Der Marler SPD-Vorsitzende Brian Nickholz (34) kündigte bereits im Sommer an, dass er 2025 erneut als Bundestagskandidat im Wahlkreis 122 (Marl, Herten, Haltern am See, Datteln und Oer-Erkenschwick) antritt. Im Interview mit unserer Redaktion sagt er, wen er als Kanzlerkandidaten sieht und weshalb er den Antrag zur Prüfung eines AfD-Verbots unterschrieben hat, der jetzt eingereicht wurde.
Schreckt Sie ein Wahlkampf draußen bei Schnee und Eis nicht ab?
Nein, überhaupt nicht. Ich hätte zwar den Sommer bevorzugt, weil man draußen im Hellen mehr Menschen trifft. Aber wir finden auch im Winter unsere Möglichkeiten, ins Gespräch zu kommen. Ich bin mit Vorfreude dabei.
Die Umfragewerte der SPD sind im Keller. Wie sehen Sie Ihre Chancen?
Da ist noch Luft nach oben. Ich glaube, dass es uns gelingen wird, die Stimmung zu drehen. Das haben wir in vorangegangenen Wahlen auch geschafft.
Woher nehmen Sie Ihren Optimismus?
Auch aus Gesprächen vor Ort. Der bundesweite Blick spiegelt nicht die Situation im Wahlkreis wider. Hier bekomme ich Zuspruch, in diesen schwierigen Zeiten wieder anzutreten und eine starke Stimme für unsere Region zu sein. Daraus ziehe ich Motivation und Optimismus.
Mit wem hat die SPD im Wahlkampf die größeren Chancen - mit Olaf Scholz oder Boris Pistorius?
Wir gehen davon aus, dass es eine Entscheidung geben wird zwischen Olaf Scholz und Friedrich Merz. Ich glaube, dass Olaf Scholz die Wählerinnen und Wähler überzeugen wird.
Die Umfragewerte des Kanzlers sind im Keller. Boris Pistorius ist der beliebteste deutsche Politiker, deutlich vor Friedrich Merz. Geht es nicht darum, mit dem aussichtsreichsten Kandidaten die Wahl zu gewinnen?
Ich verstehe, dass die Frage auftaucht. Ich stimme zu, dass Boris Pistorius einen fantastischen Job im Verteidigungsministerium macht. Wir hatten lange keinen so guten Verteidigungsminister. Den Job würde er gern in einer Regierung unter Olaf Scholz fortsetzen.
Weshalb kämpfen Sie für einen Kanzler Olaf Scholz?
Weil unsere Region bei ihm Gehör findet. Sein Besuch im Sommer im Chemiepark war der zweite innerhalb von drei Jahren. Olaf Scholz hat erkannt, dass wir in schwierigen Zeiten die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen stärken müssen, damit wir Arbeitsplätze erhalten. Dafür lohnt es sich, gemeinsam zu kämpfen.

Sie haben den fraktionsübergreifenden Antrag für ein AfD-Verbotsverfahren unterzeichnet. Was sind Ihre Gründe?
Wichtig ist: Wir entscheiden nicht politisch für ein Verbot. Sondern das Bundesverfassungsgericht soll prüfen, ob die AfD verfassungswidrig ist. Ich glaube, dass es dafür Anhaltspunkte gibt. Politisch werde ich versuchen, die Menschen zu überzeugen, dass diese Partei nicht in den Deutschen Bundestag gehört.
Ist es nicht besser, zu warten, bis der Verfassungsschutz die AfD als gesichert rechtsextremistische Bestrebung hochstuft? Damit ein AfD-Verbot nicht mangels Beweisen blamabel scheitert?
Die Beweissammlung geht weiter, auch wenn ein solches Verfahren angestoßen wird. Vom Bundestag wird ein Prozessbevollmächtigter eingesetzt. Die Frage ist: Wie lange wartet man noch? Das Grundgesetz gibt uns diese Möglichkeit aus guten Gründen. Wenn man sieht, was in Thüringen und anderswo passiert, ist es wichtig, den Menschen, die gegen Hass auf die Straße gegangen sind, zu zeigen, dass wir ihr Zeichen aufgreifen.
Wann wird über den Antrag abgestimmt?
Nur wenn wir das Signal aus allen demokratischen Fraktionen haben, dass der Antrag in dieser Legislaturperiode eine Mehrheit hat. Sonst wird er nicht eingebracht. Eine Koordinierungsrunde führt darüber gerade Gespräche mit den Fraktionsführungen. Ich finde, es ist ein wichtiges politisches Signal, dass sich 112 Bundestagsabgeordnete klar bekennen. Deshalb bin ich dabei.