Tausende demonstrieren in Haltern gegen Rechts „Wir müssen auf die Straße gehen“

Tausende Halterner demonstrieren Zusammenhalt gegen Rechts
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Dicht gedrängt standen die Menschen am Samstag (27. Januar) auf dem Marktplatz und in den zuführenden Straßen. Bis weit in die Rekumerstraße, die Merschstraße und die Lippstraße stauten sich die Massen, die mit Plakaten und Spruchbändern gekommen waren, um sich gegen Rechtsextremismus und für Vielfalt stark zu machen und den Reden von SPD-Vorsitzenden Daniel Wohlsdorf, der Grünen-Doppelspitze Stefanie Gärtner und Martin Stork, Bürgermeister Andreas Stegemann sowie den Vertretern der Kirchen, Jörg Winkelströter und Michael Ostholthoff, zuzuhören.

„Es ist eine Zeit, wo wir auf die Straße gehen müssen. Wir sind mehr, ihr seid laut“, begrüßte Martin Stork die Menge und stimmte ein gemeinsames Lied an: „Wehrt euch, leistet Widerstand gegen den Faschismus hier im Land“, bevor als erster Redner Daniel Wohlsdorf das Rednerpult betrat.

„Wir stehen heute hier an diesem Gedenktag für die Opfer des Holocaust, der 2005 zum nationalen Gedenktag ausgerufen wurde. Wir haben diesen Tag für unseren Protest bewusst gewählt, denn dieser Tag soll uns alle daran erinnern, was faschistisches und nationalistisches Denken in unserem Land angerichtet hat“, sagte er.

Selten war der Marktplatz so voll wie am Samstagabend.
Selten war der Marktplatz so voll wie am Samstagabend. © Blanka Thieme-Dietel

Die letzten Tage und Wochen hätten gezeigt, wie gefährlich die Rhetorik der AfD und der rechten Szene ist. „Wörter wie Leitkultur und Remigration sollen das perfide Gedankengut der Rechten verharmlosen. Doch wir haben eine Leitkultur in unserem Land und die heißt Solidarität, Respekt und Vielfalt. Das ist unsere Stärke, darum lasst uns Schulter an Schulter dem Rechtspopulismus entgegentreten, zeigen wir ihnen „Wir sind mehr“ und „Wir haben keinen Platz für Nazis“, lasst uns laut sein, bis auch der letzte von ihnen versteht, dass er auf dem Irrweg ist“, forderte Wohlsdorf die Teilnehmer auf.

Stefanie Gärtner von den Grünen plädierte ebenfalls für ein friedliches, wertschätzendes Miteinander in einem offenen Deutschland, „in dem unsere Grundsätze gewahrt bleiben und man gerne und gut leben kann. Ihr macht mir Mut. Engagiert euch. Jeder Einsatz ist wichtig. Lasst uns reden und diskutieren, auch kontrovers.“

„Wir sind mehr, ihr seid laut“: Martin Stork (Grüne) begrüßte die Teilnehmer der Demo.
„Wir sind mehr, ihr seid laut“: Martin Stork (Grüne) begrüßte die Teilnehmer der Demo. © Blanka Thieme-Dietel

Bürgermeister Andreas Stegemann ging auf das Motto der Veranstaltung ein: „Haltung halten, Haltern. So voll habe ich den Marktplatz selten gesehen! Das ist großartig“, sagte er. Es reiche nicht mehr, nur die typischen Reden zu halten, Plattitüden und Phrasen aneinander zu hängen und zwar zu erinnern, aber sich nicht auf den Weg zu machen.

„Das dar nicht geschehen“

„Wir haben faktische Umsturzpläne für unser Land. Wir haben eine rechte Partei, die bei uns die Verfassung unterwandern und unser Grundgesetz abschaffen will. Die ganz offen mit ihren Protagonisten dafür spricht, dass die Zeit zurückgedreht wird und wir ein Unrechtsregime wieder erleben, wie es im Dritten Reich und auch in unserer Stadt schon einmal war. Das darf nicht geschehen!“

Die Halterner unterschrieben zum Abschluss der Veranstaltung das Demonstrationsbanner.
Die Halterner unterschrieben zum Abschluss der Veranstaltung das Demonstrationsbanner. © Blanka Thieme-Dietel

Alle Parteien hätten einen Grundkonsenz: „Wir setzen uns ein für unsere Verfassung, für die Grundrechte, für die Spielregeln, die es unter Demokraten gibt. Wir haben in unserem Land Pressefreiheit, Meinungsfreiheit und das Wahlrecht. Macht Gebrauch davon! Nie wieder ist jetzt. Danke, dass ihr dabei seid!“

Auch die Vertreter der Kirchen mahnten eindrücklich für ein friedliches Miteinander der Religionen und Kulturen.

Für alle Redebeiträge gab es zustimmenden, anhaltenden und lauten Beifall.

Protestzug durch die Altstadt

Mit einem Banner von der Größe eines Bauzauns mit der Aufschrift „Zusammen Halte(r)n gegen Rechts“ zog die riesige Menschenmenge durch die Innenstadt. Zahlreiche Teilnehmer hinterließen ihre Unterschrift auf dem Banner.

Der Dank der Veranstalter für die Unterstützung, „ohne die die gemeinsame Sache gegen Rechts nicht in so kurzer Zeit hätte organisiert werden können“, ging an die Vertreter im Stadtrat, an den Bürgermeister, an die Kirchen, das Forum für Demokratie, Respekt und Vielfalt, das Rockbüro für die Technik und die Feuerwehr für die Beleuchtung, DLRG, Gewerkschaften und Vereine. Initiiert worden war die Demonstration vom Vorstand der Grünen und der SPD in Haltern.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 28. Januar 2024.

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