Rüdiger Haake ist begeisterter Radfahrer. Und Vertreter des Seniorenbeirats. In dieser Funktion und als beratendes Ausschussmitglied brachte er jüngst im Klima-, Umwelt- und Mobilitätsausschuss (KUMA) einen ungewöhnlichen Vorschlag zum Thema Verkehrssicherheit für Radfahrer am Halterner Schüttenwall ein. Bei Bürgermeister Andreas Stegemann und den Fraktionen stieß er damit nicht auf Gegenwehr.
Der Schüttenwall ist eine stark befahrene Straße. Fahrradstreifen gibt es nicht. Radfahrer müssen sich zwischen fließendem Verkehr und beidseits parkenden Fahrzeugen hindurchschlängeln. „Radfahrer sind hier sehr gefährdet“, sagt Rüdiger Haake.
Viele weichen daher auf den schmalen Gehweg aus. Auch an diesem Donnerstag bei einem Treffen vor Ort. Hier kommt es dann zu gegenseitigen Behinderungen mit Fußgängern. Zudem blockieren Verkehrsschilder die freie Fahrt.
Aus dem Grundsatzbeschluss des Verkehrskonzepts, dass unter anderem Radlern mehr Platz einräumt, ist der Schüttenwall im Dezember ausgeklammert worden. Nach wie vor darf auf beiden Seitenstreifen zwischen Raiffeisenplatz und Lippstraße geparkt werden.
Rad- statt Parkstreifen
Zwei Varianten hatten die Verkehrsplaner im Zuge des Verkehrskonzepts vorgeschlagen. Die einfachere Variante A sah dabei vor, die Parkstreifen auf beiden Seiten für den Radverkehr freizugeben. Dadurch würden 46 Parkplätze entfallen. Teile der Politik und auch der Einzelhandel sträubten sich. Befürchtet wurde, dass Kunden ausbleiben, wenn sie nicht mehr stadtnah parken können.
„In der Theorie lässt sich vieles vermuten“, dachte sich nun Rüdiger Haake. Warum nicht einfach ausprobieren? Zunutze machen könne sich die Stadt dabei die Europäische Mobilitätswoche vom 16. bis 22. September.
Jedes Jahr ruft die Europäische Kommission Kommunen auf, innovative Verkehrslösungen auszuprobieren oder mit kreativen Ideen für eine nachhaltige Mobilität in den Kommunen zu werben. So werden beispielsweise Parkplätze und Straßenraum umgenutzt, neue Fuß- und Radwege eingeweiht, Elektro-Fahrzeuge getestet, Schulwettbewerbe ins Leben gerufen und Aktionen für mehr Klimaschutz im Verkehr durchgeführt.
Praktische Unterstützung
Das Umweltbundesamt fungiert als Nationale Koordinierungsstelle der Europäischen Mobilitätswoche. Es unterstützt die Städte bei der Umsetzung der Maßnahmen, für die im besten Fall auch ein Preis gewonnen wird. Fachliche Hilfestellungen, Seminare und Materialien werden angeboten.
Als Vertreter des Seniorenbeirats denkt Rüdiger Haake besonders an die Radfahrer über 60. „Sie sind nicht so sicher wie jüngere Radfahrer unterwegs“, sagt er. „Sie brauchen eine geschützte Zone.“ Mit einer Lösung für den Schüttenwall, die Radlern mehr Platz einräumt, werde der Innenstadtring konzeptionell geschlossen.
Die Umsetzung sei preisgünstig und erfordere nicht viel Aufwand, ist Haake sicher. Auf die vorübergehende Umwidmung der Seitenstreifen könnten farbige Markierungen hinweisen, ein paar Schilder müssten abgedeckt werden.
Von den Anwohnern des Schüttenwalls, die vorübergehend keinen Parkplatz vor der Tür haben, erhofft er sich Verständnis für die einwöchige Ausnahmesituation. „Vielleicht findet sich aber bis dahin auch noch eine Lösung.“ Der größte Vorteil der Mobilitätswoche? „Wir würden danach über Erfahrungswerte sprechen, nicht über Annahmen.“
Marl nahm schon teil
Im vergangenen Jahr hat die Stadt Marl an der Aktionswoche teilgenommen. Für dieses Jahr hofft Rüdiger Haake, dass Haltern mitzieht und die Mobilitätswoche für sich nutzt. „Wir hoffen, dass der Vorschlag des Seniorenbeirats umgesetzt wird.“
Im KUMA fand der Gedanke bereits Anklang bei den Parteien. Auch Bürgermeister Andreas Stegemann zeigte sich nicht abgeneigt und versprach, über Haakes Vorschlag nachzudenken.
Die Europäische Mobilitätswoche will die nachhaltige Mobilität fördern. Laut Haake bietet sie aber noch einen weiteren großen Vorteil: „Mit einer solchen Aktion werden die Bürger mitgenommen.“
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