Stromtrasse berührt wohl nur einen Zipfel Halterns Windader West bringt Energie nach Süden

Stromtrasse berührt wohl nur einen Zipfel des Stadtgebiets
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Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion hat seine Besuchs- und Infotour zur Windader West in der Region inzwischen beendet. „Wir blicken positiv auf unsere Infotour im Oktober zurück“, erklärte Linus Dahm auf Anfrage. Nach Angaben des Projektsprechers „Offshore-Netzanbindungssysteme“ seien bei mehr als 40 Stopps mehr als 1000 Bürgerinnen und Bürger erreicht worden. „Die Mehrheit der Besucher war interessiert und aufgeschlossen und hat die Notwendigkeit des Netzausbaus erkannt“, sagte Dahm.

Die Windader West soll Windstrom von der Nordsee in den Süden des Landes bringen. Aktuell befindet sich Amprion „in der Prüfung von Potenzialflächen“. Denn in der Nähe der Umspannanlage Kusenhorst, die sich im Städtedreieck Haltern, Marl, Dorsten befindet, müssen Standorte für inzwischen zwei Konverter-Stationen gefunden werden. Dort kann der Gleichstrom in Wechselstrom umgewandelt werden.

Laut Amprion rücken sechs mögliche Konverterstandorte im Raum Dorsten in den Fokus. Deren Realisation hänge natürlich von vielen Faktoren ab, „wie letzten Endes auch die generelle Grundstücksverfügbarkeit“. Auf Halterner Stadtgebiet hingegen befänden sich aktuell keine Potenzialflächen für einen Konverter, informierte Linus Dahm.

Kritische Stimmen

Dass es in Dorsten aktuell Widerstände seitens der Bevölkerung gibt, verschwieg er indes nicht. „Vereinzelt kritische Stimmen gibt es natürlich immer“, sagte Dahm. „Wir versuchen jedoch, mit den Menschen vor Ort in den Dialog zu treten und nach einer geeigneten Lösung zu suchen.“ Dies helfe nicht nur den Menschen vor Ort, sondern auch Amprion beim Erreichen des vom Gesetzgeber festgelegten Jahrs der Inbetriebnahme. Nach den aktuellen Planungen soll die Windader West zwischen 2032 und 2036 in Betrieb genommen werden.

In Dorsten stößt bereits die Suche nach einem Konverter-Standort für den Korridor B, der ebenfalls Windstrom nach Süden bringen soll und seit einigen Jahren geplant ist, auf große Kritik. Wenig begeistert sind die Bürger jetzt von der erweiterten Standort-Suche für die Windader West.

Karte mit Verlauf Stromtrasse Windader West im Raum Haltern am See.
Im Bereich Kusenhorst könnte die Stromtrasse möglicherweise einen Zipfel des Halterner Stadtgebiets berühren. Die Amprion-Skizze zeigt die möglichen Verläufe. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen. © Amprion

Nach Angaben des Sprechers befindet sich Amprion in der Vorbereitung für die Raumverträglichkeitsprüfung. „In dieser soll durch die Genehmigungsbehörde, die Bezirksregierung Düsseldorf, aus den aktuell mehreren Korridorvarianten ein Vorzugskorridor mit einer Breite von rund 670 Metern festgelegt werden“, führte er aus. Innerhalb dieses Korridors könne dann der exakte Verlauf festgelegt werden.

Das ausstehende Verfahren starte im Mai, eine Öffentlichkeitsbeteiligung sei im Juni vorgesehen. Dann auch sind die Amprion-Vertreter erneut in der Region, „um in den Dialog zu treten“. Ein Ergebnis seitens der Bezirksregierung Düsseldorf wird im Oktober erwartet.

Der genaue Verlauf der Stromtrasse, die von der Nordsee bis in den Kreis Düren verlegt werden soll, steht damit nach wie vor nicht fest.

Südwestlicher Zipfel Halterns

Im Zusammenhang mit den Plänen im Bereich Dorsten/Haltern tangiert nach Dahms Angaben einer der beiden möglichen Korridore den südwestlichen Zipfel des Halterner Stadtgebiets im Bereich Kusenhorst. Der andere Korridor verläuft über Dorstener Stadtgebiet.

Das an der Umspannanlage Kusenhorst endende System wird vier statt ursprünglich zwei Gigawatt (GW) Strom für rund zwei Millionen Menschen transportieren. Einschließlich der drei anderen Leitungen, die an Kusenhorst vorbeilaufen und dann in Wesel, Rommerskirchen und nahe Aachen enden, bringt die Windader West zehn Gigawatt Windstrom für acht Millionen Menschen nach NRW.

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