39-jähriger Halterner geht mit Messer auf Eltern los „Ich war wie ferngesteuert“

Sohn geht mit Messer auf Eltern los: „Ich war wie ferngesteuert“
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Dieser Fall ist traurig. Ein psychisch kranker Mann aus Haltern hat ausgerechnet die Menschen angegriffen, die alles für ihn tun würden – seine eigenen Eltern. Seit Dienstag steht er in Essen vor Gericht. Der Vorwurf: versuchter Totschlag. Doch um Strafe geht es nicht.

Als der 39-Jährige von den Wachtmeistern in den Gerichtssaal geführt wurde, setzte er sich ganz ruhig auf seinen Platz neben Verteidiger Aykan Akyildiz. Bislang wollte er nie darüber sprechen, was passiert ist. Doch das war plötzlich anders.

„Schon ganz rot im Gesicht“

„Ich hatte gar keinen Grund, meinen Eltern etwas anzutun“, sagte er den Richtern am Essener Landgericht. „Das war ein Blackout. Ich war wie ferngesteuert.“

Im Prozess geht es um zwei dramatische Momente im Leben der Halterner Familie. Der erste Angriff erfolgte im Sommer 2020. Ohne jegliche Vorwarnung hatte sich der bullige Sohn damals auf seinen Vater geworfen und ihn mit aller Kraft gewürgt. „Mein Mann war schon ganz rot im Gesicht“, erinnerte sich die Mutter des 39-Jährigen. Mit letzter Anstrengung hatten es die Eltern damals geschafft, sich doch noch gegen ihren Sohn durchzusetzen.

Im Mai dieses Jahres wurde es dann noch schlimmer. Diesmal hatte er 39-Jährige mit einem Messer auf Mutter und Vater eingestochen. Zum Glück waren die vielen Stiche nicht lebensgefährlich. Die Polizei hatte damals sogar ein Spezial-Einsatzkommando (SEK) geschickt, um den psychisch kranken Mann zu überwältigen.

Jahre der Angst

Im Prozess ist von paranoider Schizophrenie die Rede. Der 39-Jährige selbst spricht von Angstzuständen. Dabei hatte sein Leben eigentlich ganz normal begonnen.

Nach Angaben der Mutter hatte er als Kind viele Freunde, spielte Fußball und lernte Gitarre. Nach dem Abitur war er sogar kurz auf der Uni. Doch dann ging plötzlich gar nichts mehr. Ob der Konsum von Marihuana die Psychosen ausgelöst hat, ist nicht klar.

Alle Versuche, die Krankheit mit Medikamenten zu behandeln waren ohne Erfolg. „Er hat sie einfach ausgespuckt“, so die Mutter. „Die letzten zwei Jahre waren permanente Bedrohungen und permanente Angst.“

Geister, Teufel, Weltuntergang

Der 39-Jährige hatte seine kleine Wohnung im Haus der Eltern praktisch nicht mehr verlassen und nahm auch kein selbstgekochtes Essen mehr an. „Er hatte Angst, dass ich ihn vergifte“, so die Mutter. Ihr Sohn habe von Geistern gesprochen, von Teufelspflanzen und vom Weltuntergang.

Er selbst weiß offenbar auch, dass er nicht mehr er selbst war. Seine mögliche Erklärung: „Vielleicht habe ich mir vom Computer einen Virus eingefangen.“

Die Richter müssen nun entscheiden, ob der 39-Jährige unbefristet in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen werden muss – zum Schutz der Allgemeinheit.

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