Beim Abbau von Rohstoffen denken viele an Erdöl, Kupfer oder Kohle. Die Ressource Sand hat kaum jemand im Blick. Dabei ist Sand einer der wichtigsten Rohstoffe überhaupt.
Denn ohne ihn gäbe es zum Beispiel keinen Beton. Und viele weitere bedeutende Produkte. Dem Halterner Quarzsand kommt dabei eine sehr große Bedeutung zu. An unterschiedlichen Stellen bauen insgesamt fünf Unternehmen den Rohstoff ab. Ein Überblick.
Die Quarzwerke sind seit 1924 in Haltern tätig. Sie betreiben den Tagebau in großem Umfang. Pro Jahr werden im Silbersee I in Sythen mehr als 1,9 Millionen Tonnen Sand gewonnen. Weitere 70.000 Tonnen kommen mit dem Tagebau, den die Quarzwerke zusätzlich in Flaesheim betreiben, hinzu.
Glas- und Gießerei-Industrie
Wie die Quarzwerke mitteilen, sind Industrien in der gesamten Bundesrepublik „auf diesen einmaligen Rohstoff aus Haltern angewiesen“.
Der „hochreine Quarzsand“ werde nicht als einfacher Baustoff, sondern als „elementar wichtiger Rohstoff in der Glas-, Gießerei- und bauchemischen Industrie verwendet“, erklärt Sprecherin Britta Franzheim. „Ohne diesen Rohstoff können Gießereien keine Formen für Motorblöcke oder Bremsscheiben herstellen und ohne diese Gussteile können keine Fahrzeuge wie Züge, Kraftfahrzeuge oder Lastwagen gebaut werden.“
Ebenso seien Gießereisande aus Haltern für die Energiewende notwendig - „unter anderem zum Guss von Windradnaben“, so Franzheim weiter.
In der Glasindustrie reichten die Mengen an Glasbruch als Sekundärrohstoff zudem quantitativ und qualitativ nicht aus, um den Bedarf an Glas zu decken. Franzheim: „Auch in diesem Industriezweig müssen daher Primärrohstoffe in Form von hochreinen Quarzsanden eingesetzt werden.“

Rund 235.000 Tonnen Quarzsand holte der Wasser- und Energieversorger Gelsenwasser im vergangenen Jahr aus der Talsperre Haltern (Stausee), die der Trinkwassergewinnung dient. Nach Auskunft des Unternehmens eigne sich dieser Sand allerdings nicht als Gießereisand. Er gehe vornehmlich in die Bauindustrie.
Die für den Sandabbau zuständige Bezirksregierung Arnsberg (Sand-Tagebau fällt unter das Bergrecht) meldet drei weitere Unternehmen:
- Die „Quarzsandwerk Ahsen GmbH und Co. KG“ gewinnt seit 1999 in Ahsen und teilweise auch auf Halterner Stadtgebiet Quarzsand. Im vergangenen Jahr waren es rund 208.000 Tonnen.
- Mit knapp 73.000 in 2023 sind die Xella Baustoffwerke Rhein-Ruhr GmbH mit dem Tagebau Schulte-Uphusen verzeichnet.
- Die Georg Müller GmbH aus dem mittelfränkischen Wilburgstetten hat in diesem Jahr den Betrieb in der Uphueser Mark West aufgenommen. Zunächst sollen jährlich 143.000 Tonnen Quarzsand abgebaut werden.
Millionen Jahre alter Sand
- Die Halterner Quarzsande, offiziell Haltern-Formation genannt, entstanden vor mehr als 80 Millionen Jahren in der Kreidezeit. Haltern war zu dem Zeitpunkt ein küstennaher, flacher Meeresbereich, an dem Sedimente mit einer Mächtigkeit von bis zu 300 Metern abgelagert wurde.
- Vor etwa 60 Millionen Jahren war Haltern „trockengelegt“. In einigen Gebieten entwickelten sich Moore.
- Durch durchsickerndes Niederschlagswasser wurde die Haltern-Formation in Teilen gebleicht. Chemische Bestandteile wie z.B. Kalk oder Eisen wurden herausgewaschen. Übrig blieb das reine Siliciumdioxid (SiO2), welches im Halterner Quarzsand zu mehr als 99,8 Prozent vorhanden ist.
- Heute umfasst die Haltern Formation ein Verbreitungsgebiet von ca. 850 Quadratkilometern. Lediglich zwei Prozent dieser Fläche weisen gebleichte Sandpartien auf. Genau diese besonderen, gebleichten Sande, stellen eine wichtige Grundlage für industrielle Wertschöpfungsketten dar.