Homosexuelle Paare können ab sofort auch in der katholischen Kirche gesegnet werden. Allerdings dürfen Geistliche den Segen nicht im Rahmen eines Gottesdienstes erteilen, damit die Verwechslung mit einer Eheschließung ausgeschlossen bleibt. Ein Segen zweiter Klasse?
So pessimistisch sieht Marcel Schubert, der sich mit seinem Partner Michael Mory für die LGBT+-Community in Haltern engagiert, die neue Erklärung des Vatikans nicht. Schließlich sei jetzt endlich ein rechtlicher Rahmen für eine Praxis geschaffen worden, die es in der katholischen Gemeinde in Haltern schon seit Jahren gebe.
„Wir müssen die Kirche im Dorf lassen“, sagt Marcel Schubert. Für die Kirche sei das ein großer Schritt, der in die richtige Richtung führe. Man dürfe nicht vergessen, dass „Schwule im Mittelalter auf dem Scheiterhaufen landen sollten und bis in die Neuzeit verfolgt wurden.“
Gerade in Haltern sei die Unterstützung der Kirchen für die Anliegen der LGBT+-Community sehr wichtig. So werde beispielsweise das Signal von Akzeptanz auch an die konservative Bevölkerung gesendet. Diskriminiert fühlen sich Marcel Schubert und Michael Mory in Haltern nicht. Sie genießen im Gegenteil die Überschaubarkeit der Kleinstadt, in der sie sich nicht verstecken müssen und wollen.

Marcel Schubert gehört gemeinsam mit Georg Kleemann, Pastoralreferent der Sixtus-Gemeinde, und David Schütz dem Leitungsteam des CSD-Aktionsbündnisses an. Im Sommer soll der zweite CSD (Christopher Street Day) in Haltern stattfinden. Sowohl bei der Premiere 2023 als auch weiterhin leiste insbesondere die katholische Kirche in Haltern wertvolle Hilfe, erklärt Marcel Schubert.
Dank der Rückendeckung soll es nun gelingen, das bisherige lose CSD-Aktionsbündnis in eine Vereinsstruktur zu überführen. So könne man effektiver am Netzwerk arbeiten und Aktivitäten vorbereiten. „Diesen Schritt würden wir ohne die Kirche nicht schaffen“, so Marcel Schubert.
Pläne für den nächsten CSD
Letztendlich geht es darum, das Verständnis für geschlechtliche Vielfalt und unterschiedliche Lebensformen zu wecken und den Menschen in ihrer Individualität zu begegnen. Marcel Schubert hat die Resonanz nach dem ersten CSD in Haltern trotz vereinzelter Kritik als „extrem positiv“ empfunden.
Als eine Erkenntnis aus der Veranstaltung im vergangenen Jahr sollen die Infostände auf dem Marktplatz nicht mehr im Kreis angeordnet werden. „Das hat wie eine Wagenburg gewirkt“, sagt er. Beim nächsten CSD soll die Situation einladender für die Besucher gestaltet werden.
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