Pflegedienst mit neuem Konzept Helena Ruhnau (25) fliegt mit ihren Kunden in den Urlaub

Pflegedienst: Helena Ruhnau fliegt mit ihren Kunden in den Urlaub
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Vor rund zwei Jahren machte Helena Ruhnau sich selbstständig. Bis dahin hatte die Lavesumerin als Fachkraft in einem ambulanten Pflegedienst gearbeitet und zuvor ihre Ausbildung im St. Sixtus Altenwohnhaus absolviert. Durch einen Nebenjob lernte sie Petra Kussler kennen, die sich bereits vor einigen Jahren selbstständig gemacht hat und Pflegeberatung, Betreuung im Alltag sowie Hauswirtschaft anbietet. In ihrem Auftrag betreute Helena Ruhnau einen demenzkranken älteren Herrn. „Was mir daran besonders gefallen hat“, sagt sie, „war die Zeit, die für ihn zur Verfügung stand.“

Die Arbeit als Angestellte eines ambulanten Pflegedienstes fand Helena Ruhnau bald nur noch wenig erfüllend. „Ich wollte selbstbestimmt arbeiten, mein eigenes Ding machen. Vor allem aber wollte ich mehr Zeit für den einzelnen Patienten haben.“

Bei Petra Kussler fand sie die nötige Rückendeckung und Beratung für ihr Vorhaben. In die Selbstständigkeit startete sie zunächst nebenbei. Die hohe Nachfrage ermutigte sie dann, im Oktober 2021 mit „Helena on Tour“ den Schritt in die Hauptberuflichkeit als eigenständige Pflegekraft zu wagen.

Bürokratische Hürden

Ambulante Pflegedienste haben Rahmenverträge mit den Kranken- und Pflegekassen, erklärt die 25-Jährige. Sie selbst muss für jeden Patienten einen Antrag bei der Pflegekasse stellen und aushandeln.

„Für verschiedene Leistungen müssen verschiedene Voraussetzungen erfüllt werden. Die Pflegekassen lassen sich mit der Genehmigung der Pflegeleistungen viel Zeit und stellen teilweise sehr hohe Auflagen. Da hänge ich oft tagelang am Telefon“, sagt Helena Ruhnau. „Die Krankenkassen stellen sich oft quer bei der Kostenübernahme für Behandlungspflegen, welche vom Arzt verordnet werden. Etwas einfacher ist die Abrechnung von Betreuungsleistungen.“

Dass die bürokratischen Hürden hoch sind, hat sie jedoch nicht abgeschreckt. Derzeit werden drei Kunden pro Vormittag von ihr versorgt. „Die Betreuung ist langjährig. Da lohnt sich der anfängliche Aufwand auf jeden Fall. Meine Kunden und ich haben eine fast freundschaftliche Beziehung. So habe ich mir das gewünscht!“

Urlaub ohne Einschränkungen

Im vergangenen Jahr kam ihr eine ganz neue Idee: „Ich selbst habe immer gerne Reisen gemacht und es war mir ein Anliegen, auch gehandicapten Menschen den Wunsch zu erfüllen, trotz Beeinträchtigungen die Welt zu sehen.“

Die Idee kam ihr, als sie eine Bekannte, die ein Ferienhaus in Spanien hat, pflegerisch in den Urlaub begleitete. Noch vor Ort suchte Helena Ruhnau nach einer barrierefreien Unterkunft. Fündig wurde sie in einem Dorf zwischen Alicante und Valencia. Zweimal fuhr sie dorthin, bis ihr Konzept von der Planung bis zur Buchung stand.

Ferienanlage in Els Poblets, Denia in Spanien
In diese Ferienanlage in Els Poblets in Spanien führt die Reise mit "Helena on Tour". © privat

Mit elf Personen (sieben Betreuer und vier Pflegebedürftige) heißt es nun im Sommer für zehn Tage „auf in den Süden“. „Das Haus liegt am Meer, die ansässige DLRG verleiht Rollstuhlbuggys, mit denen wir gemeinsam den Strand erkunden können.“

Auch ein Freizeitkonzept hat Helena Ruhnau erstellt. Vor drei Jahren hat sie eine Weiterbildung als Yogalehrerin absolviert und wird ihren Urlaubsgästen in Spanien Wassergymnastik und Bewegungsübungen im Rahmen ihrer Möglichkeiten anbieten. Zusätzlich wird es Ausflüge in die umliegenden Städte geben, einen spanischen Abend, Spielenachmittage, ein Krimidinner und mehr.

Diese erste Reise sieht sie als Premiere. „Vor Ort werde ich sehen, an welchen Stellschrauben noch nachgebessert werden kann. Wenn das Konzept zu 100 Prozent ausgereift ist, werde ich es entsprechenden Förderstellen vorstellen und hoffentlich bezuschusst.“

Das mache kommende Urlaube für die Teilnehmer sicher günstiger. Derzeit seien nämlich auch die hohen Kosten für viele eine Einschränkung. Zwischen 2.800 und 4.100 Euro kostet die barrierefreie Pauschalreise mit Pflegegrad. Helena Ruhnau ist aber zuversichtlich, dass sie auch diese Hürde meistern wird.