid Berheide aus Haltern regelmäßig die Seniorinnen und Senioren. Die meisten sind begeistert von der Fellnase.

Balu lässt sich beschmusen, streicheln und im spielerischen Umgang miteinander gibt es viel zu lachen. Die Nähe zum Hund entspannt, sie tröstet und sie löst Angstzustände. Hunde üben bei vielen Menschen heilende Wirkung aus - das ist sogar medizinisch nachweisbar.

Hund strahlt Ruhe und große Friedfertigkeit aus

An diesem Morgen wird Balu in der Cafeteria von drei Bewohnerinnen erwartet. Freudig begrüßen sie den Vierbeiner mit den kleinen schwarzen Locken, der heute am Halsband eine kleine rote Weihnachtsmütze trägt. Der Hund strahlt große Ruhe, Geduld und Friedfertigkeit aus. „Wenn die Scheu erst einmal überwunden ist, freundet sich jeder hier mit Balu an“, sagt Elisabeth Gesing. Neben ihr sitzt Erika Biber. Sie kann es kaum erwarten, dass Balu auch zu ihr herüberkommt. Sie nimmt den Kopf des Tieres sanft in beide Hände und strahlt. „Bist du ein Lieber“, sagt sie.

Balu ist ein vier Jahre alter ausgebildeter Therapieteamhund.

Balu ist ein ausgebildeter Therapieteamhund. © Wielens, Ingrid

Erika Szostak geht es wie vielen anderen Bewohnern. Wenn Balu kommt, erinnert sie sich an ihren eigenen Hund, den sie vor vielen Jahren hatte. „Struppi war ein Dackel. Er hatte einen Dickschädel und war sehr schlau“, erzählt die 86-jährige gebürtige Bayerin.

Auch in der Familie von Elisabeth Gesing gab es damals einen Hund. „Pürwitt hatte meine Mutter ihn genannt“, sagt sie und kommentiert: „Ein verrückter Name.“ Elisabeth Gesing liebt Hunde. „Sie merken sofort, wenn man liebevoll mit ihnen umgeht“, weiß die 83-Jährige. Pürwitt habe sich damals immer dort aufgehalten, wo auch sie gewesen sei. „Der Hund saß immer bei mir.“

Leckerli-Suche im Schnüffelteppich

Astrid Berheide hat Spielzeug mitgebracht. Leckerchen werden durch ein kleines, senkrecht gehaltenes Plastikrohr befördert. Balu kennt das Spiel. Er wartet am unteren Ende, bis das Leckerli herausfällt. Dann verstecken die drei Seniorinnen Hundefutter im sogenannten Schnüffelteppich. Balu sucht gelassen. Das Tier ist extrem geduldig und entspannt.

Anstrengender Job: Elisabeth Gesing reicht Balu ein Schälchen mit Wasser.

Anstrengender Job: Elisabeth Gesing reicht Balu ein Schälchen mit Wasser. © Ingrid Wielens

„Das muss er auch sein“, betont Astrid Berheide. „Lärm und Stress dürfen ihn nicht aus der Ruhe bringen.“ In einer 18-monatigen Therapiehunde-Teamausbildung hat Balu das gelernt. Auch heute stören ab und an Geräusche vom Eingang. Menschen laufen an Balu vorbei, unterhalten sich im Flur, lachen - Balu bleibt die Gelassenheit auf vier Pfoten.

Bellen und anspringen nur auf Befehl

Ruhig und vorsichtig geht er mit jeder Person in Kontakt. Unaufgefordert anspringen oder bellen ist strikt verboten. „Die Bewohner könnten sich sonst schnell erschrecken“, erklärt die Hundebesitzerin aus Haltern, die 20 Jahre als Erzieherin in der Psychiatrie gearbeitet hat. Und tatsächlich ist es Erika Biber auch gar nicht recht, als das Tier nach Aufforderung einmal bellt. Sie zuckt zusammen. „Das ist aber laut.“ Erika Biber hatte niemals einen Hund. „Wir hatten immer jede Menge Katzen auf unserem Hof“, erinnert sie sich und lächelt.

Einen Pfotenstempel zum Abschluss hat auch Heimleiterin Ulrike Höppner bekommen.

Einen Pfotenstempel zum Abschluss hat auch Heimleiterin Ulrike Höppner bekommen. © Ingrid Wielens

Balu gibt auf Befehl Pfötchen, stellt sich tot, macht Männchen - „das muss er als Therapiehund zwar nicht können, aber die Menschen haben immer ihren Spaß dabei“, meint die 52-jährige Hundebesitzerin. Ganz ohne Befehl dagegen springt er auf die Bank in der Cafeteria. Berheide: „Das haben wir geübt. So kann er die alten Menschen, die im Rollstuhl sitzen, manchmal besser erreichen.“

Tierisches Therapie-Angebot soll ausgeweitet werden

Ulrike Höppner, Leiterin des Alloheims, ist von Balu, der einmal im Monat zu Gast im Seniorenwohnheim ist, begeistert. „Wir wollen das Angebot ausweiten, weil es bei den Bewohnern so gut ankommt“, sagt sie. Künftig soll Balu zweimal im Monat kommen.

Jetzt lesen

Höppner berichtet von der demenzkranken Seniorin, die nicht mehr sprach, sich nicht mehr bewegte. „Als wir ihr Balus Leine in die Hand legten, wurde ihr Blick wach und sie hantierte begeistert damit herum“, freut sich die Heimleiterin. „Demenzkranke sind oft besser ansprechbar, wenn ein Hund zugegen ist.“

Aber auch für die Mitarbeiter sei Balus Besuch „eine absolute Bereicherung“. Vor allem das Pflegepersonal, das mitunter einen harten Job machen müsse, könne die Bewohner dann einmal ganz anders erleben. „Sie sehen die Freude, die Begeisterung und den Humor der alten Menschen.“

Balu bringt jedes Eis zum Schmelzen

Astrid Berheide besucht heute noch eine pflegebedürftige ältere Dame, die erst kürzlich im Alloheim einzog. Balu erntet auch bei ihr ein strahlendes Lächeln. Er darf zu ihr aufs Bett springen. Anfangs zögert die Frau noch, das Tier anzufassen. Als Balu aber seinen Kopf auf die Bettdecke legt, ist das Eis geschmolzen - die Seniorin krault seinen Nacken.

Balu hilft den Menschen im Alloheim, Sorgen und Krankheitssymptome zu lindern. Elisabeth Gesing berichtet: „Ich kenne hier kaum jemanden, der nicht zu Balu möchte. Der Hund macht so viel Freude.“ Anne Franke, die Leiterin des Sozialdienstes, sagt dazu: „Die Begeisterung für Balu ist sehr groß. Etwa 65 der insgesamt 76 Senioren im Haus freuen sich riesig, wenn er kommt.“ Und deswegen wird Balus Besuch auch immer auf einem großen Plakat am Eingang angekündigt.