Rehe und Raser am Hennewiger Weg „Muss erst etwas passieren?“

Rehe und Raser am Hennewiger Weg: „Muss erst etwas passieren“
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Der Hennewiger Weg wird stadtauswärts zu einer schmalen Straße mit Alleebäumen auf beiden Seiten. An diesem Abschnitt wohnen seit Mai dieses Jahres Vanessa Brünig und ihre Familie. „Seit es früher dunkel wird, lasse ich meinen Sohn von hier aus nicht mehr allein mit dem Fahrrad in die Stadt fahren“ sagt die Halternerin. „Das ist zu gefährlich.“

Es gibt zwei Gründe, warum sich Vanessa Brünig Sorgen um die Verkehrssicherheit auf dem Hennewiger Weg macht. Es werde zu schnell gefahren und außerdem gefährdeten zahlreiche Rehe auf den anliegenden Feldern die Autofahrer.

Vanessa Brünig arbeitet für einen ambulanten Pflegedienst. Wenn sie frühmorgens zum Dienst fährt, sieht sie immer wieder große Gruppen von Rehen in den Feldern unmittelbar am Straßenrand. „Ich fahre ganz langsam und hatte schon Begegnungen mit Rehen an der Straße“, sagt sie. „Das passiert das ganze Jahr über, ist jetzt aber gerade besonders schlimm.“

„Frisches Grün und lecker“

„Zurzeit halten sich die Rehe besonders gern in den Feldern auf, auf denen die Landwirte Zwischensaaten gepflanzt haben. Das ist frisches Grün und einfach lecker“, erläutert Reinhold Bergjürgen, der Vorsitzende des Hegerings Haltern, das Verhalten der Rehe. „Sie gehen da fast gar nicht mehr raus, nur wenn sie satt sind oder gestört werden, dann laufen sie herum.“

Vanessa Brünig hatte sich deswegen an die Stadt Haltern gewandt, mit der Bitte zu prüfen, ob dort nicht Schilder aufgestellt werden können, die vor erhöhtem Wildwechsel warnen. Das sei aber nicht möglich, teilte ihr das Ordnungsamt mit.

Auif den  Feldern am Hennewiger Weg sichtet Vanessa Brünig regelmäßig große Gruppen von Rehen.
Auf den Feldern am Hennewiger Weg sichtet Vanessa Brünig regelmäßig große Gruppen von Rehen. © Jürgen Wolter

„Entsprechend letzter Mitteilung der Bezirksregierung Münster sind Gefahrenzeichen zu Wild im öffentlichen Verkehrsraum grundsätzlich sehr zurückhaltend anzuordnen/aufzustellen. Das gelte schon vor dem Hintergrund, dass Fahrzeugführer stets mit Wildwechsel in Waldgebieten zu rechnen haben und eine Vielzahl dieser Verkehrszeichen zu geringerer Aufmerksamkeit der Fahrzeugführer führe“, heißt es in der Antwort des Ordnungsamtes.

„Muss erst etwas passieren?“

Es müsse jeweils abgewogen werden, ob eine Beschilderung notwendig ist, teilt die Stadtverwaltung auf Nachfrage mit. In der Straßenverkehrsordnung gelten demnach für das Verkehrszeichen 142 (Wildwechsel) folgende Voraussetzungen: Es sei nur aufzustellen bei schnellem Verkehr auf überörtlichen Straßen und bei häufigem Wildwechsel sowie einer Häufung von Wildunfällen. Diese müssten von der Polizei oder den Jagdpächtern gemeldet werden. „Das heißt, es muss also erst etwas passieren, bevor gehandelt wird?“, fragt sich Vanessa Brünig.

Vanessa Brünig hat einige Rehe in den Felden kürzlich fotografiert.
Vanessa Brünig hat einige Rehe in den Felden kürzlich fotografiert. © privat

Auch die oft zu hohen Geschwindigkeiten der Autofahrer machen ihr Sorgen. Ihren neunjährigen Sohn begleitet sie auf seiner Fahrradfahrt in die Schule oder nimmt ihn in der Dunkelheit mit dem Auto mit. „Hier wird oft richtig gebrettert“, sagt Vanessa Brünig. „Unten in der Stadt ist der Hennewiger Weg Tempo-30-Zone, aber hier darf schneller gefahren werden.“ Ab dem Ortsausgangsschild gilt Tempo 50. Daran hielten sich aber viele nicht, sagt Vanessa Brünig.

Kein Radweg, schmale Fahrbahn

Es gibt keinen Fuß- oder Radweg, nur sehr wenige Straßenlampen, Alleebäume und eine schmale Fahrbahn: Das kennzeichnet die Verkehrssituation in diesem Abschnitt. Eine Geschwindigkeitsbegrenzung und Kontrollen zur Entschärfung der Situation würde Vanessa Brünig deshalb sehr begrüßen.

Mit der Begrenzung auf Tempo 50 sei die zulässige Höchstgeschwindigkeit für eine überörtliche Straße schon deutlich reduziert, informiert dazu die Stadtverwaltung. Es sei aber denkbar, eine Verkehrsmessung vorzunehmen, um die tatsächlich gefahrenen Geschwindigkeiten und die Anzahl der Fahrzeuge zu messen.

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