Kriegsverletzung Wie Bibi (8) aus Afghanistan im Halterner Krankenhaus wieder gesund wurde

Wie Bibi (8) aus Afghanistan im Krankenhaus wieder gesund wurde
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Die achtjährige Bibi kam mit einer schweren Kriegsverletzung in Afghanistan in ein Krankenhaus. Weil sie dort nur unzureichend behandelt wurde, brachte sie das Friedensdorf Dinslaken ins St. Sixtus-Hospital nach Haltern. Ein Team um Dr. Peter Harding kümmerte sich wochenlang um das tapfere Mädchen. Mit Erfolg.

„Das Friedensdorf ist eine Organisation, die Hunderte verletzte Kinder nach Deutschland bringt mit schwerwiegenden Problemen“, sagt Dr. Peter Harding. „Viele Kliniken nehmen diese Kinder gar nicht an, weil die Behandlungen der schweren Verletzungen nicht bezahlt werden.“

Bibi hingegen hatte Glück. Als sie ins Halterner Krankenhaus kommt, vermutet Dr. Peter Harding eine Verletzung durch einen Granatsplitter im linken Oberschenkel. Die Wunden wurden in Afghanistan nicht richtig behandelt und heilten nicht aus. Sechs Operationen im Halterner Krankenhaus waren nötig.

Kein Kontakt zu den Eltern

Die Daten und Röntgenbilder, die das Krankenhaus von der jungen Patientin bekam, waren spärlich. Bevor die Behandlung in Angriff genommen werden konnte, hätte das Team eigentlich zunächst in Ruhe ihr Vertrauen gewinnen müssen, doch so lange konnte Dr. Peter Harding nicht warten. Der Gesundheitszustand des Mädchens war ernst und ließ es nicht zu.

„Bibi war abgeschottet von den Eltern“, erzählt Dr. Harding. „Das Friedensdorf möchte nicht, dass es hier Kontakt zu den Eltern hat. Es soll sich akklimatisieren und integrieren.“ Das Krankenhaus arbeitete mit Dolmetschern zusammen und hat glücklicherweise afghanisch sprechende Mitarbeiter, die auf Bibi eingehen konnten.

Das St. Sixtus Hospital in Haltern wird von der Sonne angestrahlt. Im Vordergrund stehen ein par Pflanzen.
Das Haltener Krankenhaus leistete bei Bibi humanitäre Hilfe. © Stefan Hippler

Hinsichtlich der Zuwendung gegenüber Bibi hat das Krankenhaus einen Balanceakt zu bewältigen. Das Mädchen darf sich nur im Krankenhaus aufhalten. Hin und wieder ein Eis essen in der Stadt ist mithilfe von ansässigen Hilfsorganisationen möglich.

Eine Integration in eine Familie für die Dauer der Behandlung ist nicht gewünscht, weil Bibi sich nicht zu sehr an die hiesigen Verhältnisse gewöhnen soll, damit die Rückführung nicht erschwert wird.

Auffälliges Gangbild

Neben der schweren Verletzung am Oberschenkel hat die Achtjährige eine leichte Beinverkürzung, die mit einer Absatzerhöhung ausgeglichen werden kann. „Eine lange Zeit nicht richtig behandelte Kriegsverletzung eitert. Bei Bibi sind Muskulaturen untergegangen“, sagt Dr. Harding. „Es sind Narben vorhanden. Sie wird beschwerdefrei laufen können, aber sie wird ein etwas auffälliges Gangbild haben.“

Während der Operationen mussten die eitrigen Wunden immer wieder gespült und mit Antibiotika behandelt werden. Mehrere Kontrollen mithilfe eines Kernspins waren nötig. Bibi hielt durch und und kämpfte sich zurück ins Leben.

Ungewisse Zukunft

„Zum jetzigen Zeitpunkt ist sie geheilt“, sagt Dr. Harding. „Wenn man Pech hat, können die Infekte der Knochenhaut beispielsweise wieder aufflackern. Das wissen wir jetzt noch nicht.“

Nach etwa fünf Wochen Behandlungszeit darf Bibi aller Voraussicht nach in der nächsten Woche zurück in ihre Heimat nach Afghanistan. Die Freude auf das Wiedersehen mit ihren Eltern ist riesig. Bibis Zukunft in dem von den Taliban regierten Land ist allerdings ungewiss.

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