
Küster Albert David im Heizungskeller der Sixtus-Kirche: Um Energiekosten zu sparen, werden die Temperaturen hier wie überall heruntergedreht. © Schrief
Kalte Messen und Infrarot-Sitzkissen: So spart die Kirche in Haltern Energie
Energiekosten
Die Energiekrise fordert ihren Preis – auch von den Mitgliedern der Kirchengemeinden. In der Pfarrei St. Sixtus beispielsweise werden die Heizungen drastisch heruntergefahren.
Der Kölner Dom hat überhaupt keine Heizung, sagt Küster Albert David, um den Sparwillen seiner Pfarrei St. Sixtus in eine Beziehung zu setzen. Die große Stadtkirche dagegen wird beheizt, ab sofort aber läuft die Gasheizung im Keller auf Sparflamme. Wer im Winter in Halterns Kirchen nicht frieren will, sollte sich mollig warm anziehen, rät Albert David. Das gilt für die katholischen ebenso wie für die evangelischen Gottesdienstbesucher. Die Temperaturen aller Heizungsanlagen werden gnadenlos heruntergeregelt, um die steigenden Energiekosten stemmen zu können.
Verwaltungsreferentin Ulrike Gemballa von der Pfarrei St. Sixtus gehört wie Albert David zur „Task Force“, die sich derzeit mit den Fragen rund ums Energiesparen beschäftigt. Erste Beschlüsse dieses neu gegründeten Gremiums sind gefallen. So wird die Temperatur in den zehn Kirchen der katholischen Pfarrei auf zehn Grad Celsius gesenkt. Nur am Wochenende, zu den Gottesdienstzeiten, wird die Heizung langsam auf 14 Grad Celsius hoch- und dann wieder langsam zurückgefahren. Immer mit Rücksicht auf die Kunstwerke und die Orgeln in den Kirchen: Sie brauchen ein bestimmtes Raumklima, wenn nicht Schäden entstehen sollen.
Befragung zur Werktagsmesse
Die Besucher von Werktags-Gottesdiensten werden befragt, ob sie lieber in der kalten Kirche oder in wärmeren, kleinen Räumen zusammenkommen möchten. Aber wärmer als 19 Grad Celsius wird es tagsüber nirgendwo. Nicht in den Pfarrheimen, nicht in den Büros der Kirchenmitarbeiterinnen und -mitarbeiter. Nur die Kindergärten bleiben warm, doch auch dort wird geschaut, wo Kosten minimiert werden können – zum Beispiel bei der Beleuchtung. „Wir müssen sparen“, betont Ulrike Gemballa, „wenn sich unsere Energiekosten für Kirchen, Pfarrheimen und Kitas von jetzt 200.000 Euro vervierfachen, und damit müssen wir rechnen, können wir uns in Zukunft nicht mehr viel leisten.“
In den Halterner Kirchen war es bislang immer so um die 16 Grad warm, in manchen Kirchen wurde die Heizung auch individuell eingestellt. Das geht jetzt aber nicht mehr. Überall gelten verpflichtend einheitliche Temperaturen. Die Hinweise seien nicht in allen Gemeinden gut angekommen, gesteht Ulrike Gemballa.
Entschieden hat die „Task Force“ auch, dass es freitags abends in der Sixtus-Kirche eine „kalte Messe“ geben wird. So wie früher, erinnert sich Albert David, da seien die Gotteshäuser auch nicht warm gewesen. Bei einer Temperatur von 10 Grad Celsius sollten die Gottesdienstbesucher vielleicht jedoch an Mütze und Handschuhe denken.
Neues in Lambertus testen
Ein Pilotprojekt wird möglicherweise in St. Lambertus Lippramsdorf gestartet. Hier wird die Kirche mit Gas geheizt, das verschlingt bislang pro Jahr rund 3000 Euro. Um diese Kosten zu minimieren, gibt es die Überlegung, in 15 Kirchenbänken Infrarot-Sitzkissen anzubringen. Wenn das System gut funktioniert, könnte es auf andere Halterner Kirchen ausgeweitet werden. Diese Heizung sei nicht ganz günstig, sagt Ulrike Gemballa, aber eine Überlegung wert. Die Entscheidung trifft die Pfarrei in Abstimmung mit dem Bistum Münster.

In der Lippramsdorfer Kirche St. Lambertus soll ein Pilotprojekt gestartet werden, die Überlegungen sind noch nicht abgeschlossen. © Schrief
Und was ist an Weihnachten? Für die Feiertage seien noch keine Vereinbarungen getroffen worden, so Ulrike Gemballa. Die Weihnachtsbeleuchtung an den Krippen werde auf jeden Fall mit einer Zeitschaltuhr versehen.
Grundsätzlich gebe es viele Überlegungen. Aber es brauche auch Zeit, Energieeinsparungen sinnvoll anzugehen. „Wir prüfen regelmäßig alle Zählerstände und haben den Verbrauch in den kirchlichen Gebäuden jetzt stetig im Blick.“ Auch das Thema erneuerbare Energien spielt bei den Überlegungen eine Rolle. Mittlerweile sieht das Bistum selbst die Installation von Fotovoltaik-Anlagen auf Kirchendächern nicht mehr als Tabu an.
Die evangelische Kirchengemeinde Haltern beschäftigt sich am Wochenende (22/23. Oktober) mit Maßnahmen zur Energieeinsparung.
Haltern am See ist für mich Heimat. Hier lebe ich gern und hier arbeite ich gern: Als Redakteurin interessieren mich die Menschen mit ihren spannenden Lebensgeschichten sowie ebenso das gesellschaftliche und politische Geschehen, das nicht nur um Haltern kreist, sondern vielfach auch weltwärts gerichtet ist.
