Seit 28 Jahren kommt Rosemarie Kürten regelmäßig ins Altenwohnhaus St. Anna. Auch Marianne Overhoff ist schon länger als 20 Jahre dabei. Die beiden Frauen sind hier ehrenamtlich tätig. Für die Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses bieten sie Gesprächskreise oder Bingo-Nachmittage an. Unter anderem. „Die alten Menschen hier sind sehr froh darüber“, sagt Marianne Overhoff. „Und das freut uns auch.“
Rege Nachfrage
Die Nachfrage nach den Angeboten ist groß. „Wir müssen die Heimbewohner einteilen, damit jeder auch mal teilnehmen kann“, erklärt Monika Kemper vom sozialen Dienst. Die Zahl der Teilnehmer muss in Zeiten von Corona überschaubar bleiben. „Vor der Pandemie haben wir uns im großen Saal getroffen“, erinnert sich Rosemarie Kürten. Das geht zurzeit nicht. Aber bald wird dort möglicherweise wieder gemeinsam gesungen.
Kürten und Overhoff wechseln sich mit acht weiteren Frauen der katholischen Frauengemeinschaft (kfd) St. Sixtus ab. Und es gibt noch ein paar andere Frauen und Männer, die sich hier ehrenamtlich engagieren. „Insgesamt sind es in unseren beiden Häusern St. Sixtus und St. Anna etwa 25 Personen“, sagt Leiter Peter Künstler. Genug ist das noch lange nicht. Sowohl in den beiden katholischen Altenwohnhäusern als auch im Alloheim, in der Kahrstege und im Lambertusstift sowie im St.-Sixtus-Krankenhaus werden ehrenamtliche Mitarbeitende gesucht.

„Die ehrenamtlichen Kräfte sind eine große Bereicherung für die Hausbewohner“, betont Sabine Sickmann, die den sozialen Dienst in St. Anna leitet. Es sei ein riesengroßes Geschenk, wenn Menschen anderen Menschen ihre Zeit schenkten. „Das ist etwas ganz Besonderes und wird auch genauso von den Bewohnern empfunden und dankbar angenommen.“
Ehrenamtliche Hilfe bereichert aber nicht nur die Bewohner und das Personal. „Auch uns Ehrenamtlern gibt das Ehrenamt eine Menge“, betont Marianne Overhoff. In den Gesprächskreisen beispielsweise sei es „erstaunlich und spannend zugleich, was die Bewohner zu erzählen haben“. Geredet wird unter anderem über jahreszeitliche Themen wie aktuell die Adventszeit. Manchmal tauscht man sich auch über den Alltag in alten Zeiten aus. Es geht ums Einmachen, um die Ernte oder um Feste und wie sie gefeiert wurden. „Dieser Austausch tut richtig gut“, sagt Marianne Overhoff. Sie möchte ihn nicht missen.
Verblüffendes Gedächtnis
Rosemarie Kürten ist immer wieder verblüfft, wenn es um Lieder oder Gedichte geht. „Man kann nur staunen, was die Bewohner alles behalten haben.“ Da werde mit Leichtigkeit Schillers „Glocke“ aufgesagt. „Und zwar alle Strophen.“ Verblüffend sei auch, wie vollständig die Lieder aus der Jugendzeit noch im Gedächtnis geblieben seien. Beim Bingo-Spiel dagegen werde ganz genau aufgepasst, dass die Zahlen auch richtig vorgelesen würden. „Die sind absolut aufmerksam, ihnen entgeht nichts “, meint Rosemarie Kürten.
Noch viel möglich
„Wir würden uns noch mehr Angebote solcher Art für die Bewohner wünschen“, sagt Sabine Sickmann. Denkbar seien Aktivitäten zur Freizeitgestaltung wie Basteln, Singen, Spielen, Literatur- oder Musikkreise, aber auch Begleitungen bei Spaziergängen oder Arztbesuchen. Sickmann: „Es gibt so unendlich viele Möglichkeiten.“ Dabei will sie jedem, der an einer ehrenamtlichen Mitarbeit interessiert ist, natürlich die Freiheit einräumen, selbst zu entscheiden, wie er sich einbringen möchte. „Jeder, der zu uns kommt, hilft, den Alltag der Bewohner zu verbessern“, sagt auch Heimleiter Peter Künstler.
