Mit großer Spannung erwarteten sich Gastgeber und Gäste im Pfarrheim St. Laurentius. Was würde die Pfarrei-Leitung präsentieren, wie würden die Gemeindemitglieder darauf reagieren? Es gab viel Neues, aber keinen Ausbruch von Emotionen wie an anderen Orten, wo Kirchen abgerissen werden.
Kirche in Haltern soll Zukunft haben, das Kirchengebäude auf dem Laurentius-Berg hat sie nicht. Bis auf den Turm wird es abgerissen, ebenso das Pfarrhaus und ganz zum Schluss das Pfarrheim. Dafür entsteht ein neues Gemeindezentrum mit integriertem Gottesdienst- und Versammlungsraum, Quartierstreff mit gastronomischem Angebot und Altenwohnhaus.
Pfarrer Michael Ostholthoff, Diözesanbaudirektorin Anette Brachthäuser sowie die Geschäftsführer der Altenheime St. Sixtus/St. Anna, Ulrike Roß und Peter Künstler, erläuterten am Donnerstagabend (23. Februar) im Pfarrheim St. Laurentius die Pläne und beantworteten Fragen.
Drei Innenstadt-Kirchen mit je eigenen Zentren seien auf Dauer nicht mehr finanzierbar und auch gar nicht mehr zu füllen, so der leitende Pfarrer Michael Ostholthoff. Derzeit habe die Pfarrei 20.000 Mitglieder, im Jahr 2022 seien 450 Halterner aus der Kirche ausgetreten, bis Ende 2023 werden es voraussichtlich 1000 sein. In 20 Jahren, so die Prognose, werde die Pfarrei nur noch 55 Prozent der heutigen Größe haben. „Wir müssen uns entscheiden, kleiner zu werden und uns auf einen Weg machen, der mehr Synergien erfordert“, erklärte Ostholthoff die Brisanz.

In St. Laurentius müsse die Gemeinde Liebgewordenes aufgeben, das werde nicht nur Begeisterungsstürme auslösen, griff Pfarrer Ostholthoff einer möglichen Stimmungslage im Saal voraus. Es gelte aber, mit dem neuen Konzept Kirche als Zukunftsort zu gestalten und Generationen an einem Ort zusammenzuführen.
Die benachbarte Kita, die nach dem Abriss des Pfarrheimes, erweitert wird (hier soll Inklusion ein Schwerpunkt-Thema werden) spielt beim Miteinander von Jung und Alt eine aktive Rolle.

Das Projekt ist bei der Bistumsleitung als sehr innovativ eingestuft worden, so Diözesanbaudirektorin Anette Brachthäuser, sodass Zuschüsse in Höhe von rund zwei Millionen Euro sicher seien. Der Anteil der Pfarrei würde sich auf dann noch 700.000 Euro belaufen - je nachdem, wie sich die Baukosten entwickeln. Das Altenwohnhaus ist mit rund 13 Millionen Euro veranschlagt.

Von der Kirche bleibt allein der Turm stehen. Das Architekturbüro Soleo plant, ihn aus dem Gebäude optisch herauszudrehen, um den Sprung von Altem zu Neuem darzustellen. Die 1955 geweihte Laurentius-Kirche ist, so Anette Brachthäuser, wirtschaftlich nicht mehr zu halten. Sie sei sanierungsbedürftig und besitze keinerlei energetische Werte.
Nicht alles bleibt erhalten
Ein Sachverständiger des Bistums wird gemeinsam mit einem Halterner Gremium schauen, welches Kircheninventar sich im Neuen wiederfinden kann. Der Taufbrunnen wird es nicht sein, auch das große Rosettenfenster nicht, die Kirchenbänke ebenfalls nicht. Eingebaut werden hingegen die Engelfenster; für Tabernakel, Altarkreuz und Marienstatue will man zukünftig ebenso einen guten Platz finden.

Das verbindende Element zwischen Gemeindezentrum und Altenwohnhaus in Trägerschaft der Kirchengemeinde wird ein für alle Halterner offener Quartierstreff sein. Die kleine Gastronomie soll nachmittags und abends (mit eingegrenzter Öffnungszeit) betrieben werden.
Das Altenwohnhaus, gebaut unter den Aspekten eines nachhaltigen Energiekonzeptes, wird dreigeschossig, bietet 80 Zimmer und schafft bis zu 85 Arbeitsplätze. Denkbar wäre noch als zusätzliche Baumaßnahme, auf das Flachdach des Gemeindezentrums barrierefreie Einzelappartements oder Wohngruppen für Menschen mit Handicaps zu setzen.
Weitere Gespräche folgen
Es ist kein finaler Entwurf, der im Pfarrheim präsentiert wurde. Dafür gibt es noch Gesprächsbedarf, wie sich in der anschließenden von Pastoralreferent Georg Kleemann moderierten Gesprächsrunde zeigte. Anwohner halten 24 ausgewiesene Parkplätze für zu gering und sie fürchten eine Zunahme des Verkehrs in ihrem Quartier. Die Pfarrei wird deshalb für sie noch einmal eigens eine Versammlung organisieren, um sich diesen Anliegen intensiver zu widmen.

Auch mit der Jugendgruppe wird es noch Treffen geben. Mit dem Abriss des Pfarrheims verlieren sie ihre „Heimat“, sollen aber in der alten Bücherei gegenüber einen eigenen Bereich finden.
Christian Lepper, Ann-Kathrin Balke und Jacqueline Gerdes von der Jugendarbeit stehen, wie sie später auf Nachfrage erklären, den Plänen positiv gegenüber. Für die Jugend ginge zwar lieb gewordener Freiraum verloren, aber das neue Konzept finden die Drei gut. „Das ist Kirche, wie wir sie uns vorstellen, modern und viel attraktiver“, sagt Christian Lepper.

Der Gemeindeausschuss St. Laurentius organisierte den Informationsabend. Anliegen ist, die Gemeinde in das Projekt so optimal wie möglich einzubinden. Damit weitere Kritik oder Anregungen geäußert werden können, stellt der Gemeindeausschuss Zettelboxen in der Kirche und im Pfarrheim auf.
Blick ins neue Containerdorf in Haltern: Hier bekommen Flüchtlinge eine Unterkunft auf Zeit
Ein Jahr Krieg in der Ukraine: Olga fand in Haltern ein Zuhause auf Zeit
Zu wenig Plätze für U3-Kinder: „Neue Kita hilft über Engpass nicht hinweg“