Nachwuchs in ungewöhnlichem Quartier Halterner Familie kümmert sich liebevoll um Rotkehlchen

Rotkehlchen ziehen Nachwuchs in ungewöhnlichem Quartier groß
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Familie Dickgießer hat seit wenigen Wochen in der Garage unerwartete Untermieter. Und die sind so entzückend, dass die Familie nun alles tut, damit sie sich wohl fühlen. Es ist die Geschichte einer Helmbesetzung, die zu Herzen geht.

Kurz vor Ostern, nach einem heftigen Regenguss, hängte Claudia Dickgießer ihren Fahrradhelm zum Trocknen in der Garage auf.

„Schon kurz darauf flog ein Rotkehlchen-Paar pausenlos durch das gekippte Fenster in die Garage, in den Schnäbeln Moos, kleine Äste und Zweige“, beobachtete die Halternerin.

Sie vermutete, dass die Singvögel in irgendeinem leeren Karton ein Nest bauen. Rücksichtsvoll mieden sie und ihr Ehemann Norbert fortan weitgehend die Garage, um die Rotkehlchen nicht zu stören. Eine Woche später sollte der Fahrradhelm wieder zum Einsatz kommen, aber das war nicht möglich.

Der Helm war besetzt. Die Rotkehlchen hatten sich darin - und nicht in einen leeren Karton - eingenistet, das Nestchen für den Nachwuchs war fast fertig. Im Laufe der Osterwoche nahm es Gestalt an, am Ostermontag lagen plötzlich zwei Eier im Nest, am nächsten Tag vier. „Jetzt betraten wir die Garage noch seltener und versuchten nicht zu stören“, berichtet Claudia Dickgießer von den besonderen Entwicklungen. Am 30. April schließlich entdeckte sie die geschlüpften Jungen: Sechs kleine, immer hungrige Rotkelchen.

Freundliche Gasteltern

Pausenlos fliegen die Eltern hin und her, immer mit Würmern, Insekten oder kleinen Spinnen im Schnabel, um den Nachwuchs zu füttern und fit fürs Leben zu machen.

„Wir haben Sonnenblumenkerne, geschält und Bio-Qualität, ausgelegt, damit auch die Elternvögel sich gut versorgen können“, sagen die freundlichen Gasteltern.

Eigentlich seien die Vögel nicht scheu, doch vermieden sie, das Nest anzufliegen, wenn sie Menschen sehen. „Nun sind wir gespannt, wann die Kleinen flügge werden, damit wir dann die Fenster weit öffnen, um es ihnen zu erleichtern, loszufliegen.“

Rotkehlchen im Nest
Warm und kuschelig haben es die jungen Rotkehlchen in ihrem Nest. © Privat

Die Rotkehlchen haben im Hause Dickgießer alle Zeit der Welt. Ein neuer Helm ist gekauft, der alte steht in Zukunft den Vögeln als Kinderstube zur Verfügung!

Geringe Fluchtdistanz

Rotkehlchen sind sehr zutrauliche Singvögel. Sie halten eine geringe Fluchtdistanz. Das heißt, sie kommen nicht selten bis auf einen Meter an den Menschen heran und spähen gerade bei der Gartenarbeit auf Essbares, das Spaten oder Grabegabel an die Oberfläche befördern.

Das Rotkehlchen ist von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang aktiv. Zum Brüten sucht es sich gewöhnlich in Bodenvertiefungen, in Halbhöhlen an Böschungen, im Wurzelwerk am Boden, unter Gestrüpp oder in hohlen Baumstümpfen ein geschütztes Nist-Plätzchen.

Das Rotkehlchen verwendet übrigens für seine zweite Brut nicht noch einmal dasselbe Nest. Aber vielleicht spricht sich die Exklusivität von Hotel Dickgießer in der Vogelwelt ja schnell herum.