Dr. Josef Mühlenbrock, Leiter des LWL-Römermuseums in Haltern, und Florian Hartmann, Geschäftsführer des Freibadvereins Sythen, haben etwas gemeinsam. Ihre Einrichtungen haben sich gerade von der Plattform X, vormals Twitter, verabschiedet.
Sie wollen nicht länger ein Medium unterstützen, in dem seit der Übernahme durch Tech-Milliardär Elon Musk Hass und Hetze zu Hause sind. „Wir werden diesen Kanal nicht mehr weiterführen, dafür hat sich die Plattform in letzter Zeit zu sehr verändert“, hat das Halterner Museumsteam zum Abschied auf seinem X-Account gepostet.
„Wir sind der Ansicht, dass auf X zu viele Beleidigungen und Fake News unterwegs sind und halten es nicht für zielführend, dort weiter mit unserem Vereinssport vertreten zu sein“, erklärt dazu Florian Hartmann. Ohnehin, das räumen sowohl Museums- als auch der Vereinschef ein, habe man auf der Plattform X nicht unbedingt seine jeweilige Zielgruppe erreicht.

Mit ihrem Rückzug von X stehen die beiden Halterner Einrichtungen nicht allein. Gerade sind beispielsweise über 60 Wissenschaftsorganisationen aus dem deutschsprachigen Raum bei X ausgestiegen. In einer kurzen Erklärung begründen sie das mit der „fehlenden Vereinbarkeit der aktuellen Ausrichtung der Plattform mit den Grundwerten … Weltoffenheit, wissenschaftliche Integrität, Transparenz und demokratischer Diskurs.“
Populistische Inhalte
Konkret heißt es in der Erklärung weiter: „Die Veränderungen der Plattform X – von der algorithmischen Verstärkung rechtspopulistischer Inhalte bis zur Einschränkung organischer Reichweite – machen eine weitere Nutzung für die beteiligten Organisationen unvertretbar. Der Austritt der Institutionen unterstreicht ihren Einsatz für eine faktenbasierte Kommunikation und gegen antidemokratische Kräfte. Die Werte, die Vielfalt, Freiheit und Wissenschaft fördern, sind auf der Plattform nicht mehr gegeben.“

Die Federführung bei der koordinierten Erklärung oblag der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Das Römermuseum und der Freibadverein in Haltern befinden sich also in guter Gesellschaft. Auch der Profisport hat übrigens schon auf die Radikalisierung bei X reagiert. Zu den ersten Bundesligavereinen, die ihren X-Account gelöscht haben, gehören Werder Bremen und St. Pauli.
Dr. Josef Mühlenbrock und Florian Hartmann wollen außerdem die Entwicklungen bei Facebook und Instagram zu beobachten. Bekanntlich hat Mark Zuckerberg für den Meta-Mutterkonzern angekündigt, in den USA die Zusammenarbeit mit Faktencheckern zu beenden. Ob dieser radikale Kurswechsel auch in Europa möglich sein wird, steht noch nicht fest.