Die erste Wallfahrt zum Annaberg in Haltern Pilgerschaft hatte einen weiten Weg

Die erste Wallfahrt zum Annaberg: Pilgerschaft hatte einen weiten Weg
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Seit über 400 Jahren gilt der Annaberg in Haltern am See als Wallfahrtsort. Zu welchem Zeitpunkt die ersten Gläubigen zur Annenanbetung nach Haltern gepilgert sind, ist unklar. Zwar wird die erste größere Wallfahrt im Jahr 1622 dokumentiert, aber die Anfänge der Pilgerschaft werden bereits in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts vermutet.

Im Mai 1556 „ist auf dem Annaberg eine Quelle aufgebrochen“, heißt es in der Chronik der Pilgerstätte. „Ein Kranker, der den ‚Bloetganck‘ hatte, ist am Wasser gewesen und ist gesund geworden.“ Dieser Eintrag hielt der einstige Vikar Georgius Spormeker der Pfarrkirche St. Georg schriftlich fest.

Auch ein vom Aussatz befallener Hirte soll sich an der Quelle das Gesicht gewaschen haben und vor einem Bild der heiligen Mutter Anna gebetet haben. Seine Wünsche wurden erhört und auch er konnte geheilt werden. Seit dem Bekanntwerden dieser Geschichten ist der Zulauf zum Annaberg größer geworden.

Über 40 Kilometer zu Fuß

Auf dem Foto sind vier Männer und vier Frauen der Oberschlesier zu sehen. Sie tragen ihre Tracht und lachen in die Kamera. Im Hintergrund ist das Grün der Bäume zu sehen.
Die Landsmannschaft der Oberschlesier feierte in diesem Jahr das 75. Jubiläum. In diesem Jahr haben über hundert Pilger an der Wallfahrt teilgenommen. © Anne Schiebener

Noch bevor die erste Eisenbahn errichtet wurde, pilgerte eine Gruppe von Gläubigen aus Bocholt zu Fuß nach Haltern. Über 40 Kilometer legten sie für den Zeugnisort des Glaubens zurück. Erst im Jahr 1894 erleichterte die Installation des öffentlichen Nahverkehrs die Anreise für die Wallfahrer. Über die Zeit hinweg erlangte der Ort zunehmend an Popularität.

Immer mehr Pilger wollen für den Glauben unterwegs sein und nehmen den Weg für die Annenanbetung auf sich. Bald schon kommt es zu dem ersten Diebstahl in der kleinen Kapelle. Die Einbrecher haben „am 2. Februar 1662 die kleine Kapelle mit einem Pflugmesser aufgebrochen und all ihres Schmuckes beraubt“, heißt es in der Chronik des Wallfahrtsorts.

Woher kommt die heilige Statue?

Das Gnadenbild von der heiligen Anna stammt aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Es handelt sich um ein Geschenk von dem adeligen Johann Adolph von Raesfeld, von der Burg Ostendorf, an Pfarrer Nottebohm. Die bunt-getönte, aus Holz geschnitzte Figur, wurde von einem unbekannten niederrheinischen Künstler erschaffen. Die heilige Mutter Anna sitzt auf einem Sessel und auf ihrem Schoß sitzt Tochter Maria und auf deren Schoß wiederum das Enkelkind Jesus Christus.

„Bis zur Schenkung durch den Herrn von Ostendorf hatte sich die Statue in einer bereits verfallenen Kapelle auf dem alten Annaberg (heute Tannenberg in Lippramsdorf) befunden“, so wird es in der Chronik festgehalten.

Das Foto zeigt Schlesier, die in diesem Jahr zu der heiligen Anna-Kapelle pilgern. Zwei Männer führen, bei strahlendem Sonnenschein, den Pilgerzug an und ihnen folgen über hundert weitere Wallfahrer. Das Foto wird von grüner Natur umrandet.
Am 24. Juli 2022 sind hunderte Pilger vom Baumarkt bis zum Annaberg gelaufen. © Anne Schiebener

Während die einstige Anna-Kappelle zu einer Ruine zusammengefallen war, wurde im Jahr 1653 der Grundstein für die Erneuerung gelegt. Bereits 21 Jahre später wurde ein kleiner zweijöchiger Saalbau errichtet, der heute noch erhalten ist. Das rundbogige Westportal kam erst mit der Erweiterung im Jahr 1791 dazu.

Nicht nur das holzgeschnitzte Gnadenbild Anna-Selbdritt stammt aus dem 15. Jahrhundert, sondern auch das Relief des Flügelaltars, das die Verkündigung, Heimsuchung und die Geburt Christi darstellt.

Hinweis der Redaktion: Dieser Beitrag ist ursprünglich am 30. Oktober 2022 erschienen.