Es ist noch nicht lange her, da weilte Diakon Markus Kemper in Rom. Er unterstützte auf Bitten des Souveränen Malteser-Ordens die italienischen Malteser beim Sanitätsdienst. Denn jetzt, zum Heiligen Jahr, strömen noch mehr Pilgerinnen und Pilger nach Rom als sonst. Markus Kemper kümmerte sich vom 22. bis 29. März um kleinere Unfälle oder auch medizinische Notfälle. So bekam er mit, wie Papst Franziskus am 23. März vom Krankenhaus zurück in den Vatikan gebracht wurde. „Ich habe die Bilder abends im italienischen Fernsehen gesehen und gedacht: Der Papst kommt zum Sterben nach Hause. Er wirkte sehr krank und hinfällig.“
Umso mehr bewunderte er den 88-jährigen Papst, als dieser sich am Ostersonntag noch einmal zeigte und den Ostersegen spendete. „Es ist für mich bemerkenswert, dass Papst Franziskus genau an dem Fest, an dem wir das Leben feiern, verstorben ist.“ Natürlich mache sein Tod traurig, aber für Christen sei der Tod eben nicht das Ende. „Wir Christen fallen nichts ins Leere, sondern gehen ins Licht.“ Für Markus Kemper war der Tod des Papstes am zweiten Ostertag ein letztes deutliches Zeichen seiner Kraft.
Große Widerstände in der Kurie
Diakon Markus Kemper hat den Papst mit argentinischen Wurzeln geschätzt, er hat sich aber genauso an ihm gerieben. Papst Franziskus habe die Kirche internationalisiert. „Menschen aller Kontinente kommen in Rom friedlich zusammen und sind vereint im Gebet“, so erlebte er seinen Aufenthalt im und rund um den Vatikan. Herausragend findet er das Engagement des Kirchenoberhauptes für die Armen der Welt. Markus Kemper sagt aber auch, der Papst habe tolle Ansätze für Veränderungen gesehen, habe Strukturen aufgebrochen, aber letzte Schritte seien oft ausgeblieben. Vielleicht waren die Widerstände in der Kurie und der Weltkirche doch zu groß.
Von dem Tod erfuhr Diakon Kemper in Gladbeck, Minuten vor Aufzeichnung eines Fernsehgottesdienstes. „Der Abstand zwischen Leben und Tod ist ein Atemzug“, ging es ihm spontan durch den Kopf.
Spontane Trauerrede
Michael Ostholthoff, leitender Pfarrer der Sixtus-Pfarrei, erfuhr während des Ostergottesdienstes in St. Lambertus vom Tod des Papstes. Vor dem Schluss-Segen bat er die Besucher noch einmal Platz zu nehmen. „Schon von der ersten Minute an erahnten die Menschen, dass Jorge Bergoglio der ganz andere Papst werden würde. Als er an jenem Abend des 13. März 2013 nicht mit frommen Floskeln vor die Menschen auf dem Petersplatz trat, sondern ihnen ein herzhaftes ‚Buona sera!‘ zusprach“, sagte Michael Ostholthoff in seiner spontanen Trauerrede.
Papst Franziskus habe das normale Leben auf Augenhöhe mit den Menschen geliebt. Zur Erinnerung: Der Päpstliche Palast im Vatikan sollte nicht sein Zuhause werden, er wählte ein Apartment im Gästehaus. Die Staatskarossen wurden gegen einen Fiat ausgetauscht, zu den für die liturgischen Moden im Vatikan Verantwortlichen sagte er: „Der Karneval ist nun vorbei!“ Der Papst trug fortan nicht mehr Prada, sondern Kik.

Allein sein Name sei bereits Programm gewesen, so Michael Ostholthoff. „Franziskus, der Bettelmönch aus Assisi, der den Armen nahe sein wollte und mit der ganzen Schöpfung auf geschwisterlichem Du stand, er war ihm Namenspatron und Vorbild.“ Bescheiden sei er gekommen, schon bei seiner ersten Stunde nach der Wahl. „Nicht das große Wort schwang er, sondern er bat die Menschen auf dem Petersplatz, für ihn zu beten.“
Was Pfarrer Ostholthoff besonders ansprach, war das konsequente Eintreten des Papstes für die Geflüchteten. Seine erste Reise ging nach Lampedusa. Immer wieder habe er mit deutlichen Worten gebrandmarkt, wenn er der Überzeugung gewesen sei, dass nicht gut umgegangen werde mit den Geflüchteten auf dieser Welt.
„Eine verbeulte Kirche“
Michael Ostholthoff hat sich ein Zitat besonders eingeprägt: „Mir ist eine verbeulte Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, weil sie auf die Straßen hinausgegangen ist, lieber als eine Kirche, die aufgrund ihrer Verschlossenheit und ihrer Bequemlichkeit sich an eigene Sicherheiten klammert und krank ist.“
Genau diesen Papst werde er vermissen, der die Menschen liebte und der, der Kirche den Tango beigebracht habe. „Dieser Tanz, bei dem nicht der eine führt und die andere sich führen lässt, sondern wo Partner ein Dazwischen offenhalten, einen Raum gestalten, der den besonderen Geist dieses Tanzes ausmacht.“