Renovierung der Sixtus-Kirche dauert länger 300 Schwämme gegen den Ruß

Renovierung der Sixtus-Kirche dauert länger: 300 Schwämme gegen den Ruß
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Horst Neumann fährt mit seinen Kollegen täglich von Paderborn nach Haltern, um auf einem der derzeit höchsten Arbeitsplätze der Seestadt zu arbeiten. 66 Stufen steigt der 77-Jährige morgens hinauf, um in 15 Metern Höhe die Decken und Wände der Sixtus-Kirche mühevoll mit einem Schwamm Zentimeter für Zentimeter sauber zu wischen und dann zu streichen. Abends tun ihm die Waden weh - nicht die Arme.

Horst Neumann ist Kirchenmaler und Restaurator, seit 60 Jahren arbeitet er in seinem Beruf. Und das mit größter Leidenschaft. Von Mecklenbeck bis zum Niederrhein kennt er alle Kirchen. „Jede Kirche ist anders und schön“, sagt er, weil er sich nicht festlegen mag, ob die Sixtus-Kirche sein bisher schönster Arbeitsplatz ist.

Die Firma DH Tewes aus Münster hat den Auftrag erhalten, die historische Pfarrkirche wieder zum Leuchten zu bringen. 5000 Quadratmeter Wandfläche müssen dafür bearbeitet werden.

Bevor Horst Neumann und sein Team starten konnten, mussten Elemente wie Hochaltar oder Beichtstühle eingehaust und ein Gerüst im Kirchenschiff aufgebaut werden. Dieses Gerüst wiegt 1400 Tonnen und präsentiert sich wie ein Irrgarten.

Weil die Sicherheit nachgebessert werden musste, konnte die Firma Tewes erst mit dreimonatiger Verzögerung zu Werke gehen. Die Planken sind natürlich trittfest, schwingen aber bei jedem Schritt. Deshalb gehen die bis zu 17.000 täglichen Schritte der Handwerker ordentlich in die Waden.

Kirchenmaler und Restaurator Horst Neumann im Gespräch mit Pfarrer Michael Ostholthoff.
Kirchenmaler und Restaurator Horst Neumann erläutert Pfarrer Michael Ostholthoff in der Kirche den Umfang der Renovierungsarbeiten. © Elisabeth Schrief

Seit drei Wochen arbeiten Horst Neumann und seine Kollegen ganz oben in der Spitze der Pfarrkirche. Weit mehr als 1000 Quadratmeter haben sie bislang mit Trockenschwämmen gereinigt (300 verbrauchen sie insgesamt), erste Wände und Gewölbe vorgestrichen. „Die Arbeiten dauern länger als geplant“, sagt Pfarrer Michael Ostholthoff auf der Baustelle. Denn die Verschmutzungen und Wasserschäden sind gravierender, als die Experten vom Boden aus sehen konnten.

Durchnässung und Ruß

„Dass der Schmutz so eklatant ist, liegt an der Umwälzpumpe der Heizung“, erklärt Pfarrer Ostholthoff. Sie blies die erhitzte Luft durch den großen Kirchenraum, als Folge setzte sich dicker Ruß an Decke und Wände. Angeblich sollen bei der Heizungsinstallation vor Jahren Filter, obwohl vorhanden, nicht eingebaut worden sein. Der leitende Pfarrer von St. Sixtus hält sich mit einer Aussage dazu bedeckt.

Auch die Durchnässung von Wandflächen entpuppte sich als großes Problem. Beim letzten Kirchenanstrich sei ein großer Fehler gemacht worden, sagt Horst Neumann.

Farbeimer auf dem Gerüst
Das Gerüst reicht bis in die Spitze des Kirchenschiffes. 66 Stufen geht es hoch, hier wird gerade gereinigt und gestrichen. © Elisabeth Schrief

Die Wände wurden in den 90er-Jahren mit einfacher Binderfarbe gestrichen, sie absorbiert keine Feuchtigkeit. Außerdem hätten die Maler mit Rollen gearbeitet. Ganz falsch, sagt der Experte. „Beim Ziehen der Lammfellrollen kommt Luft unter die Farbe, sie blättert schnell ab, wenn es draußen und drinnen feucht wird.“

Ein Anstrich mit eingesumpftem Kalk hingegen wäre richtig gewesen. Das aber sei aufwendig und teuer. Die Firma Tewes verwendet in Absprache mit den Denkmalschützern nun künstliche Mineralfarbe, Keimfarbe genannt. Sie wird in drei Schichten mit Bürsten aufgetragen.

Um das Doppelte heller

Pfarrer Michael Ostholthoff ist begeistert: „Die Handwerker leisten hervorragende und nachhaltige Arbeit.“ Die Kirche, das versprechen sie, wird um das Doppelte heller. Das werden Besucher der Kirche aber erst in einigen Monaten sehen und nicht wie geplant schon zum Kreuzerhöhungsfest im September. „Wir sind froh, wenn wir Weihnachten hier wieder Gottesdienst feiern können“, muss Pfarrer Ostholthoff die Gemeinde vertrösten.

Das Gerüst in der Sixtus-Kirche.
Sechs Treppen führen hinauf zum Arbeitsplatz. Das Gerüst in der Kirche ist insgesamt 1400 Tonnen schwer. © Elisabeth Schrief

Nach dem Anstrich folgen noch die Reinigung der Orgel und der Einbau eines neuen Glasportals, damit die Kirche auch als Begegnungsort genutzt werden kann. Die Kosten waren zunächst grob mit 475.000 Euro veranschlagt worden, die nun nötigen Mehrausgaben bewegen sich aber in einem „moderaten Rahmen“, sagt Michael Ostholthoff. Das Bistum Münster beteiligt sich, den Löwenanteil trägt die Pfarrei.

Maler mit Schwamm an Kirchenwand
Ein Mitarbeiter der Firma Tewes hat deutlich markiert, wie schmutzig die Wände der Sixtus-Kirche sind. © Steffi Biber

„Für unsere Stadtkirche, die ein prägendes Bauwerk und ein Blickfang der Stadt ist, ist das Beste gut genug“, findet Pfarrer Ostholthoff. Horst Neumann und seine Kollegen freuen sich jedenfalls, dass sie zum Erhalt der Kirche sichtbar beitragen können.

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