Seit November 2022 sind Sie im Alloheim als Interimsleiter tätig. Ist schon absehbar, wie lange Sie in Sythen bleiben werden?
Nein, es gibt noch keinen Nachfolger.
2018 waren Sie schon einmal hier als Interimsleiter, was war damals der Anlass?
Es gab eine Vakanz in der Leitung, da habe ich die Stelle vorübergehend übernommen. Das ist eigentlich meine Haupttätigkeit. Ich unterstütze, wenn Vertretungen etwa bei Krankheitsfällen gesucht werden oder sich Änderungen in der Leitung ergeben.
2018 gab es zum ersten Mal einen Belegungsstopp für diese Einrichtung. Inzwischen sind noch zwei weitere hinzugekommen. Wie kommt es immer wieder zu diesen Rückfällen?
In der Pflege geht es um die Arbeit von Menschen mit Menschen. Wenn es nun Veränderungen im Team, bei einzelnen Mitarbeitern gibt, kann dies Auswirkungen hierauf haben. Insbesondere wenn Leistungsträger mit Fachkompetenz betroffen sind, etwa gute Fachkräfte wegziehen, den Job wechseln oder schwanger werden. Wenn das gehäuft oder in ungünstigen Konstellationen eintritt, so kann sich dies in einzelnen Bereichen auf die Einrichtung auswirken. Diese Situationen hatten wir leider in der Vergangenheit in Sythen.
Zuletzt war das im vergangenen Jahr der Fall. Die Heimaufsicht hatte massive Hygiene- und Pflegemängel kritisiert. Wie ist die Stimmung aktuell im Haus?
Gut bis sehr gut. Die Bewohner fühlen sich wohl, das Feedback der Angehörigen ist positiv. Ich kann im Moment nichts Negatives finden.
Die Heimaufsicht war Ende Januar erneut zur Kontrolle hier im Haus. Wie ist das Ergebnis ausgefallen?
Wir gelten wieder als ganz normales Haus und haben derzeit keine Themen in der Pflege und Betreuung, es bestehen keine Auflagen der zuständigen Behörde. Es gibt keinen Belegungsstopp mehr. Bei der Personalsituation beträgt die Fachkraft-Quote im Moment fast 60 Prozent (50 Prozent sind gesetzlich vorgeschrieben; Anm. d. Redaktion). Schöner kann es von der Aufstellung her fast nicht sein. Wir sind auch so gut wie frei von Zeitarbeit. Es fehlt nur noch die Unterschrift einer weiteren Mitarbeiterin, dann arbeiten wir ausschließlich mit eigenem Personal.
Wie konnte das so schnell gelingen?
Dieses Haus ist fest verwurzelt in Sythen und die Mitarbeiter arbeiten gerne hier. Als ich hier im November anfing, habe ich natürlich auch ehemalige Mitarbeiter angerufen, die ich noch von meinem damaligen Einsatz her kannte. Viele sind zurückgekommen.
Hinzu kommt: Die Wohnbereichsleitungen sind alle besetzt. Die für die Ausbildung zuständigen Praxisanleiter sind alle vorhanden. Zum 1. März haben wir zudem eine Ergotherapeutin mit Weiterbildung Gerontologie eingestellt. Wir sind auf einem guten Weg.
Und Sie persönlich schon auf dem Sprung?
Bislang ist noch nichts dergleichen vorgesehen. Der Übergang zu einer neuen Heimleitung soll Schritt für Schritt stattfinden, es soll eine saubere Einarbeitung erfolgen. Dafür muss genügend Zeit sein.
Zuletzt hatte Ulrike Höppner das Haus geleitet? Ist sie noch im Alloheim tätig?
Sie ist auf eigenen Wunsch wieder zurück in die Leitung des Sozialen Dienstes gegangen. Dort macht sie einen sehr guten Job.
Gibt es aktuell außer der Neu-Besetzung der Heimleiter-Stelle noch Handlungsbedarf im Haus?
Es muss nun alles verfestigt werden. Wir schulen seit geraumer Zeit durchgängig unsere Mitarbeiter. Gerade bei den Expertenstandards sind wir mit den Schulungen für das erste halbe Jahr 2023 schon jetzt durch. Und wir sind gerade dabei, dass die Pflegeplanung wieder stärker in die Wohnbereiche zurückgeführt wird. Bisher haben das die Pflegedienstleitung und ich gemacht. Hier sind wir nun beim letzten Schritt, dass jeder Mitarbeiter in sein Fahrwasser hineinkommt.

Wie sind Sie die schweren Vorwürfe der Heimaufsicht 2022 angegangen?
Wir haben insbesondere mit umfangreichen Schulungen der Mitarbeiter reagiert. Dabei war uns ein einheitlicher Wissensstand unserer Mitarbeiter sehr wichtig: Wenn wir etwa ein Defizit bei einem Mitarbeiter festgestellt haben, so haben wir gleich die Mitarbeiter seines gesamten Wohnbereichs zu diesem Thema geschult. Und so haben wir jedes einzelne Thema abgearbeitet. Die Heimaufsicht hat den Wissenstand unserer Mitarbeiter bei der jüngsten Prüfung auch abgefragt.
Die Schulungen sind also weitgehend abgeschlossen - wie geht es weiter?
Wir belegen jetzt langsam wieder das Haus. Das heißt, wir haben eine Warteliste.
Wie viele freie Plätze gibt es noch?
Wir haben im Moment 56 Bewohner bei insgesamt 80 vorhandenen Plätzen. Von den Anfragen her könnte das Haus theoretisch sofort voll sein. Aber wir belegen langsam, sodass sich die neuen Bewohner in Ruhe einleben und die Mitarbeiter diese Zeit auch aktiv begleiten können. Die Dokumentation durch die Mitarbeiter wird dann durch den Qualitätsbeauftragten geprüft und schließlich geht auch die Pflegedienstleitung nochmal ins Controlling und schaut sich den Bewohner an. Nur so bekommen wir eine Nachhaltigkeit hin. Nur so wird es eine runde Sache.
Das Haus wird langsam und sensibel belegt. Wagen Sie eine Prognose, wann es wieder voll belegt sein wird?
Wir nehmen maximal ein bis zwei Bewohner pro Woche auf.
Alloheim hatte auch eine externen Beratungsfirma unterstützend hinzugezogen? Werden ihre Dienste noch benötigt?
Nein. Wir haben einen Pflegedienstleiter und mich als Heimleiter. Wir haben zwei Qualitätsbeauftragte hier im Haus. Und wir haben alle Leitungspositionen in den Wohnbereichen wieder besetzt. Als ich hier anfing, war die externe Beratung notwendig, gerade für die Schulungen. Wir sind aber nun mit den Schulungsthemen durch.
- Daniel Kärcher ist 42 Jahre alt und wohnhaft in Heppenheim. Er betreibt die Agentur „Time4More“. Angeboten werden freiberufliche Pflegedienstleistungen, Interims-Management, Krisenmanagement, Pflegestufenmanagement und Pflegeberatung.
- Daniel Kärcher ist gelernter Altenpfleger. Nach eigener Aussage hat er zahlreiche Zusatzkurse in den Bereichen Pflegedienstleitung, Heimleitung, sowie als Pflegeexperte, Mentor Fachkraft Gerontologie und Wachkomapatienten, Pflegegutachter und als Fachkraft für Gerontologie absolviert.
- Er ist schon in zahlreichen Einrichtungen der Altenpflege als Interims-Manager tätig gewesen.
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