
Die Halternerin Pauline Kappmeyer studiert in Edinburgh und wohnt in der Nähe von Holyrood Palace, wo Menschen nach dem Tod der Queen spontan Blumen ablegten. © privat
Halternerin berichtet: Schottland hat andere Sorgen als den Tod der Queen
Queen Elizabeth II
In Schottland fallen die Reaktionen auf den Tod von Queen Elizabeth II anders aus als in England, berichtet die Halternerin Pauline Kappmeyer, die zurzeit in Edinburgh studiert.
Der Tod von Königin Elizabeth II. hat in Großbritannien große Trauer ausgelöst. Direkt in der Nähe von Holyrood Palace, wohin der Sarg der Queen vorübergehend gefahren wurde, bevor er nach London überführt wird, wohnt Pauline Kappmeyer aus Haltern. Die studiert an der MGA Academy of Performing Arts in Edinburgh Schauspiel. Sie berichtet von den Reaktionen in Schottland, die etwas anders ausfallen als beispielsweise in England.
„Hier in Edinburgh residiert die königliche Familie, wenn sie Schottland besucht“, so Pauline Kappmeyer. „Direkt nach der Todesnachricht veränderte sich die Stimmung auch hier. Die Straßen rund um das Schloss wurden gesperrt, und die Polizei war rund um die Uhr dort präsent.“
Blumen und Briefe niedergelegt
„Am Palast wurde unmittelbar ein Schreiben mit der Information über das Ableben der Königin ausgehängt. Davor bildete sich schnell eine Schlange von Menschen, die Fotos machten und Blumen oder Briefe niederlegten.“

Die Nachricht vom Tod der Queen wurde auch an Holyrood Palace in Edinburgh ausgehängt. © Pauline Kappmeyer
Alles wirke aber auch ein bisschen wie eine Touristenattraktion, fand Pauline Kappmeyer. Sie vermutete, dass unter den Besuchern viele Touristen waren.
„Im Vergleich zu dem, was ich von Buckingham Palace gesehen habe, war es aber zunächst ziemlich ruhig“, so die Studentin aus Haltern. Im Rest der Stadt sei das Leben zunächst normal weiter gegangen. In Schottland gebe es viele Menschen, die eher gegen die Monarchie seien, weil sie für sie auch für die Unterdrückung Schottlands stehe.

Pauline Kappmeyer wohnt nahe bei Holyrood Palace, wo die Königliche Familie residiert, wenn sie in Edinburgh ist. © Pauline Kappmeyer
Am Abend des Todes von Queen Elizabeth habe sie ein Hupkonzert gehört, das eher nach einer Feier als nach Trauer geklungen habe, so Kappmeyer. Außerdem machten sich die Schotten insbesondere Sorgen wegen der neuen Premierministerin Liz Truss, für die sie auch nicht gestimmt hätten.
„Das Gegenteil von dem, was viele Schotten wollen“
Die steigenden Strom- und Gaspreise, ein neuer Energieminister, der den Klimawandel bestreite, die Ankündigung, die Rechte von Transgendern wieder einzuschränken oder eine neue Gesundheitsministerin, die offen gegen das Abtreibungsrecht votiere: „Eigentlich ist die ganze neue Regierung das Gegenteil von dem, was viele Schotten wollen.“

Nach dem Tod der Queen bezog die Polizei Posten rund um Holyrood Palace. © Pauline Kappmeyer
„Außerdem will Liz Truss jetzt das neue Referendum für die schottische Unabhängigkeit 2023 verbieten. Insgesamt haben die meisten Schotten glaube ich andere Sorgen und interessieren sich nicht so für das britische Königshaus“, fasst Pauline Kappmeyer ihre ersten Eindrücke zusammen.
Studium der Germanistik, Publizistik und Philosophie an der Ruhr Universität Bochum. Freie Autorentätigkeit für Buchverlage. Freier Journalist im nördlichen Ruhrgebiet für mehrere Zeitungshäuser. „Menschen und ihre Geschichten faszinieren mich nach wie vor. Sie aufzuschreiben und öffentlich zugänglich zu machen, ist und bleibt meine Leidenschaft.“