Corona hat zu einem Rückgang der ehrenamtlichen Tätigkeiten geführt. Doch als die Krise abflaute, blieben die Helfer immer noch aus. Diese Erfahrung ist in allen Senioreneinrichtungen gemacht worden. Der Nachwuchs fehlt.
„Wichtiger Teil des Teams“
Susanne Nanni, Leiterin des ASB-Seniorenzentrums Kahrstege, hebt hervor: „Ehrenamtler sind ein wichtiger Teil unseres Teams.“ Es gebe einige ehrenamtlich engagierte Menschen, die uns zum Beispiel bei Ausflügen oder Veranstaltungen unterstützend tätig werden. „Wir integrieren Ehrenamtler aber gerne auch in den Alltag“, erklärt Nanni. Zusätzlich zu den Angeboten des Sozialtherapeutischen Dienstes können diese zum Beispiel Bewohnern vorlesen oder sie bei Spaziergängen begleiten.“
„Ehrenamtliche Mitarbeiter sind bei uns immer willkommen“, sagt auch Daniel Kärcher, der zurzeit die Alloheim Senioren-Residenz in Sythen leitet. Auch Wilfried Kersting vom Seniorenzentrum Lambertusstift würde sich über weitere freiwillige Helfer freuen. „Zur Frage, wo sie einspringen könnten, sagt er: „Der ehrenamtliche Einsatz ist doch freiwillig - also sollen die ehrenamtlichen Mitarbeiter auch nur das machen, was sie machen möchten.“ Auch, wenn sie einfach nur die Bewohner besuchen wollten.

Im Sixtus-Krankenhaus löst sich eine Gruppe ehrenamtlich tätiger Frauen zum Jahresende auf. Altersgründe gaben den Ausschlag. Die Gruppe helfe aktuell noch auf der Station mit, beim Verteilen des Frühstücks beispielsweise.
Für die Gruppe der fünf ehrenamtlichen seelsorgerischen Begleiter indes wünscht sich Seelsorgerin Susanne Schumann Verstärkung. „Bei ihren Besuchen sprechen die Ehrenamtlichen mit den Patienten, es geht um wirkliches Zuhören“, führt Schumann aus. Manchmal unterhalte man sich über „Gott und die Welt“, manchmal entwickele sich aber auch ein tiefergehender Austausch.
Willkommene Abwechslung
Interessierte können sich bei ihr oder ihrer Kollegin Mechthild Rensing melden. In einem Kurs des Bistums Münster werden sie als Ehrenamtliche
in der Krankenhausseelsorge qualifiziert und schließlich auch während ihrer Tätigkeit betreut und beraten. „Diese Qualifizierung schätzen die Ehrenamtlichen sehr“, sagt Susanne Schumann. Die Zeit im Krankenhaus könne sehr lang für die Patienten werden. Da lenke jeder Besuch von Grübeleien ab und sei eine willkommene Abwechslung. „Menschen, die von draußen zu den Patienten kommen, sind wie eine Verbindung zur Welt“, weiß die Seelsorgerin.
Der Seniorenbeirat hat in der Zeitung „Sprachrohr“ auf die Problematik hingewiesen. „Corona-bedingt melden sich kaum noch Menschen, die ehrenamtlich helfen wollen“, sagt Vorsitzender Jürgen Chmielek. Dabei gebe es so viel zu tun. „Vielleicht wohnen Sie ja in der Nähe eines unserer Altenheime oder des St. Sixtus-Hospitals. Ob Sie nun bei der Essenausgabe helfen wollen oder Patienten und Heimbewohnern vorlesen möchten. Sie sind gerne gesehen – man braucht Sie!“, appelliert er an Menschen, die karitativ aktiv werden wollen.