Strenges Spardiktat in den KKRN-Krankenhäusern Fast alle Arbeitsbereiche sind betroffen

Spardiktat im Sixtus-Hospital: Fast alle Arbeitsbereiche betroffen
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Mehrfach hat die KKRN-Geschäftsführung (Katholisches Klinikum Ruhrgebiet Nord GmbH) auf die schwierige Lage der Krankenhäuser aufmerksam gemacht. Nach den Herausforderungen der Corona-Pandemie und den Problemen des Fachkräftemangels wurden zuletzt die aus Sicht der KKRN „fatalen Folgen“ der geplanten Krankenhausreform in den Fokus genommen.

„Alle Krankenhäuser müssen Sparmaßnahmen ergreifen“, sagte KKRN-Geschäftsführer Dr. Andreas Weigand zur aktuell angespannten wirtschaftlichen Situation. Was das tatsächlich bedeutet, ist einer internen Mitteilung an die Mitarbeitenden im Klinikverbund zu entnehmen. Stellen werden drei Monate nicht nachbesetzt, Honorarkräfte dürfen nicht mehr beschäftigt werden, es gibt keine neuen Zusagen für Altersteilzeit mehr, nur noch Pflichtfortbildungen werden genehmigt, bei geringer Belegung werden Stationen verkleinert oder geschlossen.

Das sind einige Sparmaßnahmen eines Gesamtpakets, das so gut wie alle Arbeitsabläufe an den vier KKRN-Standorten in Haltern, Dorsten, Marl und Westerholt auf den Prüfstand stellt. „Das Problem ist, dass die aktuellen Kostensteigerungen für Energie und Personal einfach nicht refinanziert werden“, machte KKRN-Geschäftsführer Guido Bunten klar. „Theoretisch müssten wir unser Produkt, nämlich die Gesundheitsleistung, verteuern können“, so Andreas Weigand. Das sei in der Praxis aber nicht möglich.

Problem der Budgetierung

Die sogenannte nachrangige Budgetierung verschärft nach Schilderung der KKRN-Leitung die Lage und führt zu weiterer Planungsunsicherheit. Beim Pflegebudget beispielsweise sei der KKRN-Verbund bis Ende 2022 mit 12 Millionen Euro in Vorleistung gegangen. Diese Ausgaben würden nun erst sukzessive erstattet. Das laufende Budget für 2023 sei mit den Krankenkassen noch gar nicht verhandelt.

Die KKRN-Geschäftsleitung betonte, sie habe einen sehr offenen Dialog gewählt, um möglichst alle Mitarbeitenden mitzunehmen und für Akzeptanz für die neuen Sparmaßnahmen zu werben. Die Vorgabe, Stellen für drei Monate nicht neu zu besetzen, betreffe nicht den Bereich der Pflege, teilte Guido Bunten bei einem Gesprächstermin mit der Redaktion mit. In allen anderen Bereichen behält sich die Geschäftsführung eine Entscheidung über Neueinstellungen im Einzelfall vor.

Mediziner in OP-Kleidung bei einer Operation
Die Häuser des KKRN-Verbundes bieten nicht nur eine medizinische Grundversorgung an, sondern sind auf verschiedenen Stationen hoch technisiert. © Archiv

Die Funktion einzelner Abteilungen soll nicht leiden. Eine Beschäftigung von Honorarkräften ist nicht mehr gewünscht. „Diese Kräfte sind a) sehr teuer und b) nicht in den Betrieb integriert“, erläuterte Guido Bunten die Gründe für diese Entscheidung.

Nicht neu sei die Sparmaßnahme, bei geringer Auslastung Teilbereiche von Stationen zu schließen. Zu diesem Mittel, um Kosten zu sparen und Personal zu entlasten, habe der KKRN-Verbund auch in diesem Sommer an allen vier Standorten gegriffen.

„In Marl gehört zum Beispiel in den Sommerferien zur Urlaubsplanung, dass wir nur mit vier statt mit sechs OP-Sälen fahren, wenn zwei Hauptoperateure im Urlaub sind“, erläuterte Andreas Weigand. Die weiteren beteiligten Berufsgruppen könnten dann ebenfalls in Urlaub gehen oder aber Überstunden abfeiern.

Erweiterte Kompetenz nutzen

Zu den weiteren Sparmaßnahmen zählt auch die Vorgabe, Patienten nach Möglichkeit vorrangig innerhalb des Klinikverbundes zu behandeln und zu verlegen. Andreas Weigand erklärte hier auf Nachfrage: „Es wird bei uns kein Patient behandelt, wo wir nicht die entsprechende Fachexpertise haben.“ Guido Bunten machte in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam, dass die Kompetenz zum neuen KERN-Verbund durch sechs weitere Kliniken gestärkt wird. Dazu gehörten zum Beispiel die Neurologie und die Gefäßchirurgie.

Diese enge Zusammenarbeit zwischen den zehn KERN-Kliniken bedeute einen enormen Vorteil für die Patienten, führte Guido Bunten aus. So könne allein der unkomplizierte Datenaustausch zwischen den Verbundhäusern eine schnelle Behandlung ermöglichen.

Standort-Entwicklung

Dass dabei die Entwicklung einzelner Standorte nicht aus dem Blick geraten soll, machte KKRN-Prokurist Bernhard Möller am Beispiel des Sixtus-Hospitals in Haltern deutlich. Hier sieht man beispielsweise im Bereich der Pneumologie große Chancen. Mit der pneumologischen Früh-Reha werde gerade ein neues Geschäftsfeld aufgebaut. Die ersten Patienten seien bereits behandelt. Auch der Bereich Medizin im Alter/Geriatrie habe sich in Haltern gut entwickelt.

Die KKRN Katholisches Klinikum Ruhrgebiet Nord GmbH ist mit ihren vier Betriebsstätten in Haltern, Dorsten, Marl und Westerholt sowie 29 medizinischen Fachabteilungen und fast 3000 Mitarbeitenden die größte Klinikgesellschaft im nördlichen Ruhrgebiet. Nun erfolgt die Fusion mit der Sankt Augustinus Gelsenkirchen GmbH (SAG) zur Katholische Einrichtungen Ruhrgebiet Nord (KERN). Die Zusammenlegung betrifft rund 7.500 Mitarbeitende an 30 Standorten.

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